Eine erfolgreiche Jägerprüfung ist in allen Bundesländern eine Voraussetzung für den Jagdschein. Erst mit dem Zeugnis der Jägerprüfung kannst du den Jagdschein bei der unteren Jagdbehörde beantragen.
Jägerprüfungsordnung
Jagdrecht ist Landesrecht, daher gibt es in jedem Bundesland eine eigene Jägerprüfungsordnung (JPrO) und somit auch eine eigene Jägerprüfung. Die abgelegte Prüfung gilt jedoch deutschlandweit. Das bedeutet, wenn du die Jägerprüfung in Nordrhein-Westfalen (NRW) ablegst, kannst du den Jagdschein auch in Rheinland-Pfalz beantragen, sofern du dort deinen Wohnsitz hast.
Achte jedoch darauf, dass viele Jagdschulen ihre Prüfungen in einem anderen Bundesland abhalten als dem, in dem sie ansässig sind. Frage am besten vorher bei deiner Jagdschule nach, für welche Prüfung sie dich vorbereitet.
Die Jägerprüfungsordnung regelt, wie der Prüfungsausschuss zusammengesetzt ist, welche Prüfungsgebiete Bestandteil sind und wie das Prüfungsverfahren abläuft. Auch die Zulassung zur Jägerprüfung sowie die Regelungen zur Bewertung der Leistungen und möglichen Nachprüfungen können in der Verordnung nachgelesen werden.
Die Jägerprüfung findet aufgrund ihres Umfangs in der Regel an 2 aufeinanderfolgenden Tagen statt. Die Prüfungstermine werden von der zuständigen Jagdbehörde vergeben, nachdem du dich zur Prüfung angemeldet hast und alle Jagdschein-Voraussetzungen erfüllt sind (wie bezahlte Prüfungsgebühr, Teilnahme an einem Jagdausbildungskurs usw.).
Zu den prüfungsrelevanten Themen gehören auch Wildbiologie & Wildtierarten
Themengebiete der Jägerprüfung
Obwohl jedes Bundesland eine eigene Prüfung mit unterschiedlichen Regelungen und Schwerpunkten hat, müssen überall theoretische und praktische Kenntnisse in den gleichen Themengebieten nachgewiesen werden.
Die Bezeichnungen und Zuschnitte der Sachgebiete können sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden, doch die Inhalte sind identisch. Inhaltlich werden immer folgende Sachgebiete geprüft:
Tierarten, Wildbiologie, Wildhege, Naturschutz
In diesem Bereich geht es darum, die heimischen Tierarten sowie ihren Lebensraum zu kennen. Dabei werden sowohl die Arten, die unter das Jagdrecht fallen, als auch geschützte Tierarten und solche, die unter Naturschutz stehen, behandelt.
Es wird vor allem zwischen Federwild und Haarwild sowie geschützten Tierarten unterschieden.
Jagdliche Praxis, Wildkrankheiten und Behandlung des erlegten Wildes, Land- und Waldbau und Jagdhundewesen
Als angehender Jungjäger lernst du den praktischen Jagdbetrieb und die waidgerechte Jagdausübung kennen. Dazu gehören auch das Versorgen und Verwerten von erlegtem Wild sowie das Erkennen von Wildkrankheiten.
Die Verhütung von Wildschäden und die Grundlagen des Land- und Waldbaus, die als Lebensraum für unser Wild dienen, sind ebenfalls Teil der Prüfung.
Wie heißt es so schön: “Jagd ohne Hund ist Schund”. Daher sind auch Jagdhunde und ihre Ausbildung ein wichtiger Teil der Jagd und somit prüfungsrelevant.
Waffenrecht, Waffentechnik und sicherer Umgang mit Waffen und Munition
Im Fokus dieses Bereichs steht das Führen von Jagd- und Faustfeuerwaffen sowie insbesondere deren sichere Handhabung. Jeder Jäger muss sich zudem mit den Regelungen des Waffengesetzes (WaffG) auseinandersetzen.
Die Technik und der Aufbau verschiedener Waffen und ihrer Munition werden sowohl im schriftlichen als auch im mündlich-praktischen Teil geprüft.
Jagdrecht, Tierschutz sowie Naturschutz- und Landschaftspflegerecht
Als Jäger musst du einige rechtliche Vorschriften kennen. Neben dem Bundesjagdgesetz (BJG) sind unter anderem auch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Strafgesetzbuch (StGB) und das Tierschutzgesetz (TierSchG) relevant.
Schriftliche Prüfung
Die Jägerprüfung beginnt in der Regel mit einer schriftlichen Prüfung über die Sachgebiete. Dabei werden die Prüfungsfragen überall als Multiple-Choice-Fragen gestellt (mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern).
Der Fragenkatalog ist bekannt, sodass du die Fragen und Antworten im Vorfeld der Prüfung auswendig lernen kannst. Allerdings unterscheiden sich nicht nur der Zuschnitt der Themen in jedem Bundesland, sondern auch die Fragen selbst, ihre Anzahl und ihre Bewertung.
Wir haben für jedes Bundesland eine Übersicht zum Fragenkatalog der Jägerprüfung erstellt, die du einsehen kannst.
Lern-Apps zur Vorbereitung auf die Jagdprüfung
Die Fragenkataloge der einzelnen Bundesländer sind teilweise sehr umfangreich, wie du im vorherigen Abschnitt sehen konntest. Eine gute Lernstrategie und geeignete Lernmaterialien sind daher unerlässlich, um sich erfolgreich auf die schriftliche Prüfung vorzubereiten.
Es gibt einige gute Lern-Apps, die extrem hilfreich sind. Hier kannst du den kompletten Fragenkatalog für dein Bundesland herunterladen und direkt mit den Fragen für die einzelnen Sachgebiete loslegen. Diese Apps bieten dir sofortiges Feedback zu deinen Antworten, Erklärungen zur Fragestellung und dem Inhalt sowie die Möglichkeit, deinen Lernfortschritt in den einzelnen Fächern zu verfolgen.
Mehr Informationen zu geeigneten Hilfsmitteln und Lernmaterialien findest du in unserem Beitrag “Jagdschein Vorbereitung: 5 Hilfsmittel, mit denen du dich optimal auf die Prüfung vorbereitest!”.
Mündlich-Praktische Prüfung
Der mündlich-praktische Teil der Jägerprüfung umfasst die identischen Themengebiete wie die schriftliche Prüfung. Dieser Teil ist in der Regel der letzte Teil der Prüfung für den Jagdschein.
Der Prüfungsausschuss, der dich prüft, setzt sich hauptsächlich aus erfahrenen Jagdpächtern und einem Vertreter der unteren Jagdbehörde zusammen. Deine Ausbilder dürfen dich nicht prüfen.
Jedes Sachgebiet wird in Kleingruppen von bis zu 3 Personen geprüft. Hier wird dein gesamtes Wissen noch einmal abgefragt. Im Gegensatz zur schriftlichen Prüfung hilft hier reines Auswendiglernen nicht weiter. Du solltest jetzt wissen, wovon du sprichst.
Die prüfenden Jäger werden dich auch praktisch an Tierpräparaten, Gebissen oder Schädeln prüfen. Das Erkennen von Trittsiegeln, Blättern, Bäumen, Jagdgegenständen oder Jagdsignalen gehört ebenfalls zur Prüfung.
In einigen Bundesländern findet die praktische Jägerprüfung im Gelände statt, wie zum Beispiel in Baden-Württemberg und Niedersachsen. Dies bietet die Möglichkeit, auch die Jagdpraxis zu prüfen. Im Rahmen der Waffenhandhabung kann es beispielsweise vorkommen, dass du mit der Waffe pirschst, einen Hochstand besteigst und dort ein jagdliches Szenario durchspielst.
Die Waffenhandhabung ist in diesem Teil der Prüfung besonders wichtig, da hier der sichere Umgang mit Waffen und Munition geprüft wird. Dies ist ein sicherheitsrelevanter Aspekt für die Erteilung des Jagdscheins. Bei einem sicherheitsrelevanten Fehler bist du in den meisten Fällen sofort durchgefallen.
Aber keine Angst vor der praktischen Waffenprüfung. Du solltest dich gut darauf vorbereiten, denn kein Prüfer möchte dich durchfallen lassen. Sie möchten alle neben jemandem stehen, der sicher mit seiner Waffe umgehen kann. Mehr Regeln zur erfolgreichen Waffenhandhabung in der Jägerprüfung findest du in unserem Beitrag.
Schießprüfung
Die Schießprüfung für den Jagdschein unterscheidet sich in den einzelnen Bundesländern am stärksten.
In der Regel beinhaltet die Prüfung zum “Jagdlichen Schießen” Büchsen- und Flintenschießen, jedoch mit unterschiedlichen Bewertungsrichtlinien zum Bestehen. Das Flintenschießen wird in einigen Bundesländern an Wurftauben-Skeet oder -Trapp geprüft, in anderen hingegen am Kipphasen.
Die Prüfung kann gemäß der Jägerprüfungsordnung auch das Schießen mit Kurzwaffen umfassen.
Bitte beachte: Der “laufende Keiler” wird im Prüfungskontext auch als “flüchtiger Überläufer” bezeichnet.
Übersicht Schieß-Prüfung in deinem Bundesland (Stand: Nov 2022)
Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Informationen findest du in den Quellenangaben zur Jägerprüfungsordnung, bei deiner Jagdbehörde oder deinem Jagdausbilder (Jägerschaft oder Jagdschule).
Wo ist die Jägerprüfung am einfachsten?
Die Jägerprüfung für den Jagdschein ist aufgrund der individuellen Verordnungen in jedem Bundesland etwas anders. Die Art und Anzahl der Fragen sowie die Praxisnähe der Prüfung können von Land zu Land unterschiedlich sein.
Die Durchfallquote beim Jagdschein liegt bundesweit in den letzten Jahren immer um die 20%. In einigen Bundesländern ist sie höher oder niedriger.
Abschließend kann man diese Frage jedoch nicht pauschal beantworten. Ob es sich lohnt, beispielsweise in Nordrhein-Westfalen den Jagdschein in Bayern machen zu wollen, nur weil dort das Büchsenschießen Teil der Schießprüfung ist, ist fraglich.
Die Anzahl der Fragen im Fragenkatalog gibt nur bedingt Aufschluss über die Schwierigkeit der Prüfung. Es ist vor allem wichtig, dass du dich als zukünftiger Jäger intensiv mit den Themen der Jägerprüfung auseinandersetzt, da sie auch für dein späteres Jägerleben wichtig sind.
Jagdschulen wollen in der Regel geringe Durchfallquoten ihrer Schüler und lassen diese daher häufig in Bundesländern prüfen, die angeblich “einfacher” sind. Dennoch bleibt das Empfinden von “einfach” und “leicht” meist individuell.
Waidmannsheil und viel Erfolg!
Du möchtest den Jagdschein machen? Informiere dich hier über die Jagdschein Kosten und möglichen Ausbildungsmodelle.
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