Die echte Kamille mag zwar zierlich und unscheinbar erscheinen, aber sie ist ein wahres Wunderkraut in vielerlei Hinsicht. Ihre Geschichte reicht bis in die frühesten Zeiten zurück und sie ist heute eine der beliebtesten und vielseitigsten Heilpflanzen für Mensch und Tier.
Verbreitung der Kamille
Ursprünglich stammt die Kamille aus Vorderasien, Süd- und Osteuropa. Doch sie hat sich über die Jahre in ganz Europa, Amerika und Australien verbreitet. Die Kamille gedeiht am besten auf sonnigen und warmen Böden. Sie wächst im Gebirge genauso gut wie im Flachland, auf Wiesen und Äckern, am Feldrand und auf Brachflächen. Leider ist die Kamille bei uns seltener geworden, da sie unter dem Einsatz von Herbiziden in Getreidefeldern und auf Feldfluren leidet. Dabei ist die Kamille ökologisch wertvoll und eine wichtige Nahrungsquelle für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten.
Matricaria, Chamomilla: Ein Frauenkraut mit Apfelduft
Die Kamille hat viele wissenschaftliche Namen, aber ein Name sticht besonders hervor: Matricaria chamomilla. Der Gattungsname Matricaria bezieht sich auf die lange Geschichte der Kamille als Frauenpflanze, da er von der lateinischen Bezeichnung “Matrix” für Gebärmutter abgeleitet ist. Schon im Mittelalter war die Kamille bei Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sehr geschätzt. Der deutsche Name Kamille stammt vom lateinischen “chamomilla” ab, was wiederum von der griechischen Bezeichnung “chamaímêlon” abgeleitet ist. Ursprünglich wurde die Kamille also “Erdapfel” genannt, wegen ihres niedrigen Wuchses und ihres apfelartigen Geruchs.
Echte Kamille – ein Kultkraut mit Geschichte
Die Kamille begleitet den Menschen seit tausenden von Jahren. Im alten Ägypten wurde die Kamille dem Sonnengott Ra zugeordnet. In Altengland war sie eine der neun heiligen Pflanzen und in der Germanischen Mythologie wurde sie als Pflanze des Lichtgottes Balder verehrt. Mit dem Einzug des Christentums wurde der Brauch des Kräutersammelns zu christlichen Sommerfesten übernommen und die Kamille spielt dabei eine wichtige Rolle. Heute ist die Kamille in der Heilkunde für Mensch und Tier ein Dauerbrenner. Sie wird bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt, wie zum Beispiel bei Verdauungsbeschwerden, Hauterkrankungen und als Anti-Stress-Kraut.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Kamille enthält viele natürliche Stoffe, die sie zu einer wichtigen Heilpflanze machen. Ihre Blütenköpfe enthalten ätherisches Öl, Flavonoide und Schleimstoffe, die eine entzündungshemmende und beruhigende Wirkung auf Haut und Schleimhäute haben. Kamille wirkt außerdem krampflösend und unterstützt die Wundheilung. Sie ist auch ein bewährtes Hausmittel bei Magenproblemen, Entzündungen im Mundraum und Halsschmerzen. Die Kamille ist also ein wahres Multitalent und kann für Mensch, Hund und Pferd vielseitig eingesetzt werden.
Kamille in der TCM
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird die Kamille als Pflanze mit vielen Talenten angesehen. Sie hat eine leicht wärmende Eigenschaft und wird als trocknend, krampflösend und schmerzstillend beschrieben. In der TCM wird die Kamille vor allem als Pflanze des Weiblichen betrachtet. Sie besitzt entspannende und harmonisierende Eigenschaften und wird bei Beschwerden aufgrund hormoneller Dysbalancen eingesetzt. Außerdem stärkt sie Haut und Schleimhäute.
Für Katzen ungeeignet
Die ätherischen Öle in der Kamille machen sie wertvoll als Heilpflanze, aber leider auch ungeeignet für Katzen. Diese Öle enthalten Stoffe, die für Katzen giftig sind. Die Kamille sollte daher nicht für Katzen verwendet werden.
Kamille selber sammeln
Früher war die Kamille auf Feld und Wiese weit verbreitet, heute ist sie seltener anzutreffen. Wenn man Glück hat, kann man sie aber noch in größeren Mengen finden. Beim Sammeln sollte man darauf achten, nicht an stark befahrenen Straßen oder in der Nähe von pestizidbehandelten Feldern zu pflücken. Die beste Zeit zum Sammeln ist der Hochsommer, wenn die leuchtenden Blütenköpfe sich gerade geöffnet haben.
Echte Kamille erkennen
Es gibt verschiedene Kamillenarten, die in Deutschland vorkommen. Die echte Kamille ist an ihrem aromatischen Geruch zu erkennen. Wenn man Pflanzenteile zwischen den Fingern zerreibt, entfaltet sich ein intensiver Kamillengeruch. Andere Kamillenarten riechen schwach oder gar nicht. Außerdem kann man die echte Kamille anhand des Inneren der Blütenköpfe erkennen. Der Blütenboden der echten Kamille ist im Inneren hohl, während er bei anderen Kamillenarten markig gefüllt ist.
Buchempfehlungen:
- R. Traversier/K. Staudinger/S. Friedrich: TCM mit westlichen Pflanzen
- C. Brendieck-Worm/M. Melzig: Phytotherapie in der Tiermedizin
- U. Bühring: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde
- J. K. Crevin/J. Philpott: Herbal medicine past and present
Quellen:
- Deutsche Apotheker Zeitung: Kamille – altbewährt und neu belegt
- PTAheute: Kamille – entzündungshemmend, wundheilend, krampflösend