Kastration beim Hund ist ein viel diskutiertes Thema unter Hundehaltern. Während die einen dafür sind, gibt es auch strikte Gegner. Nun stellt die chemische Kastration beim Rüden eine vielversprechende Alternative dar, die angeblich mehr Vorteile bietet als die operative Kastration. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über diese Art der Hundekastration.
Was ist die chemische Kastration beim Rüden?
Bei der herkömmlichen Kastration entfernt der Tierarzt die Hoden des Rüden, um seine Fortpflanzungsfähigkeit zu eliminieren. Allerdings gibt es viele Gründe, die gegen diese Methode sprechen. Die neuesten Forschungsergebnisse zeigen, dass eine Kastration die Bildung von Krebstumoren und anderen Krankheiten begünstigen kann. Zudem können kastrierte Hunde mit Übergewicht, Schilddrüsenunterfunktionen und Kreuzbandrissen zu kämpfen haben, ganz zu schweigen von möglichen Wesensveränderungen. Daher wurde nach einer Möglichkeit gesucht, diese Nachteile zu minimieren. Das Ergebnis ist die chemische Kastration beim Rüden. Hierbei wird dem Hund ein Medikament in Form eines Implantats verabreicht, das nach und nach die Produktion von Testosteron und Samenzellen reduziert. Dadurch wird der Rüde nach etwa vier bis sechs Wochen unfruchtbar. Das Implantat kann bis zu einem halben Jahr wirksam sein.
Verhaltensauffälligkeiten erkennen
Die chemische Kastration beim Rüden wird auch häufig genutzt, um festzustellen, ob bestimmte Verhaltensauffälligkeiten des Hundes mit dem Testosteronspiegel zusammenhängen. Verbessert sich das Verhalten des Rüden durch das Implantat, deutet dies oft darauf hin. In diesem Fall kann eine vollständige Kastration in Erwägung gezogen werden, um die Probleme zu lösen. Bei bereits bestehenden Hodentumoren oder anderen Erkrankungen der Geschlechtsorgane raten die meisten Tierärzte von einer chemischen Kastration ab. Zudem sollte das Präparat nicht bei Hunden unter einem Jahr angewendet werden.
Vorteile und Kosten
Ein weiterer Vorteil der chemischen Kastration ist, dass die Nebenwirkungen im Vergleich zur chirurgischen Kastration nur vorübergehend auftreten. Viele kastrierte Hunde leiden beispielsweise unter gesteigertem Appetit und Harninkontinenz, die durch das Implantat ebenfalls verschwinden können. Die Kosten für das Implantat liegen in der Regel zwischen 60 und 90 Euro. Hinzu kommen weitere Kosten wie die Beratung durch den Tierarzt und die Behandlung selbst. Insgesamt kann man mit Kosten von etwa 200 Euro rechnen. Wird der Hund später chirurgisch kastriert, kommen noch mindestens weitere 200 Euro hinzu.
Nachteile und Fazit
Wie auch bei der chirurgischen Kastration kann es bei der chemischen Kastration zu einer Zunahme des Hungergefühls kommen und der Kalorienbedarf des Hundes verringert sich. Zudem sind die Langzeitwirkungen und möglichen Spätfolgen dieser Methode noch nicht ausreichend erforscht. Es könnte sich herausstellen, dass die chemische Kastration wie die operative Kastration das Krebsrisiko erhöht. Die chemische Kastration wird in erster Linie eingesetzt, um unerwünschte Verhaltensweisen zu reduzieren, wie beispielsweise Aufreiten, ständiges Markieren oder Aggression gegenüber Artgenossen. Allerdings sind die Auswirkungen des Implantats von Hund zu Hund unterschiedlich, sodass nicht garantiert ist, dass sich die Verhaltensprobleme durch die chemische Kastration verbessern. Zudem sollte diese Methode nur vorübergehend angewendet werden und nicht jahrelang immer wieder mit einem neuen Implantat.
Unser Fazit lautet: Bei einem gesunden Hund sollte man die chemische Kastration beim Rüden vermeiden. Ist der Hund jedoch hypersexualisiert und leidet unter starkem Stress, kann das Implantat tatsächlich zur Stressminderung und zum Wohlbefinden des Hundes beitragen. In den meisten anderen Fällen, wie Aufreiten oder Aggression gegenüber Artgenossen, ist das Implantat unserer Meinung nach lediglich eine bequeme Alternative zum Besuch einer Hundeschule. Denn es gibt kaum Verhaltensauffälligkeiten, die nicht durch eine gute Partnerschaft und eine solide Erziehung nachhaltig verbessert werden können. Sprechen Sie jedoch auf jeden Fall mit Ihrem Tierarzt, der Ihr Tier und dessen Krankheitsgeschichte am besten kennt, bevor Sie eine Entscheidung treffen.