Das Rennen ist entschieden! In Deutschland können Vollhybride den Plug-in-Hybriden in Bezug auf Zulassungszahlen nicht das Wasser reichen. Kein Wunder, schließlich profitieren die Letzteren von Kaufprämien und einer geringeren Dienstwagen-Besteuerung.
Auf den ersten Blick scheinen die Plug-in-Hybride mit ihrer höheren Leistung und dem höheren Gewicht auch durchweg effizienter zu sein als die Autos mit Vollhybrid-Technologie. Man könnte also meinen, dass sich die umweltfreundlichere Technik durchgesetzt hat.
Allerdings wissen wir aus unseren Tests, dass die angegebenen Verbräuche der Plug-in-Hybride, oft mit einer Eins vor dem Komma, im Alltag vor allem für Berufspendler kaum zu erreichen sind. Zudem laden die Nutzer ihre Plug-in-Hybride viel zu selten auf. Denn diese Fahrzeuge funktionieren auch ohne geladenen Akku, sind dann aber keineswegs sparsam.
Es gibt zwar einige Fahrer, die regelmäßig ihr Auto aufladen und die meisten Strecken elektrisch zurücklegen. Aber viele wissen nicht einmal, wo sich die Ladeklappe an ihrem Fahrzeug mit E-Kennzeichen befindet. Das ist bedenklich bei staatlich geförderten Fahrzeugen, die teilweise mit potenten Verbrennungsmotoren ausgestattet sind.
Die Vollhybride haben dagegen kein Anwenderproblem. Bei dieser Technologie funktioniert die Spritspar-Technik unabhängig vom Fahrer.
Das clevere Zusammenspiel aus Verbrennungsmotor, Akku und Elektromotor kommt ohne Ladekabel aus und arbeitet permanent. Die elektrische Reichweite ist zwar vergleichsweise bescheiden, aber der Spritverbrauch soll entsprechend niedrig bleiben.
Wir haben fünf Vollhybride – den Subaru Forester 2.0 e-Boxer, den Hyundai Kona Hybrid, den Kia Sorento 1.6 T-GDI Hybrid, den Renault Clio E-Tech 140 Hybrid und den Toyota Camry 2.5 Hybrid – auf ihre Effizienz hin getestet. Neben unserer regulären Verbrauchsstrecke haben wir die Fahrzeuge auch auf einer Pendlerstrecke getestet, die typisch für den Alltag eines Berufspendlers ist.
Die Ergebnisse unseres Tests finden Sie hier. Am Ende stellt sich die Frage: Fördern wir eigentlich die richtige Hybrid-Technik?
Toyota Camry 2.5 Hybrid
Toyota experimentiert bereits seit Jahrzehnten erfolgreich mit Hybrid-Technik. Das spürt man auch beim Camry, der mit seinem 2,5-Liter-Vierzylinder im Vergleich zum Prius (1,8-Liter-Hubraum) noch kultivierter wirkt.
Die knapp fünf Meter lange Limousine mit 218 PS Systemleistung muss sich in puncto Effizienz nicht vor einem Diesel verstecken. In der Stadt bewegt sich der Camry leise, komfortabel und mit einem Verbrauch von beeindruckenden 4,1 Litern. Auf der Pendlerstrecke genügten dem Camry nur 4,8 Liter.
Mit einem Testverbrauch von 6,1 Litern S/100 km ● Vierzylinder, Hybrid, vorn quer ● Hubraum 2487 cm³ ● Leistung 160 kW (218 PS) bei 5700/min ● max. Drehmoment 221 Nm bei 3600/min ● Antrieb Vorderradantrieb/CVT-Automatikgetriebe ● L/B/H 4885/1840/1445 mm ● Leergewicht 1627 kg ● Kofferraum 524 l ● 0-100 km/h 8,3 s ● Höchstgeschwindigkeit 180 km/h ● Abgas CO₂ 120 g/km ● Preis ab 41 990 Euro kann der Camry durchaus mit einem mildhybridisierten BMW 320d mithalten.
Renault Clio E-Tech 140 Hybrid
Der Renault Clio geht einen besonderen Hybridweg. Er verfügt über gleich drei Motoren, aber weder Kupplung noch Wandler im Getriebe. Dadurch wird der E-Motor im Getriebe immer für den Drehzahlausgleich beim Anfahren verwendet, während der Verbrennungsmotor erst im Anschluss hinzugekoppelt wird.
In der Stadt funktioniert dieses Prinzip hervorragend. Beim Beschleunigen aus höheren Geschwindigkeiten, insbesondere auf der Autobahn, ist das Zusammenspiel von Verbrennungsmotor, E-Motoren und dem Dog-Box-Getriebe (zwei Gänge für den E-Motor, vier Gänge für den Verbrennungsmotor) jedoch nicht immer eindeutig.
Mit einem Testverbrauch von 5,8 Litern S/100 km ● Vierzylinder, Turbo, Hybrid, vorn quer ● Hubraum 1598 cm³ ● Leistung 103 kW (140 PS) bei 5600/min ● max. Drehmoment 144 Nm bei 3200/min ● Antrieb Sechsgangautomatik/Vorderradantrieb ● L/B/H 4050/1798/1440 mm ● Leergewicht 1300 kg ● Kofferraum 254-1006 l ● 0-100 km/h 9,9 s ● Höchstgeschwindigkeit 180 km/h ● Abgas CO₂ 82 g/km ● Preis ab 22 650 Euro bietet der Clio E-Tech 140 Hybrid eine beeindruckende Effizienz.
Subaru Forester 2.0 e-Boxer
Ähnlich wie der Toyota Camry ist der Subaru Forester nur als Vollhybrid erhältlich. Er verfügt als Einziger über einen Boxermotor und einen traktionsstarken Allradantrieb.
Der E-Motor mit etwa 17 PS ist dabei ins stufenlose Getriebe integriert und hat keinen Einfluss auf den Allradantrieb. Die Kapazität des Akkus beträgt bescheidene 0,6 Kilowattstunden.
Mit einem Testverbrauch von 9,0 Litern S/100 km ● Vierzylinder Boxer, Hybrid, vorn quer ● Hubraum 1995 cm3 ● Leistung 110 kW (150 PS) bei 5600/min ● max. Drehmoment 194 (+66) Nm bei 4000/min ● Antrieb Allrad/CVT-Automatikgetriebe ● L/B/H 4625/1815/ 1730 mm ● Leergewicht 1693 kg ● Kofferraum 509-1779 l ● 0-100 km/h 11,8 s ● Höchstgeschwindigkeit 188 km/h ● Abgas CO₂ 154 g/km ● Preis ab 34 990 Euro liegt der Verbrauch des Forester etwas höher aufgrund des Allradantriebs. Dennoch sind gute sechs Liter möglich.
Kia Sorento 1.6 T-GDI Hybrid
Parallel zum Hybridmodell hatten wir auch den Plug-in-Hybriden des Sorento getestet. Beide Modelle bieten trotz leerem Akku einen ähnlich sparsamen Verbrauch. Der Hybrid Sorento punktet besonders in der Stadt mit einem Verbrauch von nur 4,6 Litern.
Auf der Pendlerstrecke zeigte der Vollhybrid mit einem Verbrauch von 6,8 Litern ebenfalls eine hohe Sparsamkeit, obwohl er über Allradantrieb und fast zwei Tonnen Leergewicht verfügt.
Mit einem Testverbrauch von 8,2 Litern S/100 km ● Vierzylinder, Turbo, Hybrid, vorn quer ● Hubraum 1598 cm³ ● Leistung 132 kW (180 PS) bei 5500/min ● max. Drehmoment 265 Nm bei 1500/min ● Antrieb Allradantrieb/Sechsstufenautomatik ● L/B/H 4810/1900/1695 mm ● Leergewicht 1887 kg ● Kofferraum 697-2085 l ● 0-100 km/h 9,0 s ● Höchstgeschwindigkeit 193 km/h ● Abgas CO₂ 141 g/km ● Preis ab 48 290 Euro ist der Kia Sorento Hybrid eine gute Wahl für Familien.
Hyundai Kona Hybrid
Der Hyundai Kona Hybrid zeigt sich besonders sparsam in der Stadt. Mit einem Leergewicht von 1433 Kilogramm gehört er zu den Leichtgewichten in diesem Vergleich.
Auf der Pendlerstrecke musste er sich nur knapp dem noch leichteren Clio geschlagen geben. Auch hier beweist der Kona, wie effizient die Vollhybrid-Technologie arbeitet.
Mit einem Testverbrauch von 5,5 Litern S/100 km ● Vierzylinder, Turbo, Hybrid, vorn quer ● Hubraum 1580 cm³ ● Leistung 104 kW (141 PS) bei 5700/min ● max. Drehmoment 265 Nm bei 1500/min ● Antrieb Vorderradantrieb/Sechsgang-DCT ● L/B/H 4205/1800/1565 mm ● Leergewicht 1433 kg ● Kofferraum 374-1156 l ● 0-100 km/h 11,3 s ● Höchstgeschwindigkeit 161 km/h ● Abgas CO₂ 122 g/km ● Preis ab 26 900 Euro ist der Kona Hybrid der Sparfuchs unter den getesteten Fahrzeugen.
Zusätzlich haben wir den Honda NSX als Zugabe getestet. Mit seinem Vollhybrid-Antrieb beweist der NSX, dass Sparen auch sportlich sein kann.
Die fünf getesteten Vollhybride haben eindrucksvoll gezeigt, wie effektiv sie arbeiten und wie gering ihr Verbrauch ist. Diese Technologie funktioniert jederzeit und ohne Zutun des Nutzers. Daher plädieren wir für eine Förderung dieses bewährten und sparsamen Konzepts, ähnlich wie bei den Plug-in-Hybriden.
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