Die Verwendung einer Kombination aus Lactobacillen und Estriol zur Behandlung gestörter vaginaler Ökosysteme: Eine Übersicht

Die Verwendung einer Kombination aus Lactobacillen und Estriol zur Behandlung gestörter vaginaler Ökosysteme: Eine Übersicht

Die “Gynoflor®” Vaginaltablette enthält sowohl lyophilisierte, lebensfähige Lactobacillus acidophilus KS400-Bakterien (100 Millionen Kolonie bildende Einheiten [KBE] pro Tablette) als auch eine sehr niedrige Dosis Estriol (0,03 mg E3). Das Ziel dieses Artikels ist es, die veröffentlichten Erkenntnisse zu überprüfen und eine rationale Grundlage für die Anwendung der L. acidophilus-0,03 mg Estriol-Kombinationsvaginaltabletten in der täglichen klinischen Praxis zu bieten.

Einführung

Die Vagina und ihre gesunde Mikroflora bilden ein ausgewogenes vaginales Ökosystem, wobei die Umgebung die vorhandenen mikrobiellen Stämme kontrolliert und die Flora wiederum die vaginale Umgebung kontrolliert und sich an der natürlichen Abwehr von Pathogenen beteiligt (1, 2). Ausreichende Östrogenspiegel, die zu einem intakten reifen vaginalen Epithel und einer physiologischen lactobacillären Mikroflora führen, sind entscheidend (3). Darüber hinaus beeinflusst die vaginale Immunreaktion auch das vaginale Ökosystem und ist für die allgemeine Abwehr wichtig (4).

Während des letzten Jahrzehnts wurde die vaginale Mikroflora intensiv untersucht, auch im Rahmen des Human Microbiome Projects, bei dem sowohl das menschliche als auch das mikrobielle Genom analysiert wurden (5). Die mit dem menschlichen Körper in Symbiose lebenden Mikroorganismen können entweder Mutualisten (die sich selbst und den Wirt nutzen), Kommensalen (die sich nur selbst nutzen) oder Pathogene (die sich selbst nutzen, indem sie dem Wirt schaden) sein (6). Lactobacillus-Arten sind die dominierenden vaginalen Mutualisten (7) und erreichen bei gesunden prämenopausalen Frauen Werte von 107 bis 108 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Gramm Vaginalsekret (8). Die vaginale Flora befindet sich in einem dynamischen Zustand – die Häufigkeit und Art der vaginalen Mikrobiota kann sich innerhalb von Monaten oder manchmal auch innerhalb von Tagen schnell ändern (5, 6, 9). Die vorherrschenden Arten von Laktobazillen, die in der Vagina gesunder Frauen gefunden werden, sind umstritten. Organismen, die zuvor kollektiv als Lactobacillus acidophilus bezeichnet wurden, haben sich nun als separate Arten im L. acidophilus-Komplex erwiesen. Je nach Studie wurden vor allem L. crispatus, L. jensenii, L. gasseri und L. iners in der Vagina identifiziert (5, 9, 10). Nützliche Laktobazillen (1) produzieren antibakterielle Verbindungen, (2) haben die Fähigkeit, das vaginale Epithel zu besiedeln, und (3) scheinen die Regulation der lokalen vaginalen Immunität zu beeinflussen (4, 5, 10).

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Ein weiteres entscheidendes Element bei der Betrachtung der Mikroökologie der Vagina ist der funktionelle Zustand des geschichteten, unverhornten vaginalepithels (1). Die schwankenden Sexualhormone, insbesondere Östrogene (1, 3), führen zur Proliferation und Reifung des vaginalen Epithels (1). Der Abbau von proliferierten oberflächlichen vaginalen Epithelzellen setzt Glykogen frei, das entweder von Enzymen, die von vaginalen oder zervikalen Zellen ausgeschieden werden, oder von Laktobazillen zu Glukose metabolisiert wird. Ein reifes vaginalepithel ist daher eine Voraussetzung für die Etablierung und Aufrechterhaltung einer physiologischen lactobacillären Mikroflora (11). Vaginale Atrophie ist mit einer reduzierten Effektivität der Barrierefunktion der vaginalen Epithelauskleidung verbunden und begünstigt daher das Eindringen pathogener Mikroorganismen (12, 13).

Risikofaktoren für die Störung des vaginalen Ökosystems können (1) endogen sein (Schwankungen der Hormonspiegel, Verhütungsmittel, Menstruation, Schwangerschaft und Stillzeit, Diabetes mellitus, systemische Erkrankungen) oder (2) exogen. Die exogenen Faktoren können lebensstilbedingt sein (Rauchen, Stress, ungeschützter Sex usw.), infektiös oder medizinisch (antibakterielle Therapie, Strahlung usw.) (1, 8, 14). Es ist immer noch unbekannt, ob Veränderungen der Laktobazillenflora, des vaginalen Epithels oder der Erreger die ursächliche Ursache einer abnormalen vaginalen Flora sind (15). Es wurde festgestellt, dass einige gesunde Frauen (7-33%) die Laktobazillus-Arten in der Vagina nicht aufweisen und stattdessen andere laktatsäureproduzierende Bakterien wie Atopobium vaginae, Megasphaera und Leptotrichia zur Aufrechterhaltung der vaginalen Gesundheit haben, d.h. symptomlos bleiben (5). In den Studien wird nicht untersucht, ob solche “gesunden” Frauen sich in einer Übergangsphase zu oder von einer BV befinden oder ob es als asymptomatische BV bezeichnet werden sollte, d.h. abnormaler Flora, aber ohne Symptome (5).

Schlussfolgerung

Die Verwendung von Lactobazillen-0,03 mg Estriol-Kombinationsvaginaltabletten wie “Gynoflor®” kann aufgrund der vorliegenden Studien als therapeutische Maßnahme zur Behandlung gestörter vaginaler Ökosysteme in der klinischen Praxis betrachtet werden. Die Kombination aus Lactobazillen und Estriol ist in der Lage, das Gleichgewicht der vaginalen Mikroflora wiederherzustellen und somit zur Aufrechterhaltung der vaginalen Gesundheit beizutragen. Es ist jedoch wichtig, weitere Forschung durchzuführen, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Kombinationstherapie weiter zu bestätigen.