Das Thema Sterben, Tod und Trauer ist schwer und belastend. Es betrifft uns alle, besonders wenn wir mit Tieren zusammenleben oder arbeiten. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und seinen eigenen Ängsten und Glaubenssätzen zu stellen. Eine Möglichkeit, sich dem Thema anzunähern, ist die Beschäftigung mit den Sterbephasen.
Sterbephasen nach den Tibetern
Aus der Sicht des tibetischen Buddhismus besteht der Sterbeprozess aus vier Phasen, die sich an den vier Elementen – Erde, Wasser, Feuer und Luft – orientieren. Diese Phasen sind in ihrer Reihenfolge nicht streng vorgegeben, sondern bewegen sich wellenförmig. Es ist wichtig zu verstehen, dass die einzelnen Phasen Aspekte des Sterbeprozesses darstellen und es möglich ist, einige Schritte zurückzugehen.
Die fünf Elemente im Gleichgewicht
In dieser Phase nimmt das Tier noch aktiv am Leben teil. Es frisst, bewegt sich möglicherweise weniger, sein Bewusstsein ist noch voll vorhanden. Das Tier akzeptiert seine Einschränkungen und arrangiert sich damit. In dieser Phase schwanken die Gemütszustände des Tieres. Es ist schwer vorherzusagen, wie lange dieser Prozess dauern wird, da die individuelle Situation des Tieres ausschlaggebend ist.
Erde löst sich in Wasser auf
In dieser Phase verweigern die Tiere oft die Nahrung, setzen kaum noch Kot ab und sind abgemagert. Ihr Körper ernährt sich von seinen eigenen Ressourcen und der Stoffwechsel verlangsamt sich. Der Abbau der Giftstoffe kann zu einem veränderten Geruch führen. Das Tier benötigt nun keine Nahrung mehr, obwohl du es weiterhin anbieten kannst. Es braucht Ruhe und zieht sich zurück, um zu schlafen. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Zwangsfüttern den Sterbeprozess erschwert und ein sanftes und friedliches Sterben verhindert.
Wasser löst sich in Feuer auf – “Herzfeuer”
In dieser Phase erscheint das Tier wie verwandelt. Es wirkt wieder agil, frisst und fordert Rituale ein. Diese ungewohnte Energie ist ein Zeichen dafür, dass das Tier seine verbleibenden Kräfte mobilisiert. Sobald diese Kräfte nachlassen, ist der nächste große Schritt bereits getan. Obwohl es für dich als Halter schwer sein mag, diese Phase zu erleben, ist sie wichtig für den friedlichen Übergang.
Feuer löst sich in Luft auf
In dieser Phase kommt alles zur Ruhe. Die Organe verlieren ihre Kraft und der Körper des Tieres wird kühler. Die Atmung verändert sich und das Tier wird ruhiger. Es versucht möglicherweise aufzustehen, strampelt mit den Pfoten oder zeigt Lautäußerungen. Es ist eine Phase des Annehmens und der letzten gemeinsamen Zeit.
Luft löst sich in Äther auf
Die Atmung wird immer flacher, bis zum letzten langen Atemzug des Tieres. Die Augen verlieren ihr Licht und das Tier ist endgültig gegangen. Diese Phase ist der Moment, in dem du das Fenster öffnen und die Seele freilassen kannst.
Die Tibeter lassen ihre Toten drei Tage ruhen, um ihnen Zeit zu geben, sich vollständig von ihrem Körper zu lösen. Die Trauerzeit danach ist individuell und sollte nicht unterschätzt werden. Die Verbundenheit und Liebe zu deinem Tier endet nicht mit dem Tod. Es bleibt in deinem Herzen.
Du bist nicht allein in deiner Trauer. Wenn du Hilfe bei der Verarbeitung deines Verlustes benötigst, stehe ich dir gerne zur Seite.