Direct Trade vs. Fairtrade – Wo liegt der Unterschied?

Direct Trade vs. Fairtrade – Wo liegt der Unterschied?

Im Kaffeekosmos gibt es viele Begriffe, mit denen verschiedene Akteure ihren Handelsansatz definieren. Aber was unterscheidet diese Ansätze? Welchen Weg geht Cross Coffee eigentlich?

“Soll ich Fairtrade oder Direct Trade Kaffee kaufen, was ist besser?” Das ist die meistgestellte Frage, sobald ich erzähle, dass ich mich auf fairen Handel spezialisiert habe. Ich glaube jedoch, dass diese Frage in der Praxis weniger relevant ist, als viele Leute denken. Fairtrade und Direct Trade Kaffee konkurrieren nicht so stark miteinander, wie allgemein angenommen wird. Wer entscheidet schon im Alltag, ob er heute lieber 5€ für 500g Fairtrade-Kaffee der REWE Eigenmarke ausgibt oder stattdessen 15-20€ für 500g Direct Trade-Kaffee zahlt? Fairtrade und Direct Trade werden in der Praxis in völlig verschiedenen Marktsegmenten genutzt, im Supermarkt und im Spezialitätenmarkt. Eigentlich stellt sich also eher die Frage: Wie viel möchte ich für meinen Kaffee ausgeben? Wie bekomme ich in meiner Preisklasse ein Produkt, bei dessen Herstellung keine Menschen ausgebeutet wurden?

Fairer Handel und Fairtrade

Bevor wir schauen, was Direct Trade ist, sollten wir definieren, was fairer Handel bedeutet. Fairtrade (in einem Wort) ist die eingetragene Marke von Fairtrade International, die das bekannte Fairtrade-Siegel vergibt. Fairer Handel hingegen umfasst die gesamte soziale Bewegung. Hierzu gehören neben Fairtrade noch weitere Siegel und 100% faire Unternehmen und Importorganisationen, wie die GEPA. Alle Organisationen des fairen Handels haben sich auf eine gemeinsame Definition geeinigt. Im Zentrum des fairen Handels steht die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Anfang der Lieferkette.

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Der Unterschied zu anderen “Nachhaltigkeitssiegeln”, die im Supermarkt erhältlich sind, wird deutlich. Der faire Handel verlangt deutlich strengere Sozialkriterien als vergleichbare Nachhaltigkeitssiegel. Wer also Kaffee im Supermarkt kaufen möchte, sollte vor allem auf die Zeichen des fairen Handels, wie das Fairtrade-Siegel, achten, um Ausbeutung zu verhindern.

Direct Trade

Direct Trade, oh Direct Trade, oft hörst du diesen Begriff in der Welt des Spezialitätenkaffees. Warum ist das so? Wie jede Branche versucht auch die Kaffeebranche, ihre Besonderheiten hervorzuheben. Doch was ist eigentlich Direct Trade? Steckt mehr dahinter als nur direkter Handel?

Der Begriff wurde vor etwa 10 Jahren von Intelligentsia Coffee, Counter Culture & Stumptown in den USA geprägt. Intelligentsia definiert die Ziele von Direct Trade wie folgt:

  • Außergewöhnliche Kaffeequalität ist Voraussetzung
  • Die Produzent*innen müssen sich zu ökologisch und sozial nachhaltigen Praktiken verpflichten
  • Der Preis, der an die Produzenten oder die Kooperativen gezahlt wird, muss mindestens 25% über dem Fair Trade-Preis liegen
  • Alle Teilnehmenden müssen finanzielle Transparenz bis zum individuellen Produzenten gewährleisten
  • Intelligentsia Team-Mitglieder müssen die Farm oder Kooperativen mindestens einmal pro Erntesaison besuchen. In der Regel finden drei Besuche statt, vor, während und nach der Ernte.

Der ursprüngliche Begriff des Direct Trade umfasst also deutlich mehr als nur direkten Handel – beispielsweise faire Preise und vollständige Transparenz. Zudem ist der Begriff gewissermaßen für den “Specialty-Markt” reserviert, da er außergewöhnliche Qualität verlangt. Hier zeigt sich ein großer Unterschied zum fairen Handel. Während Direct Trade auf eine spezifische Nische abzielt, verbessert fairer Handel die Produktionsbedingungen von Alltagsprodukten.

Wie wird der Begriff Direct Trade heute verwendet? Wird die ursprüngliche Idee noch immer gelebt? Sowohl in den USA als auch in Europa gibt es einige Röster, die auch nach 10 Jahren die Fahne hochhalten und Direct Trade leben. Es gibt jedoch auch solche, die den Begriff anders verwenden, verkürzen oder als reines Marketing-Instrument nutzen, da es keine einheitliche Definition und keinen Schutz vor Missbrauch gibt. Eine schwedische Studie kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass das Problem darin besteht, dass die Idee vor allem jenen nützt, die es nicht so genau damit nehmen. Es nutzt jenen, die mehr behaupten, als sie tun, und deshalb niedrigere Kosten haben als jene, die den Ansatz ernst nehmen.

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Cross Coffee’s Weg

Bei Cross Coffee haben wir uns entschieden, derzeit keinem der beiden Konzepte vollständig zu verschreiben. Das hat verschiedene Gründe, sowohl praktischer als auch ideeller Natur.

Die ursprüngliche Idee des Direct Trade finden wir großartig. Derzeit sind wir jedoch noch zu klein, um die notwendigen direkten Handelspartnerschaften aufzubauen. Bei der Menge Kaffee, die wir derzeit umsetzen, wären die Kosten für Organisation und Logistik schlicht nicht tragbar. Außerdem möchten wir gerne mehr als nur eine Sorte Kaffee anbieten und müssten dazu direkte Beziehungen mit vielen Partnerorganisationen aufbauen und unterhalten.

Es gibt jedoch noch einen weiteren Aspekt. Die Frage, ob Direct Trade der einzige Weg ist. Aus unserer Sicht ist es das nicht. Die Kooperation mit vertrauenswürdigen Handelspartnern ermöglicht es, faire Preise zu bezahlen und langfristige Partnerschaften mit Produzentenorganisationen aufzubauen. Obwohl wir mittelfristig auch eigene Handelspartnerschaften aufbauen möchten, sollten Röstereien ehrlich und transparent bleiben. Dabei müssen wir uns fragen: Können wir ein solches Unterfangen derzeit alleine stemmen? Sind wir dabei erfolgreicher als Partner, die seit Jahrzehnten in der jeweiligen Region arbeiten oder gar aus ihr stammen? Kommunizieren wir dies ehrlich oder verlassen wir uns auf Begriffe, einfach weil sie im Marketing funktionieren?

Bei Cross Coffee möchten wir euch ermutigen, Fragen zu stellen. Fragt die Röster eures Vertrauens nach ihren Handelspraktiken! Diejenigen, die es ernst meinen, werden euch transparente Auskünfte geben. Für Cross Coffee können wir sagen: “Wir sind noch lange nicht perfekt, aber wir versuchen uns in die richtige Richtung zu bewegen. Wir treffen verantwortungsvolle Entscheidungen bei der Wahl unserer Partner, legen Wert auf faire Preise für Bäuerinnen und Bauern und möchten so transparent wie möglich arbeiten!”

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