Die Globalisierung hat dazu geführt, dass viele deutsche Unternehmen ihre wirtschaftlichen Aktivitäten ins Ausland verlagern. Eine Erhebung zeigt, dass rund 14 Prozent der Unternehmen zwischen 2001 und 2006 Teile ihrer Aktivitäten vom heimischen Standort ins Ausland verlagerten. Besonders Industrieunternehmen waren überdurchschnittlich stark von diesem Globalisierungsphänomen betroffen, wobei 20 Prozent ihre Aktivitäten ins Ausland verlagerten. In der übrigen Wirtschaft waren es 7 Prozent der Unternehmen.
Die wichtigsten Verlagerungsmotive
Die Senkung der Lohnkosten und der Zugang zu neuen Absatzmärkten sind die beiden Hauptmotive für die Verlagerung. Beide Gründe waren für mehr als vier Fünftel der befragten Unternehmen von Bedeutung. Neben den Lohnkosten spielten auch “andere Kosten” eine bedeutende Rolle. Steueranreize und strategische Vorgaben wurden ebenfalls als wichtige Motive genannt. Zusätzlich nannten viele Unternehmen ein “neues Geschäftsmodell”, “geringere Regulierung” sowie die “Produktentwicklung” als Beweggründe.
Die Auswirkungen auf Unternehmen
Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass größere Unternehmen tendenziell eher Verlagerungen ins Ausland vornehmen. So waren nur 5 Prozent der Unternehmen mit 1.000 oder mehr Beschäftigten, aber 9 Prozent der Verlagerungen in diese Kategorie einzuordnen. Im Vergleich dazu stammten nur 56 Prozent der auslandsverlagernden Unternehmen aus der Gruppe der Unternehmen mit 100 bis unter 250 Beschäftigten, obwohl diese 67 Prozent aller Unternehmen ausmachten.
Bei mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen wurden die Erwartungen an ein Engagement im Ausland erfüllt. Mehr als die Hälfte konnte einen besseren Zugang zu neuen Märkten erreichen. Rund zwei Drittel der Unternehmen verzeichneten positive Auswirkungen auf die Lohnkosten und die Hälfte stellte eine Senkung der übrigen Kosten fest. Fast drei Viertel der Unternehmen konnten ihre Wettbewerbsposition durch eine Verlagerung ins Ausland stärken. Es wurden nur wenig wesentliche unternehmerische Nachteile wahrgenommen, allenfalls erhöhte sich der Aufwand für die Logistik.
Wichtige Faktoren bei der Verlagerung
Eine Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung im Auftrag des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) weist darauf hin, dass nicht alle Verlagerungen die erhoffte Kostensenkung mit sich bringen. Viele Unternehmen unterschätzen die Kosten für Anlaufzeiten, Betreuung, Koordination, Qualitätssicherung und betriebliche Kontrolle oder berücksichtigen sie überhaupt nicht. Zudem können kulturelle Unterschiede die Kosten durch verschiedene Kommunikationsstile oder Arbeitsweisen erhöhen.
Bei vielen Betrieben machen die Lohnkosten, das Hauptmotiv für Verlagerungen, nur noch 10 Prozent der Gesamtkosten aus, wodurch die Einsparmöglichkeiten begrenzt sind. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die alternativen Standorte oft teurer sind, als von den Unternehmen angenommen. Gerade bei Unternehmen, bei denen die Markterschließung keine zentrale Rolle spielt, kann es daher zu einer Rückverlagerung der Produktion kommen.
Arbeitsplatzbilanz
Gemäß dem Statistischen Bundesamt wurden zwischen 2001 und 2006 durch Verlagerungen insgesamt 189.000 Stellen in Deutschland abgebaut. Gleichzeitig wurden 105.000 neue Arbeitsplätze am heimischen Standort geschaffen, was rund 56 Prozent der verlagerten Arbeitsplätze entspricht. Laut VDI liegt die Zahl der verlagerten Arbeitsplätze sogar bei mehr als 70.000 pro Jahr. Bei der Beurteilung dieser Arbeitsplatzbilanz ist jedoch zu beachten, dass Unternehmen, deren Wettbewerbsposition sich durch Verlagerung nicht verbessert, Marktanteile an die internationale Konkurrenz verlieren können, was ebenfalls zu Arbeitsplatzverlusten führen kann.
Quelle: Statistisches Bundesamt: Verflechtung deutscher Unternehmen mit dem Ausland 2009, STATmagazin: Engagement deutscher Unternehmen im Ausland, Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI): www.vdi.de