Moin Leute!
Eichelbrot mag nicht die erste Wahl sein, wenn es ums Essen geht, aber ich habe mich intensiv mit seiner Herstellung beschäftigt und möchte nun über den meiner Meinung nach besten Herstellungsprozess schreiben.
Warum interessiere ich mich überhaupt für Eicheln? Ganz einfach: Eicheln sind reichlich in unseren Wäldern zu finden und bieten eine faszinierende pflanzliche Nahrungsquelle. Sie sind nährstoffreich und sättigend.
Ein großer Vorteil von Eicheln ist, dass sie in Massen verfügbar sind. Sobald man einen guten Fundort entdeckt hat, kann man in kürzester Zeit kiloweise Eicheln sammeln, ohne sich groß anstrengen zu müssen. Außerdem sind Eicheln im Gegensatz zu anderem Grünzeug sehr haltbar. Man kann sie schon im Herbst sammeln und den ganzen Winter bis ins Frühjahr hinein verwenden.
Trotz all dieser Vorteile gibt es einen Nachteil: Eicheln sind nicht direkt verzehrbereit und müssen aufwendig zubereitet werden.
Bevor ich Eicheln sammle, drücke ich sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Wenn eine Eichel leicht zerquetscht werden kann, ist sie verfault und sollte aussortiert werden.
Außerdem gibt es oft kleine Käferlarven in den Eicheln. Aus Neugier habe ich schon einige davon probiert und muss sagen, dass sie gar nicht schlecht schmecken. Sie sind zwar zu klein, um sie als Hauptnahrung zu sammeln, eignen sich aber gut als Köder beim Angeln auf Weißfisch.
Um die gesammelten Eicheln genießbar zu machen, sollten sie zuerst geröstet werden. Dabei werden bittere Gerbstoffe und ein schwaches Gift namens Fagin oder “Trimethylamin” abgebaut. Vor dem Rösten schneide ich einen Span längs von der Eichelschale ab, um das Schälen zu erleichtern. Die richtige Reihenfolge ist sehr wichtig: Erst rösten, dann schälen! Die Schale schützt die Eicheln beim Rösten vor dem Verbrennen.
Die gerösteten Eicheln schmecken besser als rohe, enthalten aber immer noch hohe Mengen an Tanninen (Gerbstoffen). Deshalb sollten sie als nächstes in Wasser ausgelaugt werden. Dazu werden die Eicheln in dünnen Scheiben zerkleinert und das Wasser mehrmals gewechselt, bis die Braunfärbung des Wassers nachlässt. Ein leicht bitterer Geschmack lässt sich jedoch nicht vollständig entfernen.
Der Saft, der noch in den ausgelaugten Eichelstücken enthalten ist, kann herausgepresst und getrunken werden. Normalerweise schmeckt er herb-nussig, aber meiner hat leider nach Weichspüler geschmeckt – meine Freundin hatte die Geschirrtücher damit behandelt.
Die eingeweichten Eichelstücke werden so gut wie möglich gemahlen. Je feiner das “Mehl” ist, desto besser lassen sich Fladen formen. Diese werden dann in die Glut gelegt und gebacken. Eichelbrot verträgt weitaus mehr Hitze als Brot aus Getreide, da ihm das Bindeeiweiß fehlt. Die gebackenen Fladen sind relativ formstabil und können getrocknet werden, um sie länger haltbar zu machen.
Der Geschmack des Eichelbrots ist natürlich nicht mit herkömmlichem Brot vergleichbar, aber er ist auch nicht eklig. Für eine bessere Geschmacksnote kann der Teig entweder mit Salz gewürzt werden, was die Haltbarkeit verbessert, oder süß mit Honig oder Zucker zubereitet werden, was die Bekömmlichkeit erhöht.
Eichelbrot ist sehr sättigend und vermutlich ähnlich nährstoffreich wie Nüsse.
Das war’s von mir, liebe Grüße an alle – Holger!