Das Studieren hat sich in den letzten 20 Jahren in Deutschland stark verändert. Im Wintersemester 2020/21 gab es fast 3 Millionen Studierende, was einer Steigerung um mehr als 1,1 Millionen oder 63,6 Prozent entspricht. Frauen erwerben zwar häufiger als Männer die Hochschulreife, nutzen sie aber seltener für die Aufnahme eines Studiums. Auch die Entscheidung für technische Studienfächer fällt bei Frauen immer noch seltener als bei Männern. Doch diese Situation befindet sich im Wandel.
Fakten
Im Jahr 1995 hatten 34,7 Prozent der Männer und 38,1 Prozent der Frauen die Studienberechtigung, was bedeutet, dass insgesamt gut ein Drittel der Bevölkerung die Voraussetzungen für ein Hochschulstudium erfüllte. Obwohl die Studienberechtigtenquote im Jahr 2012 ihren Höhepunkt erreichte (Männer: 55,1 Prozent / Frauen: 64,3 Prozent), hat sich der Unterschied zwischen Männern und Frauen in den folgenden Jahren weiter vergrößert. Im Jahr 2019 erwarben 57,0 Prozent der jungen Frauen die Hochschulreife, während es bei den jungen Männern nur 44,6 Prozent waren (2020: 52,5 gegenüber 41,4 Prozent). Bereits beim Gymnasialabschluss gibt es einen höheren Anteil an jungen Frauen als an jungen Männern. Allerdings entscheiden sich männliche Absolventen häufiger für ein Studium als weibliche. Kurz gesagt: Frauen erwerben häufiger als Männer die Hochschulreife, nutzen sie aber seltener für ein Studium.
Von der Wintersemester 2000/01 bis Wintersemester 2010/11 stieg die Zahl der Studierenden von 1,80 auf 2,22 Millionen, was einem Zuwachs von 418.000 Studierenden oder 23,2 Prozent entspricht. In den nächsten zehn Jahren gab es einen noch stärkeren Anstieg: Im Wintersemester 2020/21 studierten insgesamt 2,94 Millionen Menschen an deutschen Hochschulen (plus 726.500 Studierende oder plus 32,8 Prozent). 60,5 Prozent aller Studierenden waren an Universitäten eingeschrieben und 36,3 Prozent an Fachhochschulen. Die restlichen Studierenden verteilen sich auf Verwaltungsfachhochschulen (1,9 Prozent) und Kunsthochschulen (1,3 Prozent).
Im Wintersemester 2020/21 waren 85,9 Prozent der Studierenden Deutsche und 14,1 Prozent ausländische Studierende. Von den insgesamt 416.437 ausländischen Studierenden waren 324.729 sogenannte Bildungsausländer, die ihre Hochschulzugangsberechtigung im Ausland oder an einem Studienkolleg erworben haben, und 91.708 Bildungsinländer, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erworben haben. Allerdings nicht an einem Studienkolleg.
China war auch im Wintersemester 2020/21 das Herkunftsland mit den meisten Bildungsausländern (40.122 bzw. 12,4 Prozent). Dahinter folgten Indien (8,8 Prozent), Syrien (5,2 Prozent), Österreich (4,2 Prozent), Russland und Iran (jeweils 3,3 Prozent) sowie die Türkei (3,1 Prozent). Die EU-Mitgliedstaaten hatten zusammen einen Anteil von 21,1 Prozent.
Unter den 91.700 Bildungsinländern hatten rund 27.000 die türkische Staatsangehörigkeit (29,5 Prozent). Danach folgten Studierende aus Italien (6,0 Prozent), Griechenland und Russland (jeweils 4,1 Prozent), sowie Kroatien und China (jeweils 3,7 Prozent).
Abgesehen von Schwankungen im Zeitverlauf entscheiden sich immer mehr Studierende für ein Studium im Ausland. Während im Jahr 1980 auf 1.000 Studierende im Inland 18 ausländische Studierende kamen, waren es im Jahr 2000 bereits 32 und im Jahr 2019 54. Die Zahl der deutschen Auslandsstudierenden betrug im Jahr 2019 rund 137.900 (2000: 52.100). Die beliebtesten Länder für ein Auslandsstudium waren Österreich (21,9 Prozent), die Niederlande (16,3 Prozent), das Vereinigte Königreich (10,3 Prozent), die Schweiz (8,4 Prozent), die USA (6,7 Prozent), China (geschätzt 5,9 Prozent), Frankreich (3,4 Prozent) und die Türkei (2,9 Prozent). Diese acht Länder machten zusammen mehr als drei Viertel der Auslandsstudierenden aus. Bezogen auf das Jahr 2019 und die deutschen Studierenden im Ausland entfielen mehr als zwei Drittel auf EU-Mitgliedstaaten (70,4 Prozent), weitere 12,5 Prozent verteilten sich auf andere europäische Länder. Insgesamt blieben also 82,9 Prozent der deutschen Auslandsstudierenden im europäischen Ausland. 8,1 Prozent entschieden sich für ein Studium in Nord- oder Südamerika, 7,3 Prozent für Asien, 1,1 Prozent für Australien/Ozeanien und 0,6 Prozent für Afrika.
Von Wintersemester 1991/92 bis Wintersemester 2005/06 stieg der Anteil der weiblichen Studierenden kontinuierlich von 39,2 auf 47,8 Prozent. Bis zum Wintersemester 2014/15 blieb der Anteil weitgehend stabil, stieg dann aber erneut auf 49,9 Prozent im Wintersemester 2020/21. Von den 490.200 Studienanfängern im Studienjahr 2020 waren 52,5 Prozent weiblich.
Auch bei den abgeschlossenen Promotionen hat sich der Frauenanteil deutlich erhöht. Zwischen 1993 und 2012 stieg er kontinuierlich von 30,6 auf 45,4 Prozent. In den folgenden Jahren hat sich der Anteil nur geringfügig verändert (2020: 45,1 Prozent). Bei den Habilitationen stieg der Frauenanteil von 25,5 Prozent im Jahr 2011 auf 35,1 Prozent im Jahr 2020. Die meisten Habilitationen wurden 2020 in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften durchgeführt (847 bzw. 55,3 Prozent). Der Frauenanteil lag hier bei 32,5 Prozent. Es folgten die Fächergruppen Mathematik/Naturwissenschaften (196 bzw. 12,8 Prozent der Habilitationen / Frauenanteil: 29,6 Prozent) und Geisteswissenschaften (191 bzw. 12,5 Prozent der Habilitationen / Frauenanteil: 46,6 Prozent). Der Frauenanteil in der Professorenschaft stieg von 11,9 Prozent im Jahr 2002 auf 26,3 Prozent im Jahr 2020. Bei den C4-Professuren lag der Frauenanteil im Jahr 2020 bei lediglich 11,6 Prozent.
Die 20 am häufigsten von Männern studierten Studienfächer machten 61,1 Prozent aller männlichen Studierenden aus. Am beliebtesten waren Betriebswirtschaftslehre (8,6 Prozent aller männlichen Studierenden), Informatik (7,3 Prozent) und Maschinenbau/-wesen (6,0 Prozent). Bei den weiblichen Studierenden entfielen 55,5 Prozent auf die 20 am stärksten von Frauen besetzten Studienfächer. Die Top-Fächer waren Betriebswirtschaftslehre (7,9 Prozent aller weiblichen Studierenden), Psychologie (5,1 Prozent), Rechtswissenschaft (4,7 Prozent) und Medizin (Allgemein-Medizin) mit 4,4 Prozent.
Auffällig ist, dass Männer immer noch deutlich häufiger technische Fächer wählen als Frauen. Bei den männlichen Studierenden waren Informatik, Maschinenbau/-wesen, Elektrotechnik/Elektronik, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik und Bauingenieurwesen/Ingenieurbau alle in den Top 10 der beliebtesten Fächer im Wintersemester 2020/21. Bei den Frauen gab es keines dieser Fächer in den Top 10. Zusammen mit Mathematik und Mechatronik waren 87.540 weibliche Studierende 447.063 männlichen Studierenden gegenübergestellt.
Auf der anderen Seite werden Fächer wie Psychologie, Soziale Arbeit, Germanistik/Deutsch, Erziehungswissenschaft (Pädagogik) und Anglistik/Englisch überwiegend von Frauen studiert. Während diese Fächer im Wintersemester 2020/21 bei den Frauen auf den Plätzen zwei, fünf bis sieben und zehn der beliebtesten Fächer lagen, war bei den Männern nur Psychologie unter den Top 20 (Platz 13). Der Anteil der Frauen in diesen Fächern lag im Wintersemester 2020/21 zwischen 71,1 und 78,5 Prozent.
Begriffe, methodische Anmerkungen oder Lesehilfen
Die Studienberechtigtenquote gibt an, wie hoch der Anteil der Absolventinnen und Absolventen allgemeinbildender und beruflicher Schulen ist, die die Schule mit allgemeiner Hochschulreife (zum Beispiel Abitur) oder Fachhochschulreife verlassen und somit studienberechtigt sind. Die Studienberechtigtenquote wird nach dem sogenannten Quotensummenverfahren berechnet: Für jeden einzelnen Jahrgang wird der Anteil der Schulabsolventinnen und Schulabsolventen mit allgemeiner Hochschulreife oder Fachhochschulreife ermittelt, und diese Anteile werden dann summiert.
Bisher werden Personen, die aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation studienberechtigt sind, nicht statistisch erfasst. Dabei handelt es sich um Personen, die eine mindestens zweijährige Berufsausbildung und in der Regel mindestens drei Jahre Berufserfahrung sowie eine Eignungsprüfung (fachgebundener Hochschulzugang) absolviert haben, oder Personen, die durch den Abschluss einer beruflichen Fortbildung (zum Beispiel Meister, Techniker, Fachwirt) die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erworben haben.
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