Am Anfang einer Beziehung fühlen wir uns leidenschaftlich voneinander angezogen. Wir denken nur noch an unser “Objekt der Begierde”, fühlen uns in Ekstase und erfüllt, wenn die Liebe erwidert wird. Wir schweben regelrecht auf Wolke sieben! Doch fragen wir uns manchmal, ob die leidenschaftliche Liebe von Dauer ist oder es vielleicht besser ist, die Liebe auf einem freundschaftlichen Fundament aufzubauen. Die Psychologinnen Elaine Hatfield und Megan Forbes haben dazu interessante Erkenntnisse.
Leidenschaftliche Liebe und sexuelles Verlangen
Die leidenschaftliche Liebe gibt es schon immer, doch unterschiedliche Kulturen prägen die Art und Weise, wie Menschen Liebe betrachten und welchen Stellenwert sie dem sexuellen Verlangen beimessen. Im Westen und vermutlich auch in anderen Teilen der Welt ist die leidenschaftliche Liebe eng mit sexuellem Verlangen verbunden. Wenn wir verliebt sind, verspüren wir fast immer auch sexuelles Verlangen nach der Person, in die wir verliebt sind. Andererseits müssen wir nicht verliebt sein, um beispielsweise bei einem One-Night-Stand sexuelles Verlangen zu empfinden.
Leidenschaft als Sucht
Der Psychologe und Psychometriker Robert Sternberg vergleicht Leidenschaft mit einer Sucht: Anfangs überwältigen uns bei jeder Begegnung mit unserem geliebten Menschen intensive Glücksgefühle. Wir streben ständig nach diesem Zustand des “High-Seins”. Doch mit der Zeit kann sich eine Gewöhnung einstellen, und es fällt uns schwerer, dieses intensive Gefühl hervorzurufen. Nach einer Weile pendelt sich die Leidenschaft auf einem niedrigeren Niveau ein, das unterhalb des anfänglichen Maximums liegt. Ein weiterer Aspekt, der auf Leidenschaft als Sucht hindeutet, ist, dass wir regelrechte Entzugserscheinungen erleben können, wenn wir die angebetete Person verlieren. Es dauert eine Weile, bis wir diese Entzugserscheinungen überwunden haben.
Das Dreieck der Liebe
Sternberg betont in seinem “Dreieck der Liebe”, dass Leidenschaft nur ein Teil der Liebe ist. Leidenschaft bedeutet Aufregung, Begeisterung, Energie und das Gefühl, magisch von unserem Partner angezogen zu werden. Liebe besteht jedoch auch aus Intimität und Verbindlichkeit. Intimität bedeutet nicht unbedingt körperliche Nähe, sondern Vertrauen, Anteilnahme, Kommunikation, Fürsorge, Empathie, Verständnis und das Gefühl, verbunden zu sein. Verbindlichkeit beinhaltet die Entscheidung, eine (lange) Beziehung einzugehen.
Leidenschaftliche Liebe für immer?
Elaine Hatfield und Megan Forbes zufolge ist die leidenschaftliche Liebe offenbar nur ein vorübergehendes Gefühl – eine Euphorie, die bereits kurz nach der Hochzeit kontinuierlich abnimmt. Das klingt traurig, oder? Aber wir können annehmen, dass die leidenschaftliche Liebe der kameradschaftlichen Liebe Platz macht. Die kameradschaftliche Liebe ist ein weniger stürmisches, dafür aber umso sanfteres Gefühl tiefer Zuneigung. Als Partner empfinden wir eine angenehme Nähe und Verbundenheit. Einige Forscher gehen sogar davon aus, dass die kameradschaftliche Liebe wächst, sobald die leidenschaftliche Liebe nachlässt. Dennoch kann auch die kameradschaftliche Liebe abnehmen. Letztendlich bieten weder die leidenschaftliche noch die kameradschaftliche Liebe eine Garantie für eine glückliche gemeinsame Zukunft.
Soweit die wissenschaftlichen Erkenntnisse… Was denkst du: Schließen sich leidenschaftliche und kameradschaftliche Liebe aus? Und was hältst du für wichtig, um eine glückliche gemeinsame Zukunft zu haben? Wir sind gespannt auf deine Kommentare!
Quelle: Hatfield, Elaine/Forbes, Megan (2013): Leidenschaftliche Liebe für immer? In: Bormans, Leo (Hrsg.): Liebe. The World Book of Love. Das Geheimnis der Liebe. DuMont Buchverlag, Köln Sternberg, Robert (2013): Was heißt “Ich liebe dich”? In: Bormans, Leo (Hrsg.): Liebe. The World Book of Love. Das Geheimnis der Liebe. DuMont Buchverlag, Köln
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