Der Trend zu brachycephalen Hunden, auch bekannt als Hunde mit flachem Gesicht, nimmt immer mehr zu. Doch bevor du dich für einen solchen Hund entscheidest, gibt es einige Dinge, über die du nachdenken solltest. Diese Hunderassen werden aufgrund ihrer besonderen Merkmale gezüchtet, aber das bringt auch Gesundheitsrisiken mit sich.
Welche Risiken birgt die Gesundheit von brachycephalen Hunden?
Nicht alle Hunde mit kurzer Nase leiden unter gesundheitlichen Problemen aufgrund der Zucht, aber leider trifft dies auf viele von ihnen zu. Unsere veterinärmedizinischen Teams bei Blue Cross behandeln immer mehr Hunde mit brachycephalen Rassen, die eine Vielzahl von durch die Zucht verursachten Problemen haben.
Atemprobleme
Brachycephales obstruktives Atemwegssyndrom (BOAS) ist bei Hunden mit flachem Gesicht sehr verbreitet. Das normale Atmen fällt ihnen oft schwer.
Es gibt mehrere Gründe, warum dieses Syndrom bei diesen Hunden zu Atembeschwerden führt:
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Hunde mit flachem Gesicht haben kürzere Schnauzenknochen in ihren Schädeln als Hunde mit traditionell längeren Schnauzen. Häufig hat sich das Weichgewebe um Mund, Nase und Rachen jedoch nicht verkleinert. Dadurch entsteht vergleichsweise mehr Haut und weiteres Weichgewebe in diesen Bereichen, wodurch die Atemwege eingeengt oder teilweise blockiert werden, da das Gewebe in den kleineren Raum drückt.
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Die Luftröhre bei brachycephalen Hunderassen ist oft deformiert und verengt, wodurch weniger Sauerstoff mit jedem Atemzug aufgenommen werden kann.
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Hunde können nicht schwitzen und regulieren ihre Körpertemperatur größtenteils durch Hecheln. Hunde mit einer traditionell längeren Schnauze können sich schnell abkühlen, indem sie Luft über die große Oberfläche ihrer Zunge ziehen. Kurznasige Hunde können dies jedoch nicht so effizient tun. Aus diesem Grund neigen brachycephale Hunderassen eher dazu, sich bei heißem Wetter zu überhitzen. Besonders wenn sie übergewichtig oder älter sind, können sie sogar daran sterben.
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Die Nasenlöcher sind einer von zwei Wegen, über die Hunde Sauerstoff aufnehmen können. Brachycephale Hunde haben häufig verengte Nasenlöcher, was das Einatmen erschwert.
Herzprobleme
Die verkürzten und verengten Atemwege führen zu erschwertem Atmen, wodurch diese Hunde ständig mit einem Mangel an Sauerstoff im Blut kämpfen.
Das belastet das Herz des Hundes und erhöht die Anfälligkeit für sekundäre Herzprobleme.
Zahnerkrankungen
Hunderassen wurden über viele Generationen hinweg selektiv gezüchtet, um bestimmte Merkmale zu erfüllen. Hunde mit einem verkürzten Oberkiefer haben immer noch die gleiche Anzahl von Zähnen wie Hunde mit längeren Schnauzen (erwachsene Hunde haben 42 Zähne).
Da sie diese Zähne jedoch in einem viel kleineren Bereich unterbringen müssen, können sie sich überlappen, was das Risiko von Karies und Zahnfleischerkrankungen erhöht.
Haut- und Ohrprobleme
Aufgrund der Form ihrer Köpfe haben diese Hunde oft tiefe Hautfalten um die Augen und verengte Gehörgänge.
Diese Bereiche sind schlecht belüftet und begünstigen Hefepilzinfektionen, wodurch sie sehr schmerzhaft werden können.
Augenprobleme
Viele dieser Hunde haben hervorstehende Augen, sodass sich ihr Tränenfilm nicht richtig verteilt und sie sehr anfällig für Verletzungen sind.
Sie entwickeln leicht Geschwüre am Auge, die unbehandelt leicht zum Verlust des Auges führen können.
Paarung und Geburt
Viele brachycephale Rassen haben Schwierigkeiten, auf natürliche Weise zu gebären.
Englische und französische Bulldoggen benötigen häufig einen Kaiserschnitt, wenn ihre Welpen geboren werden sollen. Die selektive Zucht hat zu einer Diskrepanz zwischen den großen Köpfen der Welpen und dem Geburtskanal der Mutter geführt. Tierärzte bezeichnen dies als “Dystokie aufgrund einer Missverhältnis zwischen Fötus und Becken”.
Während einige Bulldoggen natürlich gebären können, werden in Großbritannien 86 % der englischen Bulldoggenwelpen und über 80 % der französischen Bulldoggenwelpen per Kaiserschnitt entbunden (Evans and Adams, 2010).
Ohne assistierte Geburten würden diese Bulldoggenmütter wahrscheinlich während der Geburt qualvoll sterben, und auch ihre Nachkommen hätten kaum Überlebenschancen.
Kaiserschnitte sind zwar für jeden Hund eine große Operation, aber das Risiko steigt bei Hunden, die unter atembezogenen Problemen leiden.
Neurologische Probleme
Brachycephale Rassen können aufgrund ihrer generell komprimierten Schädelform unter neurologischen (Gehirn-) Problemen leiden.
Die häufigste davon ist die Syringomyelie, eine schmerzhafte Erkrankung, bei der sich Hohlräume oder Zysten im Rückenmark bilden. Sie tritt am häufigsten bei Cavalier King Charles Spaniels auf.
Es ist wichtig, sich aller möglichen Risiken bewusst zu sein, bevor man sich für einen brachycephalen Hund entscheidet. Diese Hunde können wunderbare Begleiter sein, aber ihre Gesundheit muss immer an erster Stelle stehen.