Drei Jahre nach dem Brexit: Ein wirtschaftliches Desaster

Drei Jahre nach dem Brexit: Ein wirtschaftliches Desaster

Großbritannien hatte nach dem Brexit große Hoffnungen für die heimische Wirtschaft. Doch drei Jahre nach dem Austritt aus der EU fällt die Bilanz düster aus. Das Land steuert in diesem Jahr wahrscheinlich als einzige große Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.

Große Verluste für Großbritannien und die EU

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zieht eine vernichtende Bilanz des Brexits für Großbritannien und die EU. Anlässlich des dritten Jahrestags des Brexits findet DIHK-Präsident Peter Adrian keine warmen Worte für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Deutsche Unternehmen sehen sich weiterhin mit erheblicher Planungs- und Rechtsunsicherheit konfrontiert. “Es besteht die Gefahr von Handelskonflikten, da Großbritannien sich vom EU-Austrittsabkommen distanziert”, warnt Adrian.

Viel steht auf dem Spiel

Laut DIHK haben deutsche Unternehmen mehr als 2100 Niederlassungen in Großbritannien, in denen über 400.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auf der anderen Seite haben britische Unternehmen in Deutschland 1500 Niederlassungen mit knapp 300.000 Mitarbeitern. “Für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals steht viel auf dem Spiel”, betont Adrian.

Die wirtschaftliche Bilanz dreier Jahre nach dem Brexit ist mager. Das spiegelt sich auch in den Handelszahlen wider. Während Großbritannien im Jahr 2016 noch der drittwichtigste Exportmarkt Deutschlands war, ist das Land im Jahr 2022 auf den achten Platz abgerutscht. Dieses Jahr könnte es nach Angaben der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) sogar erstmals in der jüngeren Geschichte aus den Top Ten der deutschen Handelspartner fallen.

Schlechter als Russland

Während die Nachfragekorrektur des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 weltweit Erleichterung auslöst, herrscht im Vereinigten Königreich weiterhin Katerstimmung. Großbritannien ist die einzige entwickelte Volkswirtschaft, für die die Ökonomen in diesem Jahr eine Rezession vorhersagen. Nach Einschätzung der IWF-Experten wird die britische Wirtschaft nicht wachsen, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen. Damit schneidet Großbritannien noch schlechter ab als das wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine sanktionierte Russland. Die sparsame Steuer- und Geldpolitik sowie die nach wie vor hohen Energiepreise belasten die Haushalte und sind maßgeblich für die düsteren Aussichten verantwortlich.

Mangel an Arbeitskräften

Für die konservative britische Regierung ist die Prognose zum dritten Jahrestag des EU-Austritts wenig schmeichelhaft. Das schwache Wachstum ist vor allem auf den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Der Brexit hat die Einwanderung aus der EU erheblich erschwert, wodurch vor allem die Gastronomie- und Logistikbranche von einem Arbeitskräftemangel betroffen sind. Früher wurden diese Berufe von EU-Bürgern ausgeübt, aber viele haben sich aufgrund der Pandemie und des Brexits neu orientiert. Aufgrund kostspieliger Visa ist es nun nicht mehr so einfach, nach Großbritannien zu kommen und dort zu arbeiten.

Politische Instabilität verschlechtert die Lage

Der EU-Austritt hat auch andere Herausforderungen mit sich gebracht, die das britische Wirtschaftswachstum behindern. Die politische Instabilität der vergangenen Jahre hat einen negativen Einfluss auf die britische Konjunktur. Die aktuellen IWF-Zahlen zeigen, dass Großbritannien nicht immun gegenüber dem Druck ist, dem fast alle entwickelten Volkswirtschaften ausgesetzt sind. Dennoch betont der britische Finanzminister Jeremy Hunt, dass langfristige Prognosen darauf hindeuten, dass Großbritannien schneller wachsen soll als Deutschland und Japan.

Weniger Handelsverträge als erhofft

Eines der zentralen Versprechen des Brexits war die Freiheit, als souveräner Staat eigene Handelsverträge abzuschließen. Doch Großbritannien hat sein selbstgesetztes Ziel, bis Ende 2022 Handelsverträge für 80 Prozent des Außenhandelsvolumens abzudecken, deutlich verfehlt. Aktuell sind weniger als zwei Drittel des Außenhandels durch Post-Brexit-Handelsverträge abgedeckt. Bisher haben die neu verhandelten Verträge mit Ländern wie Australien oder Neuseeland die schweren Einbußen im Handel mit der EU bei Weitem nicht kompensiert. Ein erhofftes Freihandelsabkommen mit den USA ist noch in weiter Ferne.

Exportziele werden wahrscheinlich verfehlt

Laut einem Bericht des “Guardian” wird Großbritannien voraussichtlich auch seine Exportziele deutlich verfehlen. Der Wert der Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich wird frühestens 2035 eine Billion Pfund erreichen, so der zuständige Staatssekretär Andrew Bowie. Der ehemalige Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen. Staatssekretär Bowie macht “externe Schocks” wie sinkende globale Nachfrage, schwankende Wechselkurse und hohe Inflation für die schwachen Zahlen verantwortlich, erwähnt den Brexit aber nicht – im Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern.

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Exporteure stellen Verkäufe in die EU ein

Auch der Anteil kleinerer Unternehmen in Großbritannien, die ins Ausland exportieren, ist nach dem Brexit zurückgegangen. Ein von acht Exporteuren hat zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU eingestellt, und ein weiteres Zehntel erwägt dies. Der Branchenverband Federation of Small Businesses, der kleinere Firmen und Selbstständige vertritt, berichtet, dass derzeit nur etwa ein Fünftel dieser Unternehmen ihre Waren oder Dienstleistungen ins Ausland exportieren. Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie, als Handelsbeschränkungen den gesamten Handel stark beeinträchtigten. Die zunehmende Bürokratie im Handel zwischen Großbritannien und der EU hat insbesondere kleinere britische Hersteller in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, da ihnen die Ressourcen fehlen, um damit umzugehen.

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Großbritannien hatte nach dem Brexit große Hoffnungen für die heimische Wirtschaft. Doch drei Jahre nach dem Austritt aus der EU fällt die Bilanz düster aus. Das Land steuert in diesem Jahr wahrscheinlich als einzige große Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.

Große Verluste für Großbritannien und die EU

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zieht eine vernichtende Bilanz des Brexits für Großbritannien und die EU. Anlässlich des dritten Jahrestags des Brexits findet DIHK-Präsident Peter Adrian keine warmen Worte für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Deutsche Unternehmen sehen sich weiterhin mit erheblicher Planungs- und Rechtsunsicherheit konfrontiert. “Es besteht die Gefahr von Handelskonflikten, da Großbritannien sich vom EU-Austrittsabkommen distanziert”, warnt Adrian.

Viel steht auf dem Spiel

Laut DIHK haben deutsche Unternehmen mehr als 2100 Niederlassungen in Großbritannien, in denen über 400.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auf der anderen Seite haben britische Unternehmen in Deutschland 1500 Niederlassungen mit knapp 300.000 Mitarbeitern. “Für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals steht viel auf dem Spiel”, betont Adrian.

Die wirtschaftliche Bilanz dreier Jahre nach dem Brexit ist mager. Das spiegelt sich auch in den Handelszahlen wider. Während Großbritannien im Jahr 2016 noch der drittwichtigste Exportmarkt Deutschlands war, ist das Land im Jahr 2022 auf den achten Platz abgerutscht. Dieses Jahr könnte es nach Angaben der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) sogar erstmals in der jüngeren Geschichte aus den Top Ten der deutschen Handelspartner fallen.

Schlechter als Russland

Während die Nachfragekorrektur des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 weltweit Erleichterung auslöst, herrscht im Vereinigten Königreich weiterhin Katerstimmung. Großbritannien ist die einzige entwickelte Volkswirtschaft, für die die Ökonomen in diesem Jahr eine Rezession vorhersagen. Nach Einschätzung der IWF-Experten wird die britische Wirtschaft nicht wachsen, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen. Damit schneidet Großbritannien noch schlechter ab als das wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine sanktionierte Russland. Die sparsame Steuer- und Geldpolitik sowie die nach wie vor hohen Energiepreise belasten die Haushalte und sind maßgeblich für die düsteren Aussichten verantwortlich.

Mangel an Arbeitskräften

Für die konservative britische Regierung ist die Prognose zum dritten Jahrestag des EU-Austritts wenig schmeichelhaft. Das schwache Wachstum ist vor allem auf den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Der Brexit hat die Einwanderung aus der EU erheblich erschwert, wodurch vor allem die Gastronomie- und Logistikbranche von einem Arbeitskräftemangel betroffen sind. Früher wurden diese Berufe von EU-Bürgern ausgeübt, aber viele haben sich aufgrund der Pandemie und des Brexits neu orientiert. Aufgrund kostspieliger Visa ist es nun nicht mehr so einfach, nach Großbritannien zu kommen und dort zu arbeiten.

Politische Instabilität verschlechtert die Lage

Der EU-Austritt hat auch andere Herausforderungen mit sich gebracht, die das britische Wirtschaftswachstum behindern. Die politische Instabilität der vergangenen Jahre hat einen negativen Einfluss auf die britische Konjunktur. Die aktuellen IWF-Zahlen zeigen, dass Großbritannien nicht immun gegenüber dem Druck ist, dem fast alle entwickelten Volkswirtschaften ausgesetzt sind. Dennoch betont der britische Finanzminister Jeremy Hunt, dass langfristige Prognosen darauf hindeuten, dass Großbritannien schneller wachsen soll als Deutschland und Japan.

Weniger Handelsverträge als erhofft

Eines der zentralen Versprechen des Brexits war die Freiheit, als souveräner Staat eigene Handelsverträge abzuschließen. Doch Großbritannien hat sein selbstgesetztes Ziel, bis Ende 2022 Handelsverträge für 80 Prozent des Außenhandelsvolumens abzudecken, deutlich verfehlt. Aktuell sind weniger als zwei Drittel des Außenhandels durch Post-Brexit-Handelsverträge abgedeckt. Bisher haben die neu verhandelten Verträge mit Ländern wie Australien oder Neuseeland die schweren Einbußen im Handel mit der EU bei Weitem nicht kompensiert. Ein erhofftes Freihandelsabkommen mit den USA ist noch in weiter Ferne.

Exportziele werden wahrscheinlich verfehlt

Laut einem Bericht des “Guardian” wird Großbritannien voraussichtlich auch seine Exportziele deutlich verfehlen. Der Wert der Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich wird frühestens 2035 eine Billion Pfund erreichen, so der zuständige Staatssekretär Andrew Bowie. Der ehemalige Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen. Staatssekretär Bowie macht “externe Schocks” wie sinkende globale Nachfrage, schwankende Wechselkurse und hohe Inflation für die schwachen Zahlen verantwortlich, erwähnt den Brexit aber nicht – im Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern.

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Exporteure stellen Verkäufe in die EU ein

Auch der Anteil kleinerer Unternehmen in Großbritannien, die ins Ausland exportieren, ist nach dem Brexit zurückgegangen. Ein von acht Exporteuren hat zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU eingestellt, und ein weiteres Zehntel erwägt dies. Der Branchenverband Federation of Small Businesses, der kleinere Firmen und Selbstständige vertritt, berichtet, dass derzeit nur etwa ein Fünftel dieser Unternehmen ihre Waren oder Dienstleistungen ins Ausland exportieren. Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie, als Handelsbeschränkungen den gesamten Handel stark beeinträchtigten. Die zunehmende Bürokratie im Handel zwischen Großbritannien und der EU hat insbesondere kleinere britische Hersteller in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, da ihnen die Ressourcen fehlen, um damit umzugehen.

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Großbritannien hatte nach dem Brexit große Hoffnungen für die heimische Wirtschaft. Doch drei Jahre nach dem Austritt aus der EU fällt die Bilanz düster aus. Das Land steuert in diesem Jahr wahrscheinlich als einzige große Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.

Große Verluste für Großbritannien und die EU

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zieht eine vernichtende Bilanz des Brexits für Großbritannien und die EU. Anlässlich des dritten Jahrestags des Brexits findet DIHK-Präsident Peter Adrian keine warmen Worte für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Deutsche Unternehmen sehen sich weiterhin mit erheblicher Planungs- und Rechtsunsicherheit konfrontiert. “Es besteht die Gefahr von Handelskonflikten, da Großbritannien sich vom EU-Austrittsabkommen distanziert”, warnt Adrian.

Viel steht auf dem Spiel

Laut DIHK haben deutsche Unternehmen mehr als 2100 Niederlassungen in Großbritannien, in denen über 400.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auf der anderen Seite haben britische Unternehmen in Deutschland 1500 Niederlassungen mit knapp 300.000 Mitarbeitern. “Für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals steht viel auf dem Spiel”, betont Adrian.

Die wirtschaftliche Bilanz dreier Jahre nach dem Brexit ist mager. Das spiegelt sich auch in den Handelszahlen wider. Während Großbritannien im Jahr 2016 noch der drittwichtigste Exportmarkt Deutschlands war, ist das Land im Jahr 2022 auf den achten Platz abgerutscht. Dieses Jahr könnte es nach Angaben der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) sogar erstmals in der jüngeren Geschichte aus den Top Ten der deutschen Handelspartner fallen.

Schlechter als Russland

Während die Nachfragekorrektur des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 weltweit Erleichterung auslöst, herrscht im Vereinigten Königreich weiterhin Katerstimmung. Großbritannien ist die einzige entwickelte Volkswirtschaft, für die die Ökonomen in diesem Jahr eine Rezession vorhersagen. Nach Einschätzung der IWF-Experten wird die britische Wirtschaft nicht wachsen, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen. Damit schneidet Großbritannien noch schlechter ab als das wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine sanktionierte Russland. Die sparsame Steuer- und Geldpolitik sowie die nach wie vor hohen Energiepreise belasten die Haushalte und sind maßgeblich für die düsteren Aussichten verantwortlich.

Mangel an Arbeitskräften

Für die konservative britische Regierung ist die Prognose zum dritten Jahrestag des EU-Austritts wenig schmeichelhaft. Das schwache Wachstum ist vor allem auf den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Der Brexit hat die Einwanderung aus der EU erheblich erschwert, wodurch vor allem die Gastronomie- und Logistikbranche von einem Arbeitskräftemangel betroffen sind. Früher wurden diese Berufe von EU-Bürgern ausgeübt, aber viele haben sich aufgrund der Pandemie und des Brexits neu orientiert. Aufgrund kostspieliger Visa ist es nun nicht mehr so einfach, nach Großbritannien zu kommen und dort zu arbeiten.

Politische Instabilität verschlechtert die Lage

Der EU-Austritt hat auch andere Herausforderungen mit sich gebracht, die das britische Wirtschaftswachstum behindern. Die politische Instabilität der vergangenen Jahre hat einen negativen Einfluss auf die britische Konjunktur. Die aktuellen IWF-Zahlen zeigen, dass Großbritannien nicht immun gegenüber dem Druck ist, dem fast alle entwickelten Volkswirtschaften ausgesetzt sind. Dennoch betont der britische Finanzminister Jeremy Hunt, dass langfristige Prognosen darauf hindeuten, dass Großbritannien schneller wachsen soll als Deutschland und Japan.

Weniger Handelsverträge als erhofft

Eines der zentralen Versprechen des Brexits war die Freiheit, als souveräner Staat eigene Handelsverträge abzuschließen. Doch Großbritannien hat sein selbstgesetztes Ziel, bis Ende 2022 Handelsverträge für 80 Prozent des Außenhandelsvolumens abzudecken, deutlich verfehlt. Aktuell sind weniger als zwei Drittel des Außenhandels durch Post-Brexit-Handelsverträge abgedeckt. Bisher haben die neu verhandelten Verträge mit Ländern wie Australien oder Neuseeland die schweren Einbußen im Handel mit der EU bei Weitem nicht kompensiert. Ein erhofftes Freihandelsabkommen mit den USA ist noch in weiter Ferne.

Exportziele werden wahrscheinlich verfehlt

Laut einem Bericht des “Guardian” wird Großbritannien voraussichtlich auch seine Exportziele deutlich verfehlen. Der Wert der Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich wird frühestens 2035 eine Billion Pfund erreichen, so der zuständige Staatssekretär Andrew Bowie. Der ehemalige Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen. Staatssekretär Bowie macht “externe Schocks” wie sinkende globale Nachfrage, schwankende Wechselkurse und hohe Inflation für die schwachen Zahlen verantwortlich, erwähnt den Brexit aber nicht – im Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern.

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Exporteure stellen Verkäufe in die EU ein

Auch der Anteil kleinerer Unternehmen in Großbritannien, die ins Ausland exportieren, ist nach dem Brexit zurückgegangen. Ein von acht Exporteuren hat zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU eingestellt, und ein weiteres Zehntel erwägt dies. Der Branchenverband Federation of Small Businesses, der kleinere Firmen und Selbstständige vertritt, berichtet, dass derzeit nur etwa ein Fünftel dieser Unternehmen ihre Waren oder Dienstleistungen ins Ausland exportieren. Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie, als Handelsbeschränkungen den gesamten Handel stark beeinträchtigten. Die zunehmende Bürokratie im Handel zwischen Großbritannien und der EU hat insbesondere kleinere britische Hersteller in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, da ihnen die Ressourcen fehlen, um damit umzugehen.

Image

Großbritannien hatte nach dem Brexit große Hoffnungen für die heimische Wirtschaft. Doch drei Jahre nach dem Austritt aus der EU fällt die Bilanz düster aus. Das Land steuert in diesem Jahr wahrscheinlich als einzige große Volkswirtschaft auf eine Rezession zu.

Große Verluste für Großbritannien und die EU

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zieht eine vernichtende Bilanz des Brexits für Großbritannien und die EU. Anlässlich des dritten Jahrestags des Brexits findet DIHK-Präsident Peter Adrian keine warmen Worte für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU. Deutsche Unternehmen sehen sich weiterhin mit erheblicher Planungs- und Rechtsunsicherheit konfrontiert. “Es besteht die Gefahr von Handelskonflikten, da Großbritannien sich vom EU-Austrittsabkommen distanziert”, warnt Adrian.

Viel steht auf dem Spiel

Laut DIHK haben deutsche Unternehmen mehr als 2100 Niederlassungen in Großbritannien, in denen über 400.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Auf der anderen Seite haben britische Unternehmen in Deutschland 1500 Niederlassungen mit knapp 300.000 Mitarbeitern. “Für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Kanals steht viel auf dem Spiel”, betont Adrian.

Die wirtschaftliche Bilanz dreier Jahre nach dem Brexit ist mager. Das spiegelt sich auch in den Handelszahlen wider. Während Großbritannien im Jahr 2016 noch der drittwichtigste Exportmarkt Deutschlands war, ist das Land im Jahr 2022 auf den achten Platz abgerutscht. Dieses Jahr könnte es nach Angaben der bundeseigenen Gesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI) sogar erstmals in der jüngeren Geschichte aus den Top Ten der deutschen Handelspartner fallen.

Schlechter als Russland

Während die Nachfragekorrektur des Internationalen Währungsfonds (IWF) für 2023 weltweit Erleichterung auslöst, herrscht im Vereinigten Königreich weiterhin Katerstimmung. Großbritannien ist die einzige entwickelte Volkswirtschaft, für die die Ökonomen in diesem Jahr eine Rezession vorhersagen. Nach Einschätzung der IWF-Experten wird die britische Wirtschaft nicht wachsen, sondern um 0,6 Prozent schrumpfen. Damit schneidet Großbritannien noch schlechter ab als das wegen seines Angriffskriegs auf die Ukraine sanktionierte Russland. Die sparsame Steuer- und Geldpolitik sowie die nach wie vor hohen Energiepreise belasten die Haushalte und sind maßgeblich für die düsteren Aussichten verantwortlich.

Mangel an Arbeitskräften

Für die konservative britische Regierung ist die Prognose zum dritten Jahrestag des EU-Austritts wenig schmeichelhaft. Das schwache Wachstum ist vor allem auf den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen. Der Brexit hat die Einwanderung aus der EU erheblich erschwert, wodurch vor allem die Gastronomie- und Logistikbranche von einem Arbeitskräftemangel betroffen sind. Früher wurden diese Berufe von EU-Bürgern ausgeübt, aber viele haben sich aufgrund der Pandemie und des Brexits neu orientiert. Aufgrund kostspieliger Visa ist es nun nicht mehr so einfach, nach Großbritannien zu kommen und dort zu arbeiten.

Politische Instabilität verschlechtert die Lage

Der EU-Austritt hat auch andere Herausforderungen mit sich gebracht, die das britische Wirtschaftswachstum behindern. Die politische Instabilität der vergangenen Jahre hat einen negativen Einfluss auf die britische Konjunktur. Die aktuellen IWF-Zahlen zeigen, dass Großbritannien nicht immun gegenüber dem Druck ist, dem fast alle entwickelten Volkswirtschaften ausgesetzt sind. Dennoch betont der britische Finanzminister Jeremy Hunt, dass langfristige Prognosen darauf hindeuten, dass Großbritannien schneller wachsen soll als Deutschland und Japan.

Weniger Handelsverträge als erhofft

Eines der zentralen Versprechen des Brexits war die Freiheit, als souveräner Staat eigene Handelsverträge abzuschließen. Doch Großbritannien hat sein selbstgesetztes Ziel, bis Ende 2022 Handelsverträge für 80 Prozent des Außenhandelsvolumens abzudecken, deutlich verfehlt. Aktuell sind weniger als zwei Drittel des Außenhandels durch Post-Brexit-Handelsverträge abgedeckt. Bisher haben die neu verhandelten Verträge mit Ländern wie Australien oder Neuseeland die schweren Einbußen im Handel mit der EU bei Weitem nicht kompensiert. Ein erhofftes Freihandelsabkommen mit den USA ist noch in weiter Ferne.

Exportziele werden wahrscheinlich verfehlt

Laut einem Bericht des “Guardian” wird Großbritannien voraussichtlich auch seine Exportziele deutlich verfehlen. Der Wert der Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich wird frühestens 2035 eine Billion Pfund erreichen, so der zuständige Staatssekretär Andrew Bowie. Der ehemalige Premierminister Boris Johnson hatte angekündigt, dieses Ziel bis 2030 zu erreichen. Staatssekretär Bowie macht “externe Schocks” wie sinkende globale Nachfrage, schwankende Wechselkurse und hohe Inflation für die schwachen Zahlen verantwortlich, erwähnt den Brexit aber nicht – im Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern.

Exporteure stellen Verkäufe in die EU ein

Auch der Anteil kleinerer Unternehmen in Großbritannien, die ins Ausland exportieren, ist nach dem Brexit zurückgegangen. Ein von acht Exporteuren hat zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU eingestellt, und ein weiteres Zehntel erwägt dies. Der Branchenverband Federation of Small Businesses, der kleinere Firmen und Selbstständige vertritt, berichtet, dass derzeit nur etwa ein Fünftel dieser Unternehmen ihre Waren oder Dienstleistungen ins Ausland exportieren. Dies ist der niedrigste Stand seit Beginn der Pandemie, als Handelsbeschränkungen den gesamten Handel stark beeinträchtigten. Die zunehmende Bürokratie im Handel zwischen Großbritannien und der EU hat insbesondere kleinere britische Hersteller in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, da ihnen die Ressourcen fehlen, um damit umzugehen.

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