Viele Hundebesitzer*innen fragen sich nicht nur bei Hündinnen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Kastration ist. Die Gründe für eine Kastration bei Rüden sind vielfältig. Oft steht das dominante und impulsive Verhalten an erster Stelle. Aber was passiert eigentlich bei einer Kastration und ab welchem Alter sollte sie durchgeführt werden?
Die Kastration von Hunden im Überblick
Was ist eine Kastration?
Bei einer Kastration werden den Hunden die Keimdrüsen entfernt. Bei Rüden befinden sich diese in den Hoden, bei Hündinnen umfassen sie die Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und den Muttermund. Im Gegensatz zur Sterilisation, bei der lediglich Samen- oder Eileiter durchtrennt werden, werden bei der Kastration unter Vollnarkose Organe entfernt. Dieser irreversible Eingriff erfordert eine medizinische Indikation gemäß dem Tierschutzgesetz.
Wie läuft eine Kastration bei Rüden ab?
- Rasur und Desinfektion des Bereichs.
- Vorschieben des Hodens vor den Hodensack, Schnitt vor dem Hodensack.
- Vorverlagerung von (Neben-)Hoden und Abklemmung des Samenstrangs.
- Abtrennung und Entfernung der Hoden.
- Vernähen des Schnitts.
Nach dem Eingriff sollte der Hund sich von dem Schock erholen und kann dann mit einem Snack belohnt werden. Warte jedoch ab, bis die Narkose nicht mehr wirkt. Ein schmackhafter Snack von Pets Deli eignet sich perfekt!
Vor und nach der Operation: Was gibt es zu beachten?
Die Dauer einer Kastration bei Rüden beträgt durchschnittlich etwa 30 Minuten. Vor der Operation sollte der Hund 12 Stunden lang nichts fressen und nüchtern erscheinen. Ein kleiner Schluck Wasser am Morgen ist erlaubt, jedoch darf vor der OP nichts mehr getrunken werden.
Nach der Operation ist der Hund noch etwas benommen und benötigt in den ersten Stunden eine permanente Betreuung. Spaziergänge sollten in den ersten Tagen kurz gehalten werden, da die Wunde erst heilen muss und der Hund Ruhe braucht. Kleine Sprünge, Treppensteigen und ähnliches können die Wunde dehnen und zu Nachblutungen führen. Tägliche Kontrolle der Wunde ist wichtig, und bei Bedenken sollte der Hund von einem Tierarzt untersucht werden.
Nach 10 Tagen können die Fäden gezogen werden. Um zu verhindern, dass der Hund an der Wunde knabbert, empfiehlt sich eine Halskrause oder ein Body für Hunde.
Kastrierte Hunde neigen oft zu einer Gewichtszunahme und benötigen weniger Energie als unkastrierte Rüden. Daher solltest du die Fütterungsempfehlungen entsprechend anpassen. Achte beim Futter auf eine Zusammensetzung ohne Getreide, Zucker und künstliche Farb- sowie Aromastoffe.
Gründe für eine Kastration von Rüden: erwiesen oder nicht?
Eine Kastration sollte nie ohne Grund erfolgen, da bei jeder Vollnarkose gewisse Risiken bestehen. Bisher gibt es jedoch keine Belege für Aussagen wie “Kastration löst Verhaltensprobleme und/oder senkt das Krebsrisiko”. Dennoch entscheiden sich viele Hundebesitzer*innen aus diesen Gründen für eine Kastration.
Bei Fragen des Gehorsams, der Dominanz und der Aggression hat eine Kastration keine gesicherten Vorteile. Oft wird vergessen, dass viele Hunderassen von Natur aus beschützend sind. Diese Veranlagung bleibt auch nach einer Kastration bestehen. Wenn Hunde dazu neigen, ungehorsam zu sein und Artgenossen zu besteigen, wird eine Kastration in den meisten Fällen keine Besserung bringen. Es fehlen auch Beweise für den Zusammenhang zwischen Kastration und Krebsreduktion. Eine vermutete Reduktion des Krebsrisikos kann nur angenommen werden, wenn Hunde vor der Geschlechtsreife, also quasi im Welpenalter, kastriert werden.
Welche validen und erwiesenen Gründe sprechen für eine Kastration? Hunde, die kastriert werden, können sich nicht mehr fortpflanzen. Wenn dein Hund in einer Gruppe mit Hündinnen lebt und eine Trächtigkeit ausgeschlossen werden soll, ist eine Kastration neben der Separation der Hunde eine Möglichkeit. Die ausbleibenden Hormone reduzieren bei Rüden auch den Stress. Die ständige Suche nach läufigen Hündinnen wird dadurch weniger belastend. Weitere medizinische Gründe können bereits diagnostizierte Krankheiten sein, wie Hodenkrebs, Hodendrehungen, Hodenhochstand oder Prostataprobleme.
Der richtige Zeitpunkt: Wann sollte man Hunde kastrieren lassen?
Wenn eine medizinische Indikation für eine Kastration vorliegt und deine Tierärztin oder dein Tierarzt zustimmt, stellt sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt.
In der Pubertät von Hunden, die etwa ab dem 6. Lebensmonat beginnt, werden Hormone ausgeschüttet, die die körperliche und psychische Entwicklung beeinflussen. Neben dem körperlichen Wachstum gehen damit auch verhaltensbezogene Veränderungen einher. Dein Hund wird reifer. Sexualhormone beeinflussen sowohl den Knochenbau als auch das Verhalten deines Hundes. Früh kastrierte Hunde, also vor der Geschlechtsreife, zeigen ihr Leben lang ein deutlich kindlicheres Verhalten und das Wachstum wird gehemmt. Daher empfiehlt sich eine Kastration fast immer erst nach Abschluss der Pubertät. Tierärzt*innen können feststellen, ob ein Hund ausgewachsen und vollständig entwickelt ist. In der Regel ist dies mit Abschluss des 1. Lebensjahres der Fall.
“Kastration auf Zeit” – Kastrations-Chip bei Rüden?
Da eine Kastration bei Rüden aus medizinischen Gründen gerechtfertigt sein muss, hoffen einige Hundebesitzer*innen dennoch auf eine Verbesserung des Revier- und Aggressionsverhaltens. Aus diesem Grund bieten einige Tierarztpraxen die chemische Kastration an, bei der ein Kastrations-Chip, das sogenannte Suprelorin-Implantat, injiziert wird. Dieser Chip hemmt Testosteron und die Fähigkeit zur Fortpflanzung für ca. 12-14 Monate. Dadurch kann man vorerst auf einen operativen Eingriff verzichten und gleichzeitig beobachten, ob das erhoffte Verhalten eintritt oder nicht.