Jeder, der eine neue Sprache lernt, stößt gleich zu Beginn auf die sogenannten Routineformeln – auch wenn sie selten so genannt werden. In jeder Sprache sind sie die Grundlage für die tägliche Kommunikation: Begrüßungen, Selbstvorstellungen und Verabschiedungen. Die Anwendung dieser Formeln folgt einem bestimmten Schema. Wenn man dieses Schema nicht beachtet, kann der Gesprächspartner verwirrt werden. Erfahren Sie, wie man sich in verschiedenen Situationen richtig begrüßt und verabschiedet.
Wichtige deutsche Begrüßungsformeln
Guten Morgen!
Diese Begrüßungsformel verwendet man morgens, zum Beispiel wenn man ins Büro zu seinen Kollegen kommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Person duzt oder siezt. Es ist unhöflich, nicht auf diese Begrüßung zu antworten. Die erwartete Antwort lautet: “Guten Morgen!” oder “Hallo!”. Die verkürzte Form “Morgen!” wirkt dabei etwas informeller. Achtung: Wenn der Chef einen ernst mit “Guten Morgen!” begrüßt, weil man zu spät zur Arbeit kommt, ist das kein freundlicher Gruß. Der Vorgesetzte zeigt damit, dass er das Zuspätkommen registriert hat und nicht begeistert ist.
Guten Tag!
Diese Begrüßung kann den ganzen Tag über verwendet werden, nicht nur morgens, sondern auch nachmittags. Erst am Abend wechselt man zu “Guten Abend!”. In Süddeutschland wird auch oft “Grüß Gott!” verwendet, und in Norddeutschland hört man “Moin!” oder “Moin Moin!”. Alle Varianten gelten für die Du- und Sie-Form. Auch hier ist es unhöflich, nicht auf die Begrüßung zu antworten. Die erwartete Antwort lautet: “Guten Tag!”, “Hallo!”, “Grüß Gott!” oder “Moin!”.
Hallo! / Hi! / Hey! / Hallöchen! / Na (, du)? / Moinsen! / Servus!
Diese Formeln sind informell. Das bedeutet, dass man die Person(en), die man so begrüßt, kennen sollte. Diese Art der Begrüßung funktioniert den ganzen Tag und auch die ganze Nacht. Sie ist nicht an eine bestimmte Zeit gebunden. Eine Variante, die in Süddeutschland verwendet wird, ist “Habedere”, eine Kurzform von “Ich habe die Ehre”. Achtung: Wie “Servus” kann auch “Habedere” eine Abschiedsformel sein. Auch bei informellen Begrüßungen unter Freunden sollte man unbedingt antworten. Zum Beispiel mit “Tag!”, “Hallo!”, “Hi!” oder “Hey!”.
Grüß dich! / Grüß Sie!
Diese Begrüßung wird besonders häufig in Süddeutschland verwendet. Sie ist unabhängig von der Tageszeit. Mögliche Antworten sind zum Beispiel “Servus!” (bei Bekannten) oder “Hallo!” bzw. “Guten Tag!” (bei Fremden).
Mahlzeit!
Diesen Gruß verwendet man zur Mittagszeit, wenn es Mittagessen gibt. In Deutschland ist das meistens zwischen 12 und 13 Uhr. Man hört diesen Gruß besonders häufig am Arbeitsplatz. Man kann ihn bei Freunden verwenden, aber auch bei Personen, die man siezt. Die erwartete Antwort ist einfach: “Mahlzeit!”. Eine ironische Variante, die aber kein Gruß ist, ist: “Na, dann Prost Mahlzeit!”. Das drückt Ärger oder Skepsis aus. Zum Beispiel, wenn der Chef sagt, dass man auch am Wochenende arbeiten muss.
(Guten) Abend!
Wie der Name schon sagt, wird dieser Gruß nur am Abend verwendet. Man kann ihn bei Freunden, aber auch bei fremden Personen verwenden, die man siezt. Wenn man den Gruß abkürzt und nur “Abend!” sagt, wirkt das etwas salopper. Mögliche Antworten sind zum Beispiel “Hallo!” oder “(Guten) Abend!”.
Wichtige deutsche Verabschiedungen
(Auf) Wiedersehen!
Dies ist der klassische Abschiedsgruß und funktioniert immer. Im Süden wird oft “Wiederschaun!” verwendet. Mögliche Antworten sind “Tschüss!”, “(Auf) Wiedersehen!” oder “(Auf) Wiederschaun!”. Achtung: Am Telefon sollte man diese Abschiedsformel nicht verwenden, da man seinen Gesprächspartner nicht sehen, sondern nur hören kann.
Tschüss(s)! / Tschau!
Diese Abschiedsformeln funktionieren bei Freunden und auch bei etwas besser bekannten fremden Personen. In Bayern wird “Tschüss!” oft nicht gern gehört. Hier verwendet man besser “Tschau!” (vom italienischen “Ciao!”), “Pfiat di/eich/Eahna!” oder “Servus!”. Von älteren Menschen hört man manchmal auch noch “Ade!”. Im Norden des Landes ist “Tschüss!” die typische Verabschiedung. Eine etwas saloppere Form ist “Tschö!”. Diese sollte man aber nur unter Bekannten verwenden. Alle diese Abschiedsformeln funktionieren zu jeder Tages- und Nachtzeit. Mögliche Antworten sind “Tschüss!”, “Tschö!” oder “Tschau!”.
Bis gleich! / Bis nachher! / Bis dann! / Bis später! / Bis dahin!
Auch wenn sich all diese Formeln ähnlich anhören, gibt es große Unterschiede in ihrer Verwendung. Wenn man diese Unterschiede nicht beachtet, kann es schnell zu Missverständnissen kommen. “Bis gleich!” verwendet man, wenn man die andere Person sehr bald wieder trifft. Wenn etwas mehr Zeit vergeht, kann man “Bis nachher!” oder “Bis später!” sagen. “Bis dahin!” lässt die Dauer bis zum nächsten Treffen offen. Es kann sein, dass man sich bald wieder sieht oder erst in ein paar Tagen. “Bis dann!” funktioniert ähnlich und kann unabhängig von der Dauer des Abschieds eingesetzt werden. Mögliche Antworten sind “Bis gleich!”, “Bis nachher!”, “Bis dann!” oder “Bis später!”.
Bis Montag! / Bis nächste Woche!
Bei dieser Abschiedsformel wird der konkrete Zeitpunkt des nächsten Wiedersehens genannt. Deshalb sollte man seinen Gesprächspartner unbedingt korrigieren, wenn er das Datum verwechselt. Mögliche Antworten sind “Ja, okay!”, “Alles klar!” oder “Bis dann!”.
Mach’s gut! / Machen Sie es gut!
Bei diesem Abschied wird eine gewisse Vertrautheit vorausgesetzt, auch wenn man den Gesprächspartner siezt. Der Zeitpunkt des Wiedersehens ist nicht konkret. Es kann eine Stunde oder ein Jahr sein. Diese Form des Abschieds ist ebenfalls unabhängig von der Tageszeit. Als Antwort kann man zum Beispiel “Ja, bis bald!” oder “Wir sehen uns!” sagen. Eine ironische Antwort, die von jüngeren Personen unter Freunden verwendet wird, ist: “Mach’s besser!”.
(Auf) Wiederhören!
Dies ist der klassische Abschiedsgruß am Telefon. Er wird benutzt, wenn man den Gesprächspartner nicht sehen kann. Mögliche Antworten sind “(Auf) Wiederhören!” oder “Tschüss!”.
(Gute) Nacht!
Dieser Abschiedsgruß wird verwendet, wenn mindestens einer der Gesprächspartner schlafen gehen möchte. Eltern sagen dies auch, wenn sie ihre Kinder ins Bett bringen, oft ergänzt durch “Schlaf gut!” oder “Träum schön!”. Als Antwort auf den Abschiedsgruß “Gute Nacht!” erwartet man normalerweise ebenfalls “Gute Nacht!”. Eine ironische Variante ist: “Na, dann gute Nacht!” – das bedeutet so viel wie: Das kann unangenehm werden.