Ein Vergleich der E-Bike Antriebe der Marken Bosch, Shimano und Yamaha ist besonders spannend für Fans von E-Mountainbikes, da diese Hersteller einen großen Marktanteil im Bereich des Geländeradfahrens haben. In diesem Artikel werden wir die drei Flaggschiff-Motoren von Bosch, Shimano und Yamaha vorstellen: den Bosch CX Motor, den Shimano Steps E8000 und den Yamaha PW-X Motor. Jeder dieser Motoren verfügt über einen 500 Watt/h Akku und ein Drehmoment von 75-80 Newton. Doch welcher Motor eignet sich am besten für welchen Einsatzzweck? Gibt es große Unterschiede zwischen ihnen?
Bosch Performance CX
Der Bosch CX Motor ist im Vergleich zu den beiden anderen Motoren etwas größer, was dazu führt, dass die Kettenstrebenlänge etwas länger ausfällt. Was bedeutet das? Der Radstand wird länger und das Bike ist nicht mehr so agil. Allerdings macht es das Bike stabiler bei schnellen Abfahrten, die normalerweise für Downhill-Bikes gedacht sind. Wie es so schön heißt, “Länge läuft”. Seit dem Modelljahr 2017 hat Bosch dem CX Motor eine neue Software spendiert. Es gibt nun den E-MTB Modus, der sanftere Anfahrten an steilen Anstiegen ermöglicht, sodass das Vorderrad nicht mehr in die Höhe steigt. Das ist ein Fortschritt, allerdings ist es im Turbo Modus nicht möglich, in sehr steilem Gelände anzufahren. Hier ist die Kraft am Hinterrad zu groß, was entweder zu Durchdrehen des Hinterrads oder zum Anheben des Vorderrads führt. Was sich nach einem Nachteil anhört, ist jedoch nicht unbedingt einer. Denn wenn ich einmal in Fahrt bin und eine steile Rampe vor mir habe, schalte ich in den Turbo-Modus und nehme sie mit voller Power, sodass ich fast jede Steigung bewältigen kann. Das heißt, auf welligem Gelände habe ich hier eher Vorteile. Der Motor ist sehr kraftvoll und eignet sich besonders gut für welliges Gelände oder längere Forststraßen-Anstiege. Er verbraucht zudem eher wenig Energie. Der Akku hält länger als der von Shimano, je nach Fahrweise. Die vier Modi Eco, Tour, E-MTB und Turbo lassen keine Wünsche offen. Man kann sehr sparsam oder sehr sportlich fahren. Bei Angaben zur Akkulaufzeit sollte man jedoch vorsichtig sein, da diese auch von der Fahrweise abhängen. Bei gleicher Strecke und gleichem Modus können unterschiedliche Fahrweisen zu Unterschieden von bis zu 10% führen. In der Regel kann man jedoch sagen, dass man mit dem 500 Watt/h Akku ca. 1500 Höhenmeter bewältigen kann. Unsere Teststrecke betrug 70 km und ca. 1200 Höhenmeter, was der Bosch Antrieb problemlos bewältigte.
Das Display ist sehr groß und gut bedienbar und lässt sich gut ablesen. Allerdings sollte man das Bike nicht auf den Kopf stellen, da das Display leicht beschädigt werden könnte, da es etwas über dem Lenker steht.
Shimano Steps E-8000
Nun kommen wir zum zweiten Motor im Vergleich: Der Shimano Steps E-8000 ist eine Meisterleistung. Er ist sehr kompakt gebaut, was es ermöglicht, die Kettenstreben kürzer zu gestalten. Das hat den Vorteil, dass das Bike wendiger wird, was vor allem im Trail und bei Spitzkehren von Vorteil ist. Hier kommen wir schon zu seinem idealen Einsatzbereich. Der Shimano Motor eignet sich hervorragend für den MTB-Einsatz in den Bergen auf technisch anspruchsvollen Trails. Er setzt sehr sanft ein, hat aber dennoch im Boost-Modus viel Power. Selbst in sehr steilem Gelände reicht ein kurzes Antippen des Pedals, um das Bike langsam losfahren zu lassen. Wenn man das Gleichgewicht auf dem Bike hält, gibt der Motor den vollen Schub ab. Somit gibt es kein Steigen des Vorderrads oder Durchdrehen des Hinterrads. Die Software ist optimal auf das MTB-Fahren abgestimmt und ermöglicht das Bewältigen enormer Anstiege. Am Display kann zwischen drei Modi gewählt werden: Eco, Trail und Boost. Diese Modi sind nicht ganz so variabel wie bei den beiden anderen Motoren, jedoch ist es auch nicht unbedingt nötig, da die Software besser funktioniert. Der Shimano Steps E-8000 Motor mit dem 500 Watt/h Akku ist nicht ganz so sparsam im Energieverbrauch wie die Konkurrenz. Unsere Testrunde haben wir mit diesem Motor nicht ganz geschafft, der Akku war nach 68 km leer und wir mussten die letzten zwei Kilometer ohne Unterstützung pedalieren, bis wir zum Ladegerät kamen. Dennoch bewältigt der Shimano-Antrieb auch die 1500 Höhenmeter problemlos. Der Unterschied ist also nicht gravierend.
Yamaha PW-X Motor
Der Yamaha PW-X Motor ist etwas kompakter als der Bosch Motor und kommt dem Shimano Motor eher nahe. Dadurch ist es auch möglich, etwas kürzere Kettenstreben zu verbauen. Die neue Generation des PW-X ist im Vergleich zum PW Motor etwas leichter geworden (380 Gramm) und das Display ist etwas robuster. Vom puren Kraftaufwand her wirkt der Yamaha Motor vielleicht am stärksten, aber das ist eher ein subjektiver Eindruck. Durch seine 5 Modi (Eco Plus, Eco, Standard, High und Extrapower) hat man vielleicht den Eindruck, dass einem mehr Power zur Verfügung steht. Aber im Grunde genommen unterscheiden sich alle drei Motoren nicht stark in Bezug auf maximale Power. Im Eco Plus Modus fällt die Unterstützung jedoch sehr gering aus. Das hat den Vorteil, dass sportliche Fahrer längere Strecken zurücklegen können, ohne viel Akku zu verbrauchen. Der PW-X Motor bietet insgesamt etwas mehr Möglichkeiten, den Einsatzzweck individueller zu gestalten, dank seiner fünf Modi. Dennoch kommt der Yamaha PW-X nicht ganz an den Shimano Motor in Bezug auf Fahrbarkeit heran. Auf unserer Teststrecke hat der Yamaha Motor dank des Eco Plus Modus jedoch keine größeren Probleme gehabt und auch die 1500 Höhenmeter problemlos bewältigt, wobei gute Reifen hilfreich waren.
Fazit E-Bike Antriebe Vergleich
Alle drei Motoren machen Spaß und keiner fällt wirklich ab. Sie unterscheiden sich nicht immens in Bezug auf maximale Leistung. Die Unterschiede liegen jedoch in der Fahrbarkeit, der Bedienung des Displays und der einzelnen Fahrstufen. Dennoch sollte man, wie bereits erwähnt, den Einsatzzweck beachten. In der Mitte Deutschlands benötige ich nicht unbedingt die absolute Fahrbarkeit des Shimano Motors. Hier habe ich öfter mal kurze knackige Anstiege, bei denen ich einfach in den Turbo-Modus schalte und hochballe. Im Mittelgebirge oder an der Nordsee steht eher die Akkuleistung im Vordergrund, so dass ich auch längere Strecken zurücklegen kann. Es ist also sehr wichtig, sich bei seinem Händler gut beraten zu lassen und die einzelnen Motoren zu testen, um herauszufinden, welcher Motor am besten passt. Denn letztendlich ist es der subjektive Eindruck, der die Entscheidung beeinflusst. Wer die Wahl hat, hat die Qual. Viel Spaß beim Testen, bitte schont beim Schalten die Antriebskomponenten und wechselt die Gänge mit Gefühl.