Dispositional Negativity: Ein integrativer translationaler Neurowissenschaftsansatz für Kognition und Angststörungen

Dispositional Negativity: Ein integrativer translationaler Neurowissenschaftsansatz für Kognition und Angststörungen

Hast du dich jemals gefragt, warum manche Menschen eher zu Angststörungen neigen als andere? Die Antwort könnte in der Veranlagung zur Negativität liegen. Neue Forschungen deuten darauf hin, dass eine hohe Ausprägung dieser Veranlagung ein Risiko für Angststörungen und andere psychiatrische Erkrankungen darstellt.

Veranlagte Negativität: Ein Risiko für Angststörungen und andere psychische Erkrankungen

Die Veranlagung zur Negativität ist stark mit einigen der häufigsten und belastendsten psychischen Erkrankungen verbunden, darunter Angststörungen, Depressionen und substanzbedingter Missbrauch (Castellanos-Ryan et al., 2016; Davis et al., 2018; Hayes et al., 2017; Hengartner et al., 2018). Langzeitstudien zeigen, dass Menschen mit einer hohen Ausprägung der Veranlagung zur Negativität in der Zukunft häufiger an Angst- und Stimmungsstörungen leiden (Buzzell et al., 2017; Clark et al., in press; Struijs et al., 2018). Die Stärke dieser zukünftigen Zusammenhänge ist erheblich. Eine Meta-Analyse ergab, dass fast die Hälfte der Kinder, die konsequent hohe Ausprägungen von Schüchternheit und Verhaltenshemmung zeigten – beides Kernfacetten der Veranlagung zur Negativität – später im Leben mit sozialer Angststörung diagnostiziert wurden (N = 692; Risikoverhältnis = 3,4; Clauss & Blackford, 2012). Bei Erwachsenen zeigte die Zürich Cohort Study (N = 591), dass eine Erhöhung der Veranlagung zur Negativität um eine Standardabweichung zum Zeitpunkt der Baseline-Einschätzung im Jahr 1988 die Wahrscheinlichkeit einer Angststörung um 32% und einer schweren depressiven Episode um 41% erhöhte (Hengartner et al., 2016a). Eine weitere Meta-Analyse prospektiver Langzeitstudien ergab mittelgroße bis große Zusammenhänge zwischen der Veranlagung zur Negativität und zukünftigen Angstsymptomen, Angststörungen, depressiven Symptomen und majorer Depression (N = 7.748 – 39.161; Jeronimus et al., 2016). Diese Zusammenhänge bleiben auch dann bestehen, wenn überlappende Item-Inhalte eliminiert oder Ausgangssymptome angepasst werden, und sie werden durch soziale Isolation, sozialen Ausschluss und Stressoren verstärkt (Frenkel et al., 2015; Gazelle & Rudolph, 2004; Hartley et al., 2018; Hengartner et al., 2018; Kopala-Sibley et al., 2016a; Uliaszek et al., 2009).

LESEN  Das Geheimnis von Metformin: Ein Wundermittel für ein langes, gesundes Leben?

Image 1

Genetische Korrelationen

Familiäre, Zwillings- und Genomweite Assoziationsstudien zeigen, dass die Veranlagung zur Negativität genetisch mit Angststörungen, depressiven Symptomen und majorer Depression korreliert (Adams et al., 2019; Glahn et al., 2012; Gottschalk & Domschke, 2017; Hettema, 2008; Hill et al., 2018). Diese Beobachtungen zeigen, dass die Veranlagung zur Negativität, Angststörungen und Depressionen ähnliche Muster der generationsübergreifenden Übertragung aufweisen. Die Größe dieser genetischen Korrelationen deutet auf stark überlappende molekulargenetische Ursprünge hin, die mit psychometrischen und klinischen Befunden zur Kontinuität der internalisierenden Störungen in der Bevölkerung und zur Psychopathologie zusammenpassen (Barlow et al., 2013; Conway et al., in press). Interessanterweise legen Analysen zur Mendelschen Randomisierung nahe, dass die kausalen Zusammenhänge zwischen der Veranlagung zur Negativität und Angststörungen bzw. majorer Depression ähnlich sind (Howard et al., in press). Bei Depressionen zeigen molekulargenetische und longitudinale Studien jedoch, dass die Erfahrung einer schweren depressiven Episode die Veranlagung zur Negativität im Laufe eines Lebens verstärken kann, wenn auch schwächer als die umgekehrte Assoziation (Howard et al., in press).

Image 2

Fazit

Die Veranlagung zur Negativität ist eng mit einem erhöhten Risiko für Angststörungen und andere psychische Erkrankungen verbunden. Die genetischen Korrelationen zwischen der Veranlagung zur Negativität und diesen Störungen unterstreichen die gemeinsamen molekulargenetischen Ursprünge. Diese Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis der psychopathologischen Kontinuität und der Bedeutung der Veranlagung zur Negativität bei. Indem wir uns mit diesem Aspekt auseinandersetzen, können wir möglicherweise neue Ansätze zur Prävention und Behandlung von Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen entwickeln.

Image 3