Die Sanitärbranche im Visier: Das “Klo-Kartell” und der Internet-Handel

Die Sanitärbranche im Visier: Das “Klo-Kartell” und der Internet-Handel

In der heutigen digitalen Welt kaufen immer mehr Menschen ihre Produkte online. Auch sperrige Waren wie Badewannen und Duschkabinen gehören dazu. Doch diese Entwicklung gefällt vielen etablierten Unternehmen in der Sanitärbranche nicht. Die traditionellen Firmen sehen ihre Position durch den wachsenden Online-Handel bedroht. Ein Beispiel ist der Online-Händler Reuter, der bereits seit 2004 Sanitärprodukte über das Internet vertreibt.

Der Erfolg des Online-Händlers Reuter

Bernd Reuter, Gründer und Geschäftsführer von Reuter, verpackt täglich tausende Sendungen mit Duschköpfen, Waschbecken, WCs und kompletten Badewannen in einer riesigen Logistikhalle am Niederrhein. Die Kunden erhalten ihre Ware in der Regel schon am nächsten Tag. Reuter bietet Produkte von über 180 Herstellern an und kann diese bis zu 50 Prozent günstiger anbieten als der traditionelle Handel. Dabei betont Reuter, dass er die gleiche Qualität und die gleichen Garantieversprechen wie der herkömmliche Handel bietet. Reuter möchte mit seinem Fachwissen und kompetenter Beratung überzeugen.

Vorwürfe gegen das “Klo-Kartell”

Die deutsche Sanitärbranche verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro. Doch viele etablierte Unternehmen sind besorgt über den wachsenden Online-Handel. Eine Umfrage des NRW-Fachverbandes der Sanitär-, Heizungs- und Klimabauer (SHK) zeigte, dass die meisten Großhändler weiterhin ausschließlich auf den traditionellen Vertriebsweg über Hersteller, Großhandel und Handwerker setzen. Direktverkäufe an Endkunden und der Betrieb eigener Online-Shops werden abgelehnt. Diese Haltung führt zu Konflikten mit erfolgreichen Newcomern wie Bernd Reuter.

Blockaden und Rechtsstreitigkeiten

Reuter wurde bereits 2006 von Herstellern, wie zum Beispiel Dornbracht, blockiert. Der Edel-Hersteller aus Iserlohn versuchte, Reuter die Verwendung von Produktfotos in seinem Online-Katalog zu untersagen. Seit 2012 führt Reuter einen Schadenersatzprozess wegen möglicher kartellrechtlicher Praktiken gegen Dornbracht. Auch andere Hersteller versuchen laut Reuter, ihre Produkte nicht an ihn zu liefern. Trotz dieser Hindernisse findet Reuter immer einen Weg, an die Waren zu gelangen und seinen Kunden weiterhin günstige Preise anzubieten.

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Die Forderung nach fairen Marktbedingungen

Etwa zehn Prozent des Sanitärbedarfs werden bereits im Baumarkt oder online verkauft. Der Groß- und Fachhandel dominieren jedoch noch mit etwa 80 Prozent. Reuter fordert faire Marktbedingungen für den Internethandel, wie sie bereits in vielen europäischen Ländern vorhanden sind. Auch die NRW-Verbraucherzentrale betont die Notwendigkeit eines fairen und transparenten Wettbewerbs in der Sanitärbranche.

Das “Klo-Kartell” steht unter Verdacht

Das Bundeskartellamt hat am 6. März Durchsuchungen im Sanitärgroßhandel durchgeführt. Die Ermittlungen sollen klären, ob Sanitärgroßhändler ein System der Preiskoordinierung betreiben, das zu Kartellpreisen gegenüber Installateuren führt. Die Durchsuchungen wurden an 14 Standorten, einschließlich Privatwohnungen, durchgeführt. Das Ergebnis bleibt vorerst geheim. Aufgrund der Untersuchungen wurde eine Absichtserklärung zwischen dem Deutschen Großhandelsverband Technik (DGH) und dem Sanitär-Zentralverband auf der Messe in Frankfurt nicht unterzeichnet.

Fazit

Die Sanitärbranche steht vor Herausforderungen durch den wachsenden Online-Handel. Etablierte Unternehmen versuchen, ihre Position zu verteidigen, während Online-Händler wie Reuter faire Marktbedingungen fordern. Die Untersuchungen des Bundeskartellamtes könnten Aufschluss darüber geben, ob es im Sanitärgroßhandel tatsächlich ein System der Preiskoordinierung gibt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Sanitärbranche weiterentwickeln wird.