Die Wahrheit über Prostitution – Warum sie abgeschafft werden sollte

Die Wahrheit über Prostitution – Warum sie abgeschafft werden sollte

Huschke Mau ist eine der bekanntesten Überlebenden in der deutschen Prostitutionsindustrie. Durch ihr langjähriges Engagement für ein Sexkaufverbot hat sie sich einen Namen gemacht. Neben ihrer Rolle als Mitbegründerin des Netzwerks Ella ist sie auch durch zahlreiche Veranstaltungen, Publikationen und Interviews bekannt geworden. Jetzt hat sie ihr erstes Buch zu diesem Thema veröffentlicht.

In ihrem Buch “Entmenschlicht” verknüpft Mau ihre eigene Geschichte in der Prostitution mit Fakten, Daten, Statistiken und Analysen. Sie zeigt auf, wie Frauen in die Prostitution gelangen, wie sie dort leben und wie der Ausstieg geschafft werden kann. Es gibt keinen standardisierten Ausstieg, da dieser von verschiedenen inneren und äußeren Faktoren abhängt. Traumatherapie kann jedoch hilfreich sein, vorausgesetzt man findet eine kompetente Therapeutin. Mau betont die Notwendigkeit, vor Beginn der Therapie nachzufragen, welche Einstellung die Therapeutin zur Prostitution hat. Empfehlenswerte Beratungsstellen für Frauen, die aus der Prostitution aussteigen möchten, sind unter anderem Karo e.V. in Plauen, Amalie in Mannheim, Neustart e.V. in Berlin und Sisters e.V. in Stuttgart.

In den letzten beiden Kapiteln thematisiert Mau die fatalen Folgen der Legalisierung der Prostitution in Deutschland und setzt sich für das Nordische Modell ein. Dieses Modell, das mittlerweile nicht nur in Schweden, sondern auch in Ländern wie Kanada oder Israel umgesetzt wird, bestraft den Kauf von Sex, also den Freier, nicht aber die Prostituierte. Mau erklärt: “Ich darf mit meinem Körper machen, was ich will – aber dass jemand anderes mit meinem Körper macht, was er will und mir schadet, das gehört verboten.”

Ihre eigene Geschichte in der Prostitution wurde durch traumatische Erfahrungen in ihrer Kindheit vorbereitet. Sie berichtet detailliert von Prügeln, Erniedrigungen und Vergewaltigungen, die sie als Kind durch ihren Stiefvater erlitt. Eine solche Vortraumatisierung ist nach Maus Erkenntnissen eine der Voraussetzungen dafür, in die Prostitution abzurutschen. Armut und das Gefühl der Abwertung aufgrund des weiblichen Geschlechts sind zwei weitere wichtige Faktoren. Keiner dieser Faktoren allein ist ausreichend, aber alle drei spielen eine wesentliche Rolle für den Einstieg in die Prostitution.

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Das umfangreichste Kapitel des Buches gibt Einblicke in Maus eigenes Leben in der Prostitution und beleuchtet verschiedene Aspekte der Branche. Sie spricht über die Umstände, unter denen Prostitution stattfindet, die Arbeitsbedingungen in Wohnungsbordellen und die Rolle von Misogynie und Rassismus. Mau setzt sich auch kritisch mit der “Sexualassistenz für behinderte Menschen” auseinander und unterscheidet zwischen passiver Unterstützung und aktiver Sexualassistenz. Dabei kritisiert sie vor allem die Vorstellung, dass Menschen mit Behinderung Anspruch auf sexuelle Benutzung haben und dass Krankenkassen die Kosten dafür übernehmen sollten.

Ein weiterer Abschnitt des Buches zeigt, dass die vermeintliche “Freiwilligkeit” der Prostituierten oft eine Illusion ist. Mau betont die Bedeutung einer politischen und strukturellen Analyse und legt dar, warum Prostitution keine Arbeit, sondern Teil einer Rape-Culture ist. Durch Prostitution lernen Freier nicht nur, Notlagen auszunutzen, sondern auch Frauen zu objektivieren und sie zu reinen Projektionsflächen zu machen.

Mau erklärt, dass prostitutive Sexarbeit grundsätzlich darauf abzielt, die Bedürfnisse des Mannes zu befriedigen und es keinen sexuellen Konsens gibt. Die Zustimmung der Prostituierten erfolgt aus ökonomischem Druck und nicht aus sexueller Lust. Diese grundlegende Diskrepanz zwischen den Interessen von Freier und Prostituierter führt zu einem Grundkonflikt. Freier möchten möglichst viel Sex für ihr Geld, während Prostituierte möglichst wenig Sex und möglichst viel Geld möchten.

Die Freier stehen im Mittelpunkt von Maus Buch. Ohne sie würde es keine Prostitution geben. Freier suchen vor allem Selbstbestätigung und bestellen einen Frauenkörper nach ihren Wünschen wie ein Menü. Dieser “Aspekt des Körperaussuchens” zeigt laut Mau überzeugend, dass Sex keine Dienstleistung ist. Die unterschiedlichen Motive der Freier reichen von Spaß und Abwechslung bis hin zu Macht und eigener Erniedrigung. Mau zitiert ausführlich aus Telefonanrufen, E-Mails und Textnachrichten von Freiern, die Frauenverachtung zum Ausdruck bringen. Sie fordert die Leserinnen auf, sich vorzustellen, wie es ist, diejenige zu sein, die solche Nachrichten erhalten muss.

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Abschließend unterteilt Mau die Männer, die Prostituierte aufsuchen, in verschiedene Kategorien. Egal welchem Typ sie angehören, sie alle teilen bestimmte Ansichten und Einstellungen: Sie glauben, dass Männer ein Recht auf Sex haben und dass es beim Sex nur um ihre eigenen Bedürfnisse geht. Sie benutzen Frauen als Projektionsfläche und empfinden Lust daran, Macht über sie auszuüben. Mau betont, dass alle Freier mitverantwortlich sind für Zwangsprostitution und Gewalt, da sie ein System finanzieren, das auf Ausbeutung und sexueller Gewalt basiert.

Maus Buch richtet sich an Frauen mit und ohne Prostitutionserfahrung sowie an Menschen, die sich über Prostitution informieren möchten. Es erklärt, warum Prostitution abgeschafft werden sollte und wie dies erreicht werden kann. Dennoch wäre es nicht verkehrt, wenn auch Männer, die in der Prostitution (noch) kein Problem sehen, dieses Buch lesen würden.