Hallöchen Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber!
Erinnert ihr euch noch an den Kunstunterricht in der 10. Klasse? Dort habe ich etwas gelernt, was mir bis heute hilft, meine eigenen Bilder auf ihre Komposition hin zu analysieren – die Kompositionsskizze.
Aber warum ist eine Kompositionsskizze überhaupt wichtig?
Eine Kompositionsskizze ermöglicht es uns, das Gleichgewicht eines Bildes zu erkennen, die Gewichtung bestimmter Bereiche zu analysieren, die Verteilung von Licht und Schatten zu beurteilen, den Fokus zu identifizieren und eine Dynamik festzustellen. Klingt aufwendig, oder? Doch letztendlich entscheidet die Komposition darüber, ob ein Bild unruhig wirkt oder nicht, ob der Fokus richtig gesetzt ist und ob Dynamik vermittelt wird.
Mit verschiedenen Bildkompositionen können wir unterschiedliche Wirkungen erzielen und auch andere Werke besser analysieren. So können wir unsere Kritiken beispielsweise auf die Komposition stützen und so viel mehr aus einem Bild herausholen.
Persönlich nutze ich diese Methode schon seit einiger Zeit. Die Analyse läuft mittlerweile automatisch in meinem Kopf ab. Mein Geist zieht Linien, färbt Flächen ein und aus diesen Informationen kann ich Schlüsse ziehen.
Doch wie erstellt man eine Kompositionsskizze?
Um eine Kompositionsskizze anzufertigen, benötigt ihr das Bild und Pauschpapier. Solltet ihr kein Pauschpapier zur Hand haben, könnt ihr auch eine Kopie des Bildes oder normales Druckerpapier (80 g/m²) verwenden, um die Grundrisse des Bildes abzupausen. Wichtig ist, dass ihr eine Version habt, die ihr bemalen könnt!
Dann zeichnet ihr vier Linien. Eine von der Mitte der Länge und eine von der Mitte der Breite bis zur jeweils anderen Seite. Zusätzlich verbindet ihr die gegenüberliegenden Ecken mit einer Linie.
Nun sollten acht Flächen entstanden sein und alle Linien sollten sich in der Mitte des Bildes treffen.
Als nächstes schraffiert ihr die dunklen Stellen. Je dunkler die Stelle auf dem Original, desto dunkler sollte die Schraffur auf der Skizze sein. Versucht, so viele Schatten wie möglich einzufangen und zu kennzeichnen. Helle Stellen bleiben einfach unberührt.
Nun kommen die Richtungs- bzw. Bewegungspfeile. Wenn ihr auf dem Bild ein Element entdeckt, das sich bewegt, dann zeichnet einen Pfeil in die entsprechende Richtung. Je länger der Pfeil, desto schneller die Bewegung. Dieser Schritt ist nicht notwendig, wenn sich auf dem Bild nichts bewegt. Allerdings könnt ihr die Pfeile auch verwenden, um anzuzeigen, wohin das menschliche Auge die Linie fortsetzen würde. Wohin würde zum Beispiel die Straße führen, wenn sie weitergeführt würde? Wohin schickt das Auge einen, wenn man dieses Objekt betrachtet?
Zum Schluss könnt ihr noch andere Aspekte kennzeichnen, die ihr für wichtig haltet. Gibt es zum Beispiel Linien im Bild, die parallel zu den Rändern verlaufen? Dann markiert diese. Oder gibt es geometrische Objekte? Zeichnet sie ein. Guckt eine Figur auf dem Bild in eine bestimmte Richtung? Dann zeigt dies durch ein paar Striche an. All diese Entscheidungen müsst ihr von Bild zu Bild selbst treffen.
Supi! Nun habt ihr eure Kompositionsskizze! Und was sagt sie euch?
Das müsst ihr leider selber herausfinden …
Hier eine kleine Auflistung von Dingen, die ihr bemerken könnt. Natürlich gibt es noch viel mehr, aber es kommt immer auf das Bild an.
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Schaut euch die 8 Flächen an. Ist eine vielleicht besonders stark gefüllt, während eine andere leer ist? Dann liegt der Schwerpunkt des Bildes auf der gefüllteren Seite und die Verteilung ist nicht ausgeglichen. Diese Ungleichheit drückt Dynamik, Spannung und manchmal auch Unruhe aus.
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Wo befindet sich das “Hauptobjekt” in dem Werk? Befindet es sich genau dort, wo sich alle Linien kreuzen, also in der Mitte? Dann wird diesem Element große Aufmerksamkeit geschenkt. Allerdings wirkt es dadurch auch weniger dynamisch und platziert. Befindet sich das Hauptobjekt nicht in der Mitte, kann der Fokus dennoch darauf liegen, aber dann wird dieses Element als dynamischer und lebendiger wahrgenommen.
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Wie sieht es mit der Verteilung von Hell und Dunkel aus? Sind starke Kontraste erkennbar oder eher fließende Übergänge? Ist das Bild eher dunkel oder hell? Aus diesen Merkmalen könnt ihr eine allgemeine Grundstimmung ableiten. Ein dunkles Bild wirkt düster und manchmal monoton, während ein helles Bild freundlicher wirkt. Starke Kontraste machen das Bild interessanter für das Auge.
Es gibt noch so viel mehr, aber das sind generelle Aspekte, die ihr festlegen könnt. Schaut einfach genau hin und interpretiert die Informationen der Skizze selbstständig.
Falls ihr euch noch nicht vorstellen könnt, was ich meine, habe ich hier zwei kleine Kompositionsskizzen, die ich in meinem Kunstunterricht erstellt habe:
Vielleicht könnt ihr euch so besser vorstellen, wie es funktioniert.
Glaubt ihr, dass euch eine Kompositionsskizze helfen kann? Findet ihr es sinnvoll?
Lasst mir gerne euer Feedback und Fragen da.
Gruß,
Sigi