Coco Noir ist der neueste Duft des Hauses Chanel und stammt aus der Feder des hauseigenen Parfümeurs Jacques Polge in Zusammenarbeit mit Christopher Sheldrake. Mit Noten von Grapefruit, Bergamotte, Rose, Narzissen, Geranienblättern, Jasmin, Tonkabohne, Sandelholz, Vanille, Patchouli und weißem Moschus und Weihrauch, erwartete ich einen typischen Chanel-Duft. Doch wurde ich enttäuscht.
Der Duft befindet sich in einer beeindruckenden schwarzen Flasche und wird von einem starken Rosenduft eröffnet. Dieser Rosenakkord erinnert mich an eine Mischung aus verschiedenen Rosenarten. Vielleicht Damaszenerrose? Hinzu kommt eine Note von Geranien und ein Hauch von Zitruszitrone. Doch im Vergleich zum überwältigenden Duft von Pflaumen, der nicht in den Noten aufgeführt ist, verblassen diese Nuancen. Ich rieche schwere, reife Pflaumen und vielleicht einen Hauch von süßer Anjou-Birne. Der Duft wird immer fruchtiger, insbesondere durch den intensiven Grapefruitakkord.
Während sich Coco Noir weiterentwickelt, tritt auch der Patchouli-Duft stärker hervor. Allerdings erscheint mir dieser sehr synthetisch. Es wird vermutet, dass Jacques Polge gerne eine Substanz namens “Iso E” verwendet, die florale Noten verstärkt und die Langlebigkeit des Parfüms erhöht. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass der Duft so scharf und aufdringlich riecht. Ob es nun am indonesischen Patchouli oder dem weißen Moschus-Weihrauch liegt, kann ich nicht sagen. Für mich fühlt es sich jedoch so an, als würde mir eine riesige Grapefruit den Kopf verdrehen.
Einige Stunden später treten die Vanille, der Moschus und das Sandelholz hervor und bilden eine pudrige, warme Mischung. Dies ist mein absoluter Lieblingspart dieses Duftes. Trotz der anfänglichen Enttäuschungen und des synthetischen Eindrucks kann ich sagen, dass ich Coco Noir insgesamt genieße. Inmitten der Flut von Mainstream-Düften in Kaufhäusern sticht er definitiv heraus und verströmt einen Hauch von Luxus.
Chanel-Parfüms sind in den letzten 20 Jahren immer süßer geworden. Coco Noir bildet dabei keine Ausnahme. Dieser Duft richtet sich an die durchschnittliche Frau, die den Namen Chanel bevorzugt, aber nichts Außergewöhnliches erwartet. Das ist völlig in Ordnung, jedoch nicht das, was Parfümliebhaber sich erhofften, als Chanel eine “Noir”-Version von Coco ankündigte. Sie erwarteten etwas Sündhaftes, Rauchiges und Verführerisches auf elegante Chanel-Art. Kein Wunder also, dass die Leute enttäuscht reagierten, als sie den Duft schließlich rochen.
Coco Noir erinnert mich stark an Marc Jacobs Lola, einen Duft, den ich besitze, der jedoch nichts Besonderes ist. Ein intensiver Duft von Grapefruit, rosa Pfeffer und Beerenfrüchten, begleitet von Rose, süß-würzigem Moschus und Tonkabohne. Einige haben Coco Noir mit Narciso Rodriguez For Her verglichen, aber ich stimme dem nicht zu. Narciso Rodriguez For Her duftet nach sauberem, frischem Waschmittel mit weißem Moschus. Coco Noir hingegen ähnelt eher Marc Jacobs Lola, bis er sich in ein dünnes, samtiges Gefühl von Sandelholz, Vanille und Moschus verwandelt. Dann wird er etwas würziger und pudriger mit einem Hauch des typischen Chanel-Dufts. Alles in allem ist es ein angenehmes und gemütliches Aroma, aber ist es den Preis von 98 € für 50 ml wert? Das ist eine persönliche Entscheidung.
Für mich persönlich ist Coco Noir eine schöne Ergänzung meiner Sammlung. Und die Flasche ist einfach atemberaubend. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund mag ich den Duft. Vielleicht, weil er eine willkommene Abwechslung zu meinen vielen würzigen oder blumigen Düften darstellt und einfach teuer riecht. Dennoch stört mich die synthetische Natur einiger Noten, besonders am Anfang. Aber ich frage mich, ob dies auf die Einschränkungen der IFRA-Regularien zurückzuführen ist, die Parfümeure dazu zwingen, synthetische Komponenten zu verwenden, da der Einsatz bestimmter ätherischer Öle begrenzt ist.
Letztendlich hängt es davon ab, welche Erwartungen man an diesen Duft hat. Wenn man einen Noir- oder einen schwarzen Duft erwartet, der dem Original Coco entspricht, wird man enttäuscht sein. Wenn man jedoch ohne Erwartungen an den Duft herangeht oder kein Parfümkenner ist, könnte man Gefallen daran finden. Oder eben auch nicht…