Haben Sie sich jemals gewundert, warum die Wortstellung im sogenannten “desto-Satz” manchmal etwas seltsam erscheint? Hier sind zwei Beispiele:
- Je erfolgreicher unser Betrieb ist, desto mehr brauchen wir Mitarbeiter.
- Je erfolgreicher unser Betrieb ist, desto mehr Mitarbeiter brauchen wir.
Warum gibt es hier eine Unterscheidung? Gibt es eine Regel, die erklärt, wann ein Nomen direkt hinter dem Komparativ stehen kann und wann nicht?
Teilweise handelt es sich hier um zwei verschiedene Phänomene: einerseits um die unveränderliche Form “mehr” und andererseits um die Wortstellung in Sätzen mit “je – desto”.
Die unveränderliche Form “mehr” kann attributiv vor einem Nomen stehen und auch adverbial verwendet werden. Im ersten Beispielsatz wird “mehr” adverbial verwendet, während es im zweiten Beispielsatz ein attributives Adjektiv ist.
Doch nun zur Wortstellung in Sätzen mit “je – desto”: Unmittelbar nach “je” und “desto” folgt ein Komparativ. Der mit “je” eingeleitete Teilsatz ist ein Nebensatz, daher steht die gebeugte Verbform am Ende des Satzes. Der Teilsatz mit “desto” ist ein Hauptsatz, daher steht die gebeugte Verbform an zweiter Stelle.
Für den “desto-Satz”, der Sie hier interessiert, bedeutet dies, dass immer der Satzteil mit der Komparativform an erster Stelle steht. Danach folgt die gebeugte Verbform und dann die anderen Satzteile. Ein Nomen kann also nur dann direkt hinter dem Komparativ stehen, wenn es zusammen mit diesem einen Satzteil bildet.
Die Tatsache, dass im “desto”-Hauptsatz nur ein Satzteil an erster Stelle vor dem Verb stehen kann, erklärt auch, warum die anderen Sätze in Ihrer Frage nicht möglich sind.
Nur wenn das Adjektiv und das Nomen zum Beispiel Subjekt oder Akkusativobjekt sind, können sie gemeinsam vor dem gebeugten Verb stehen.
Die abschließende Antwort auf Ihre Frage lautet also: Ein Komparativ kann am Anfang eines “desto-Satzes” nur dann direkt vor einem Nomen stehen, wenn der Komparativ als vorangestelltes Adjektiv das Nomen näher bestimmt und zusammen mit ihm einen Satzteil bildet. Ist der Komparativ eine Adverbialbestimmung, ein Prädikativ oder ein Adverb, gehört das Nomen nicht zu ihm und kann ihm nicht direkt folgen.
Je genauer man es erklären will, desto komplizierter können die Erklärungsversuche werden.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Bopp