Die Ursachen einer Zwangsstörung: Genetische Veranlagung, psychische Faktoren und Hirnstoffwechsel-Störungen

Die Ursachen einer Zwangsstörung: Genetische Veranlagung, psychische Faktoren und Hirnstoffwechsel-Störungen

Zwangsstörungen sind komplexe psychische Erkrankungen, die durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren entstehen. Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle spielt, wobei das Risiko für eine Zwangserkrankung erhöht ist, wenn andere Familienmitglieder betroffen sind. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine erbliche Belastung nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung führen muss.

Neurobiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Regelkreise zwischen bestimmten Gehirnregionen bei Zwangsstörungen gestört sind. Insbesondere scheint eine Überaktivität der Regelkreise zwischen dem Frontalhirn, den Basalganglien und dem limbischen System vorzuliegen. Diese Hirnregionen sind für die Ausführung von Bewegungen, die Planung und Durchführung von Handlungen sowie die Entstehung von Emotionen verantwortlich.

Die gestörten Regelkreise führen dazu, dass Betroffene einmal begonnene Gedanken oder Handlungen nicht mehr angemessen steuern oder beenden können. Stattdessen wiederholen sie diese immer wieder auf die gleiche Art und Weise. Zudem besteht bei Zwangserkrankungen offenbar eine Störung im Stoffwechsel des Botenstoffes Serotonin. Wie genau dieses Ungleichgewicht zur Entstehung von Zwängen führt, ist jedoch noch weitgehend unklar. Es wurde jedoch beobachtet, dass Medikamente, die den Serotonin-Stoffwechsel normalisieren, zu einem deutlichen Rückgang der Zwangssymptome führen können.

Im Rahmen der Verhaltenstherapie wurden verschiedene Modelle entwickelt, um die Entstehung von Zwängen zu erklären. Dabei werden die Zwangssymptome vor allem als eine Form der Angstbewältigung angesehen. Zum Beispiel kann wiederholtes Kontrollieren die Angst, dass etwas Katastrophales passieren könnte, kurzfristig verringern, während wiederholtes Händewaschen die Angst vor einer ansteckenden Erkrankung kurzfristig senken kann.

Ein Modell, das die Entstehung von Zwängen ähnlich wie die Entstehung von Ängsten erklärt, ist das Zwei-Faktoren-Modell von Mowrer. Dieses Modell basiert auf den Lernprozessen der klassischen und operanten Konditionierung. Demnach wird ein ursprünglich neutraler Reiz durch gleichzeitiges Auftreten mit einem angstauslösenden Ereignis selbst zu einem angstauslösenden Reiz. Der Betroffene kann dann seine Angst durch bestimmte Verhaltensweisen verringern. Das Problem bei diesem Prozess ist, dass jemand durch seine Zwangshandlungen nicht die Erfahrung machen kann, dass auch dann nichts Schlimmes passiert, wenn er die Handlungen unterlassen würde.

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Ein weiteres Modell ist das kognitiv-behaviorale Modell von Salkovskis. Es geht davon aus, dass auch bei gesunden Menschen von Zeit zu Zeit ungewollte Gedanken auftreten. Menschen mit Zwangsstörungen bewerten solche Gedanken jedoch als besonders negativ und erschreckend und versuchen daher, sie zu vermeiden. Dieses Unterdrücken der Gedanken führt jedoch häufig dazu, dass die Gedanken verstärkt auftreten. Menschen mit Zwangsstörungen überschätzen oft die Wahrscheinlichkeit für ein negatives Ereignis und ihre eigene Verantwortlichkeit. Sie haben auch das Gefühl, dass ihre Gedanken die Realität beeinflussen können.

Es gibt auch psychoanalytische Modelle, die die Entwicklung von Zwangsstörungen in der analen Phase, im Alter von etwa zwei bis drei Jahren, erklären. Nach Sigmund Freud erleben Kinder in dieser Phase die anale Ausscheidung als lustvoll. Gleichzeitig beginnt in diesem Alter die Sauberkeitserziehung, bei der die Kinder lernen, Kontrolle über ihre Bedürfnisse zu erlangen. Wenn diese Erziehung zu streng oder zu früh erfolgt, können Konflikte entstehen, die eine Fixierung auf die anale Entwicklungsstufe zur Folge haben und letztendlich zur Entwicklung einer Zwangsstörung führen können.

Es ist wichtig, zu beachten, dass diese Modelle verschiedene Aspekte der Zwangsstörung erklären und dass die Entstehung einer Zwangsstörung individuell unterschiedlich sein kann. Eine genaue Ursachenklärung erfordert daher eine umfassende Diagnostik und eine individuell angepasste Behandlung.

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