Die sichere Diagnose der Hypothyreose beim Hund

Die sichere Diagnose der Hypothyreose beim Hund

Die Hypothyreose ist eine der häufigsten Endokrinopathien beim Hund. Um diese Erkrankung festzustellen, werden die Konzentrationen der Schilddrüsenhormone und des TSH gemessen. Unter Umständen werden auch Stimulationstests durchgeführt. Im Folgenden finden Sie eine Aufstellung relevanter endokriner Tests und Parameter zur Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion beim Hund.

Die Gesamt-T4-Konzentration als Screeningtest

Die Gesamt-T4 (TT4)-Konzentration umfasst das proteingebundene und das freie T4. Sie wird mittels Radioimmunassay (RIA) oder Enzymimmunassay (EIA) bestimmt. Es gibt auch ELISA-Schnelltests für den Einsatz in der Praxis. Der normale Referenzbereich für T4 liegt bei 0,8 bis 1,0 µg/dl (10-13 nmol/l) [4], [7].

Eine aktuelle Studie verglich die TT4-Messungen zweier neuer Assays (IDEXX Catalyst Total T4 [CTT4] und Immulite 2000 TT4 [ITT4]) mit denen des in vielen Laboren verwendeten Microgenics DRI TT4 Enzymimmunassays (MTT4). Der MTT4 wurde bisher nur für die TT4-Messung bei Katzen validiert, während für die anderen beiden Tests keine Validierung bei Hunden und Katzen vorliegt. Da noch kein Goldstandard für die TT4-Messung festgelegt wurde, war dies das Ziel der Studie. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Ergebnisse des CTT4 nur bei hohen T4-Konzentrationen von denen des MTT4 unterschieden, während der ITT4 die Konzentrationen im Vergleich unterschätzte. Die Autoren empfehlen daher, bei wiederholten TT4-Messungen immer den gleichen Assay und dasselbe Labor zu nutzen [48].

Die TT4-Messung ist ein guter Screeningtest bei Verdacht auf Hypothyreose oder zur Bestätigung einer physiologischen Schilddrüsenfunktion. Eine erniedrigte TT4-Konzentration sollte jedoch immer in Verbindung mit fT4, TSH und TgAA interpretiert werden, da das Ergebnis sonst unspezifisch ist [4], [7].

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Die fT4-Konzentration als genauer Indikator

Das freie T4 (fT4) macht etwa 1 % des TT4 aus und ist das nicht proteingebundene T4 im Blut. Die Konzentration von fT4 korreliert stark mit dem klinischen Zustand des Hundes [7]. Die Messung von fT4 ist technisch anspruchsvoller als die von TT4 und wird beim Hund häufig mittels modifizierter Äquilibriumdialyse (ED), Elektrochemilumineszenz-Immunassay (ECLIA) und “DiaSorin two-step Assay” durchgeführt. Bei ED und “DiaSorin two-step Assay” beträgt der Referenzbereich 0,5-0,8 ng/dl (6-10 pmol/l) [4], [7].

Die fT4-Messung ist besonders vorteilhaft, da sie weniger durch Medikamente oder Erkrankungen beeinflusst wird als TT4. Bei Messungen mittels ED wird das Ergebnis nicht von T4-Autoantikörpern beeinflusst [4], [7].

Die Gesamt-T3-Konzentration bei bestimmten Hunderassen

T3 ist das potenteste Schilddrüsenhormon auf Zellebene. Beim Hund werden jedoch nur ca. 50-60 % des im Blut zirkulierenden T3 von der Schilddrüse produziert. Eine Messung der T3-Konzentration hat daher eine niedrige Sensitivität und Spezifität für die Diagnose einer Hypothyreose [7].

Es wurde festgestellt, dass die TT4- und fT4-Konzentrationen bei einigen Windhundrassen (z.B. Greyhound, Afghanischer Windhund, Saluki und Whippet) physiologischerweise niedriger sind als bei anderen Rassen. Die Gesamt-T3-Konzentration und die TSH-Konzentration sollen jedoch vergleichbar sein. Daher könnte eine niedrige Gesamt-T3-Konzentration zusammen mit niedrigen TT4- und fT4-Konzentrationen bei Windhunden auf eine Hypothyreose hinweisen [7], [49].

Der TSH-Stimulationstest zur Funktionsüberprüfung

Die Messung der TSH-Konzentration gibt Aufschluss über die Funktionalität der Hypophysen-Schilddrüsen-Achse. Bei Hunden kann die TSH-Konzentration mittels Chemolumineszenz, Immunradiometrie und Enzymimmunometrie bestimmt werden, wobei die Chemolumineszenz als präziseste Methode gilt.

Eine erhöhte TSH-Konzentration bei Hypothyreose wird erwartet, da eine negative Rückkopplung fehlt. Eine Unterscheidung zwischen niedriger und physiologischer TSH-Konzentration ist derzeit jedoch noch nicht möglich. Die TSH-Konzentration sollte immer in Verbindung mit den gemessenen T4- und/oder fT4-Konzentrationen interpretiert werden, da die TSH-Konzentration allein nicht aussagekräftig ist [4], [7].

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In einer aktuellen Studie mit 26 hypothyreoten Hunden betrug die Spezifität des kaninen TSH (cTSH) 100 %, die Sensitivität lag jedoch bei 60 % [50]. Eine cTSH-Konzentration im Referenzbereich schließt daher eine Hypothyreose nicht aus, da TSH bei hypothyreoten Hunden pulsatil freigesetzt wird [51]. Es wird auch vermutet, dass es bei einer langfristigen Hypothyreose zu einer “Erschöpfung” der Hypophyse kommen kann, wodurch die TSH-Konzentration nicht mehr erhöht ist [7].

Bei Hunden mit Morbus Addison sollte die cTSH-Konzentration kritisch bewertet werden. In einer Studie wiesen 11 von 30 Hunden bei Diagnosestellung eine erhöhte TSH-Konzentration auf, die sich nach Behandlung der Grunderkrankung ohne Schilddrüsenhormonsubstitution normalisierte [52].

Diese Tests bieten eine gute Grundlage zur Diagnose der Hypothyreose beim Hund. Es ist wichtig, die Ergebnisse im Kontext der klinischen Symptome und des individuellen Hintergrunds des Hundes zu interpretieren. Im Zweifelsfall sollte immer ein erfahrener Tierarzt hinzugezogen werden.

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