Die Theodizee-Frage: Warum lässt Gott Leid zu?

Die Theodizee-Frage: Warum lässt Gott Leid zu?

Täglich erleben unschuldige Menschen Leid und Ungerechtigkeit. Atheisten und Religionskritiker führen dies oft als Hauptargument gegen die Existenz Gottes an. Sie fragen sich, wie ein allmächtiger und liebender Gott es zulassen kann, dass seine Geschöpfe so grausam leiden.

Joachim Kahl, ein Theologe und überzeugter Atheist, bringt das eigentliche Problem auf den Punkt: “Wie kann ein angeblich liebender Gott, bei dem kein Ding unmöglich ist, die Lebewesen, die er doch geschaffen hat, so unsäglich leiden lassen?” Wenn Gott schwach und machtlos wäre, wäre es verständlich, dass er nicht eingreift. Doch laut Kahl ist für einen Gott, der als “Allmächtiger” bezeichnet wird, nichts unmöglich.

Hierin besteht der Widerspruch zwischen dem Leiden in der Welt und der Vorstellung von Gott als liebevollen Vater. Gott liebt den Menschen bedingungslos, aber der Mensch leidet und erfährt Böses, obwohl Gott das Leid verhindern könnte. Gibt es Gründe dafür, warum Gott trotz seiner Liebe und Allmacht nicht eingreift, wenn Menschen leiden?

Diese Frage beschäftigt zahlreiche Theologen und Philosophen. Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz hat dem Problem den Namen Theodizee gegeben, der aus dem Altgriechischen stammt und “Rechtfertigung Gottes” bedeutet. Leibniz verteidigte die Idee, dass Gott trotz des Leids in der Welt sowohl allmächtig als auch allwissend und gut ist. Er argumentierte, dass Gott aus vielen möglichen Welten nur die beste aller Welten erschaffen hat.

Die geschaffene Welt ist zwar die bestmögliche, aber das bedeutet nicht, dass sie vollkommen ist. Sie bietet das Potenzial für Weiterentwicklung. Nach Leibniz nimmt das Übel den geringsten Raum in dieser Welt ein. Das metaphysische Übel ermöglicht das Streben nach Vollkommenheit. Wäre jeder Mensch vollkommen, wäre jedes Streben und Handeln sinnlos. Das metaphysische Übel ist somit eine notwendige Begrenzung der Schöpfung.

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Leibniz kategorisiert das Übel in drei Arten: das metaphysische Übel, das moralische Übel und das physische Übel. Das metaphysische Übel besteht darin, dass alles Geschaffene notwendig, unvollkommen und endlich ist. Das moralische Übel entsteht aus der Unvollkommenheit der Menschen und ihren Fehlentscheidungen. Das physische Übel sind die Leiden, die der Mensch aufgrund seiner Endlichkeit erfährt, wie Krankheit oder Naturkatastrophen.

Warum lässt Gott also das Leid zu und greift nicht ein? Diese Frage kann auch an die Menschen selbst gerichtet werden. Gott könnte den Menschen genau dieselbe Frage stellen: “Warum lässt du, Mensch, Leid zu? Warum lässt du zu, dass so viele Menschen hungern, obwohl du die Mittel hast, es zu verhindern?” Möglicherweise benutzt Gott die Menschen als Werkzeuge, als helfende Hände, um Leid zu mindern und zu verhindern. Wir haben Mitleid mit hungernden Kindern in Afrika, aber kaum jemand tut etwas dagegen.

Eine Welt ohne Leid wäre auch eine Welt ohne Menschen. Denn der Mensch besitzt Freiheit, und das ist es, was ihn als Mensch ausmacht. Ohne Freiheit wären die Menschen nur Marionetten in Gottes Hand. Gott möchte aber keinem Gehorsam erzwingen, sondern ein echtes Gegenüber haben, das sich freiwillig für oder gegen ihn und damit auch für oder gegen das Böse entscheiden kann.

Die ersten Menschen, die von ihrem freien Willen Gebrauch machten, waren Adam und Eva. Sie entschieden sich dazu, nicht auf Gott zu hören. Es ist nicht die Macht, die Gott fehlt, um die Menschen von ihren Fehlentscheidungen abzuhalten, sondern er verzichtet aus Rücksicht auf ihre Freiheit darauf.

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Die Theodizee-Frage bleibt also bestehen: Warum lässt Gott Leid zu? Es gibt keine endgültige Antwort, aber die verschiedenen Ideen und Erklärungen geben Raum zum Nachdenken und zum tieferen Verständnis der menschlichen Existenz.