Die muslimische Welt ist in Sunniten und Schiiten aufgeteilt. Doch was sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Konfessionen? Die Spaltung geht auf die Diskussion über die legitime Nachfolge des Propheten Mohammed zurück. Die Sunniten waren der Ansicht, dass Mohammed keinen Nachfolger benannt hatte und wollten diesen wählen. Sie leiteten ihren Namen von “Sunna” ab, was auf Arabisch “Brauch” bedeutet. Im Gegensatz dazu forderten die Schiiten, dass der neue Kalif oder Imam aus der Familie des Propheten stammen müsse. Sie glaubten, dass Mohammed seinen Vetter und Schwiegersohn Ali ernannt hatte. Aus ihrem Namen “Schiat Ali”, Partei Alis, entwickelte sich die Bezeichnung Schiiten.
Der historische Konflikt
Die Sunniten gewannen in der ersten Auseinandersetzung und wählten Abu Bakr, den Schwiegervater von Mohammed, zum ersten Kalifen. Heutzutage werden etwa 85 bis 90 Prozent der weltweit 1,6 Milliarden Muslime als Sunniten geschätzt. Es gibt jedoch einige Länder, in denen die Schiiten in der Mehrheit sind, wie der Iran und der Irak.
Unterschiede im Glauben
Die Islamwissenschaftlerin Najla Al-Amin vergleicht die Trennung zwischen Schiiten und Sunniten mit der zwischen Protestanten und Katholiken. In Glauben und religiöser Praxis sind sich beide Konfessionen zu etwa 95 Prozent ähnlich. Ein Unterschied besteht jedoch in der Stellung und Bedeutung des Propheten Mohammed und seiner Nachkommen, den zwölf Imamen.
Politischer Einfluss
Die heutigen Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten haben laut Experten eher politische als religiöse Gründe. Der Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran beispielsweise dreht sich um die Vormachtstellung am Persischen Golf. Religion wird von den Regierungen oft als “Spielball” eingesetzt.
Der Dialog zwischen den Konfessionen
In Deutschland gibt es keine nennenswerten Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten. Die beiden Gemeinschaften leben eher nebeneinander her. Die Islamwissenschaftlerin Al-Amin fordert jedoch einen stärkeren innermuslimischen Dialog.
Die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten sind komplex und haben historische und politische Wurzeln. Es ist wichtig, diese Unterschiede zu verstehen und den Dialog zwischen den Gemeinschaften zu fördern, um ein besseres Miteinander zu ermöglichen.