Do It Yourself: Zentrierständer für deine selbst gebauten Laufräder

Zentrierständer.info

Zentrierständer

So, du möchtest also zukünftig deine Laufräder selber bauen oder dich zumindest um ihre Qualität selbst kümmern? Dazu beglückwünsche ich dich schon mal, denn ich bin mir ziemlich sicher, dass du deine Entscheidung nicht bereuen wirst!

Einen Zentrierständer kaufen kann unter Umständen allerdings kein leichtes Unterfangen sein. Auch wenn die Auswahl kleiner ist als bei anderen Sachen, gibt es doch das eine oder andere zu berücksichtigen – ach, Dinge, an die man vielleicht im ersten Moment nicht denkt.

Meine Expertise

Ich baue seit über 20 Jahren Laufräder. Und das kam so: Irgendwann, so mit Mitte Zwanzig, hatte mich der Radreise-Virus gepackt und ich wollte ans Nordkapp radeln. In der Vor-Internet-Zeit war das alles ein bisschen schwieriger mit den Informationen. Es gab ja weder Google noch diverse Foren oder gar Wikis. Ich fand dann einen Laden, der mir ein Rad nach meinen Wünschen und Anforderungen zusammenstellte, inklusive handgebauter Laufräder. Natürlich hatte ich explizit auf den Verwendungszweck hingewiesen und dass ich ungerne “in der Pampa” einen Defekt haben wollte. Doch wie es so ist – genau so kam es. Irgendwo in Finnland waren auf einmal Speichen am Hinterrad locker!

Wer sich mit der Theorie des Laufradbaus schon beschäftigt hat, weiß, dass es nicht reicht, die Speiche wieder anzuziehen, selbst wenn man dadurch das sichtbare Problem erst mal behebt. Wenn ein Laufrad langfristig funktionieren soll, dann muss die Speichenspannung bei allen Speichen in einem gewissen Toleranzbereich GLEICH HOCH sein. Zu geringe Speichenspannung und zu große Unterschiede sind der vorzeitige Tod eines jeden Laufrads!

Später stellte ich dann noch fest, dass die Felgenwahl auch nicht die Beste war, aber das ist eine andere Geschichte. Um die ganze Sache abzukürzen: Seit diesem Tag beschäftige ich mich mit Laufradbau und habe seitdem unzählige Laufräder in vielen verschiedenen Größen gebaut – 26″, 27,5″, 29″, 29+” und 26″ Fatbike.

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Davon abgesehen baue ich Laufräder nicht nur, ich fahre sie auch. Und ich kann sagen, seit ich meine Laufräder selbst baue, hatte ich keinen Defekt mehr, der auf die Bau-Qualität des Laufrads (also meiner Arbeit + Wahl der Komponenten) zurückzuführen ist. Dabei bin ich mit um die 100 Kg kein Leichtgewicht und fahre auch nicht zimperlich, aber eben auch nicht mit schwer bepacktem Rad und auf dem Sattel sitzend durch jedes Schlagloch.

Gründe für den Kauf eines Zentrierständers

Um es gleich vorweg zu nehmen: Um ein Laufrad zu zentrieren, braucht es einen Speichenschlüssel und vielleicht noch ein paar Kabelbinder. Und natürlich das Fahrrad als “Zentrierständer”.

So habe ich auch angefangen – das Rad umgedreht, an den Gabelscheiden Kabelbinder als Sonden angebracht und so mein erstes Laufrad zentriert. Das funktioniert ausreichend gut, wenn man improvisieren muss. Allerdings wird es schon beim Hinterrad doof, weil man nicht richtig hinsieht, vor allem wenn Schutzblechhalter und Gepäckträger im Weg sind. Mit der Zeit ist das frustrierend. Wer also öfter Laufräder bauen will oder kontrollieren muss, wird sich früher oder später einen Zentrierständer wünschen, einfach um sauber und effizient arbeiten zu können.

Die Qual der Wahl: Welcher Zentrierständer ist der richtige für mich?

Hat man sich erst einmal dafür entschieden, einen Zentrierständer kaufen zu wollen, steht man vor einer mehr oder weniger großen Auswahl von Zentrierständern in allen möglichen Formen, Farben und Preisklassen.

Hier muss man nun in sich gehen und sich überlegen, was man will.

  • Wie viel will ich ausgeben, wie hoch ist mein Budget?
  • Welche Art von Laufräder möchte ich bauen/warten?
  • Kann ich bestimmte Dinge ausschließen?
  • Will ich es nur mal ausprobieren oder habe ich ein ernsthaftes, vielleicht sogar (semi-) professionelles Interesse?

Keine Frage: Spielt Geld keine Rolle, dann hätte ich schon lange den DT Swiss Zentrierständer hier stehen, mit Messuhren und allem Drum und Dran. Allerdings baue ich vergleichsweise viel zu wenig Laufräder, um diese Investition vor mir rechtfertigen zu können.

DT Swiss Zentrierständer

DT Swiss Zentrierständer

Ein weiterer wesentlicher Punkt sind die Art der Laufräder.

Park Tool TS-4 Zentrierständer

Fährst du Steckachsen/Fatbike/Plus-Size/Tubeless oder alles zusammen, beziehungsweise ist das relevant für dich, dann solltest du dir den Park Tool TS-4 anschauen. Der TS-4 kann alles und er ist groß genug, damit du das “System Tubeless-Laufrad”, also Laufrad inklusive montiertem und mit Luft gefüllten Reifen, zur Kontrolle oder zum Nachzentrieren bei Fatbike-, 27,5+- und 29+ Tubeless-Laufrädern drauf lassen kannst.

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Park Tool TS-4 Zentrierständer

Wenn du Tubeless fährst, dann muss ich dir diesen Vorteil wohl nicht erst erklären …

Hast du nur mit “normalen” Rädern zu tun, bist also weder Mountainbiker noch fährst du Fatbike und kannst auch weitestgehend ausschließen, dass du mit übergroßen Rädern, Tubeless-Setups und Steckachsen zu tun hast, dann solltest du dir den Park Tool TS-2.2 bzw. den TS-2.2P anschauen.

Park Tool TS-2.2 Zentrierständer

Der TS-2.2 ist der Industrie-Standard seit 35 Jahren (zumindest in den USA). Er ist aus solidem Werkzeugstahl gefertigt (übrigens auch der TS-4).

Park Tool Zentrierständer TS-2.2P

Der TS-2.2P ist dabei technisch und funktional identisch mit dem TS-2.2, jedoch etwas günstiger, da nur aus “normalem” Stahl, der zum Schutz gegen Rost pulverbeschichtet wurde.

Park Tool Zentrierständer TS-2.2P

Park Tool TS-2EXT.2 Verlängerung

Sollten sich deine Interessen oder Bedürfnisse irgendwann mal ändern, dann ist es möglich, den TS-2/TS-2.2P mit der TS-2EXT.2 Verlängerung nachzurüsten, wodurch der Zentrierständer dann uneingeschränkt kompatibel zu allen modernen Standards wird.

DT Swiss Zentrierständer

Der Park Tool TS-2.2P liegt im Mittel momentan bei ca. 230,- €, der TS-2.2 bei ca. 250,- € und der TS-4 bei 470,- €.

Park Tool TS-8 Zentrierständer

Wem das zu teuer ist, der sollte sich mal den Park Tool TS-8 anschauen. Der TS-8 ist ein günstiger Einsteiger-Zentrierständer für um die 100,- €. Natürlich kann er nicht mit den gleichen Eigenschaften aufwarten wie die deutlich teureren Profi-Zentrierständer, aber viele Leute benutzen ihn und sind hoch zufrieden. Vielleicht ist er ja für deine Zwecke auch ausreichend?

Park Tool TS-8 Zentrierständer

Und was ist mit all den günstigen Zentrierständern?

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, auch mit einem sehr günstigen Modell wie dem TACX Exact oder dem Minoura FT-1 glücklich zu werden, wenn man weiß, was man braucht beziehungsweise will und einschätzen kann, ob der Zentrierständer diese Ansprüche erfüllen kann.

Minoura Zentrierständer FT-1

Tacx T 3175 Exact Zentrierständer

In der Regel haben die günstigen Zentrierständer aber zwei gravierende Nachteile:

  1. Zum einen wird am Material gespart, dadurch sind sie nicht besonders verwindungssteif und wackeln. Das wirkt sich natürlich auch auf die Präzision und Effizienz bei der Zentrierarbeit aus – man braucht länger beziehungsweise muss sich daran gewöhnen.
  2. Sie sind nicht für Steckachsen, große Raddurchmesser und überbreite Naben geeignet. Das ist vor allem schlecht, da sich die aktuelle Fahrradtechnologie immer mehr in diese Richtung entwickelt. Anders gesagt: Die Fahrradstandards von früher werden immer seltener und sind zunehmend meist nur noch bei günstigen Fahrrädern anzutreffen. Sicher kann man möglicherweise hier und da einen Adapter kaufen oder etwas improvisieren. Aber lohnt es sich dann nicht gleich, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und das zu kaufen, was die eigenen Bedürfnisse optimal erfüllt?
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Das erste Problem lässt sich in den Griff bekommen. Ich selbst habe jahrelang meine Laufräder auf einem Zentrierständer gebaut, den ich mir aus zwei Aluwinkeln und ein paar Schrauben aus dem Baumarkt zusammengebastelt habe.

M-Wave Zentrierständer

Allerdings hatte ich vorher auch schon mal einen günstigen Zentrierständer im Stile des M-Wave Zentrierständers. Der hat mich damals aber nicht so überzeugt, darum habe ich ihn nicht behalten. Das soll nun aber nicht heißen, dass er für deine Anforderungen nicht der Richtige ist. Möglicherweise reicht er für deine Bedürfnisse völlig aus. Das kannst nur du entscheiden.

Mein Fazit

Unterm Strich würde ich heute, wenn ich mich ernsthaft mit Laufradbau beschäftigen möchte, mindestens in den Park Tool TS-8 investieren. Er bietet die Möglichkeit, schnell und akkurat Laufräder zu bauen oder mal eben den Rundlauf zu kontrollieren.

Vor allem würde ich ihn aber als Einsteiger-Zentrierständer den anderen im unteren Preissegment vorziehen. Warum? Ganz einfach: Solltest du zu dem Schluss kommen, dass Laufräder zentrieren doch nicht dein Ding ist oder du andererseits Gefallen an deinem neuen Hobby finden solltest und auf einen Profi-Zentrierständer umsatteln willst, dann kannst du ihn wieder gut verkaufen und so ist nicht alles Geld futsch. Denn:

Gute Markenprodukte verkaufen sich auch gebraucht zu einem besseren Preis!

Meine Empfehlung für alle, die entschlossen sind und bereit sind, die entsprechende Investition zu tätigen, wäre allerdings der TS-4, da er im Auslieferungszustand bereits alles enthält, was man heute benötigt, um so ziemlich jedes aktuelle Laufrad, das es auf dem Markt gibt, bauen und warten zu können. Man muss also kein elementares Zubehör wie Steckachsadapter o.ä. noch hinzukaufen.

Abgesehen davon ist es ein Präzisionsgerät von einer Firma mit hervorragender Reputation und sieht auch optisch gut in jeder Hobby- und Profiwerkstatt aus.