Das Brexit-Referendum war ein entscheidender Moment in der Geschichte der europäischen Integration. Das Ergebnis überraschte viele, da die Mehrheit für den EU-Austritt gestimmt hatte. Zwei Jahre später ist Großbritannien immer noch tief gespalten in Bezug auf die EU. Obwohl die Brexit-Verhandlungen schlecht verlaufen, geben die Befürworter vor allem den Politikern die Schuld. Die Meinung zur EU-Mitgliedschaft hat sich bisher kaum verändert.
Es besteht ein großes Interesse daran, warum die Menschen für den Brexit gestimmt haben. Zahlreiche Analysen haben verschiedene Faktoren untersucht. Es wurde festgestellt, dass die Zustimmung zum Brexit mit sozioökonomischen Faktoren wie der Klassenzugehörigkeit und den allgemeinen sozialen Ansichten zusammenhängt. Außerdem wächst die Sorge, dass andere EU-Mitgliedstaaten ähnliche Entwicklungen erleben könnten.
Wir haben das Brexit-Referendum systematisch analysiert und Daten aus 380 Landkreisen in England, Wales und Schottland verwendet. Wir haben auch Daten aus 107 Stadtbezirken in vier englischen Städten untersucht. Basierend auf diesen Daten haben wir verschiedene Variablen identifiziert, die das Referendumergebnis am besten vorhersagen können.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Stimmen für den EU-Austritt zu fast 92% durch die Unterstützung für die UK Independence Party (UKIP) erklärt werden können. Die Unterstützung für UKIP bei den Wahlen zum Europaparlament im Jahr 2014 ist ein entscheidender Faktor. Die Analyse der Faktoren, die den Aufstieg von UKIP erklären, ist daher für die Wahlforschung von großer Bedeutung.
Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass demografische und Bildungsfaktoren sowie die wirtschaftliche Struktur eines Landkreises einen großen Einfluss auf die Unterstützung für den EU-Austritt haben. Die direkte Verbindung eines Landkreises mit der EU spielt hingegen eine geringere Rolle.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sparpolitik der britischen Regierung, die zu starken Kürzungen der öffentlichen Ausgaben geführt hat. Landkreise, die stärker von Kürzungen betroffen waren, haben eher für den Brexit gestimmt. Dies deutet darauf hin, dass die Unzufriedenheit mit dem Lebensstandard in diesen Regionen eine Rolle spielt.
Es gibt auch einen schwachen Zusammenhang zwischen dem EU-Referendum und der Einwanderung. Insbesondere die Migration aus osteuropäischen Ländern hat die britischen Wähler beeinflusst. Die Wahrnehmung von Migration unterscheidet sich jedoch stark von der tatsächlichen Migration. Die genauen Gründe für diese Diskrepanz sind noch unklar.
Unsere Ergebnisse stimmen mit der Einschätzung überein, dass das Referendumergebnis hauptsächlich von langfristigen Determinanten angetrieben wurde. Die politische Debatte vor der Abstimmung hatte wahrscheinlich einen geringen Einfluss auf das Ergebnis. Die Spaltung des Landes ist nach wie vor stark spürbar.
Die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Brexit sollten in Großbritannien dringend angegangen werden. Die genauen Details des Austritts sind jedoch noch unklar. Eine Debatte über eine stärkere Vertretung im britischen Parlament und eine föderale Struktur könnte dazu beitragen, gesellschaftliche Spannungen rechtzeitig zu erkennen.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass ähnliche Abstimmungsmuster in anderen europäischen Ländern zu beobachten sind. Die Ergebnisse des Brexit-Referendums könnten daher auch für andere EU-Mitgliedstaaten relevant sein.
Insgesamt zeigt unsere Analyse, dass der Brexit eine komplexe Angelegenheit ist, die auf vielen verschiedenen Faktoren beruht. Es ist unerlässlich, diese Faktoren zu verstehen, um zukünftige politische Entscheidungen zu treffen und die Herausforderungen des sozialen und wirtschaftlichen Wandels zu bewältigen.