E-Mobilität in den USA: Bidens elektrische Zukunft bleibt vorerst aus

E-Mobilität in den USA: Bidens elektrische Zukunft bleibt vorerst aus

Die E-Mobilität in den USA wächst zwar weiter, doch nicht so schnell wie erhofft. Ein Hauptproblem ist der hohe Preis der Elektroautos. Aber auch mangelnde Produktionskapazitäten und eine lückenhafte Infrastruktur bremsen den Fortschritt.

Eine Auto-Show und ein Ford F 1 Pickup von 1949

An einem schwülheißen Samstagvormittag in Woodbridge, nahe Washington, findet eine kleine Auto-Show statt. Auto-Enthusiasten präsentieren dort stolz ihre aufgemotzten Schätze. Darunter auch ein Ford F 1 Pickup aus dem Jahr 1949.

Bill, ein freundlicher älterer Herr, hat Tausende Dollar und unzählige Stunden in das knubbelige, metallisch-grüne Fahrzeug mit seiner runden Fahrerkabine und kurzen Ladefläche investiert. Zudem hat er einen Rennmotor mit 550 PS eingebaut.

Im Alltag fährt Bill eine moderne Version dieses Pickups, den Ford F 150. Dieses Modell ist das meistverkaufte Auto in den USA und ist mittlerweile auch als Elektrovariante erhältlich. Doch das ist nichts für Bill. Er sagt, dass solche Autos ihre Daseinsberechtigung haben, “aber man kann es den Menschen nicht aufzwingen”. Man könne die Menschen nicht dazu zwingen, vollständig auf Strom umzusteigen.

Ziel bis 2030: Die Hälfte aller Neuwagen emissionsfrei

Die Autohändler machen die Erfahrung, dass amerikanische Verbraucher nicht dazu gebracht werden können, etwas zu tun, was sie nicht wollen. US-Präsident Joe Biden hat verkündet, dass die Zukunft der Automobilindustrie elektrisch ist. Bis 2030 sollen die Hälfte aller Neuwagen emissionsfrei fahren. Die Umweltbehörde EPA setzt die Hersteller mit ambitionierten Abgasstandards unter Druck. Doch die Käufer zögern. Die Verkaufszahlen für Elektroautos steigen zwar, aber nicht so schnell wie erhofft. Die Autohändler bleiben auf ihren Lagerbeständen sitzen.

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“Wir wissen aus Umfragen, dass der Preis das größte Hindernis für den Kauf eines Elektroautos ist”, sagt Michelle Krebs, Chefanalystin bei Cox Automotive, einem Dienstleister für die Autoindustrie. Obwohl die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Preise deutlich gesunken sind, mit einem Rückgang von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, kostet ein Elektroauto im Durchschnitt immer noch 53.000 Dollar, während ein herkömmliches Neufahrzeug im Durchschnitt bei 45.000 Dollar liegt.

Zuschüsse sind möglich, das Antragsverfahren jedoch kompliziert

Obwohl viele Käufer staatliche Zuschüsse erhalten könnten, ist das Antragsverfahren verwirrend und kompliziert. Hinzu kommen praktische Probleme wie zu wenige funktionierende Ladestationen und die begrenzte Reichweite der Batterien. Laut Expertin Krebs liegt das auch an fehlendem Wissen und Verständnis seitens der Amerikaner.

Diese Probleme betreffen den Präsidenten allerdings nicht. Bereits vor zwei Jahren testete Joe Biden den Ford F 150 Lightning, die elektrische Version des beliebten Pickups. “Es fährt schnell”, freute er sich und trat kräftig auf das Gaspedal. Doch Ford kann die Nachfrage nicht befriedigen, da die Produktionskapazitäten nicht ausreichen. Im zweiten Quartal wurden lediglich 4500 Lightning-Modelle verkauft.

Tesla führend, aber dennoch mit Sorgen

Selbst BMW, VW und Mercedes verkaufen deutlich mehr Elektroautos in den USA. Doch keiner erreicht auch nur annähernd den Marktanteil von Tesla. Der Pionier brachte allein im zweiten Quartal 175.000 Fahrzeuge auf die Straße.

Dennoch bereitet Tesla den Anlegern Sorgen. Der Marktanteil sinkt stetig und liegt mittlerweile unter 60 Prozent. Zudem hat das Unternehmen von Elon Musk die Spitzenposition im Luxussegment verloren: Das meistverkaufte E-Coupé in den USA ist jetzt der BMW i4. Mit der zähen Nachfrage und den Produktionsproblemen sieht es für Bidens elektrische Zukunft nicht rosig aus.

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