Wer die Welt retten will, muss nicht den Arsch hochkriegen, nicht zu einem fremden Kontinent aufbrechen und etwas Neues wagen. Er kann bequem im Café um die Ecke sitzen, Schorle trinken und ein warmes Sandwich essen. Er muss nicht einmal das Handy weglegen. Im Gegenteil: Er braucht es ja dafür.
Was wäre, wenn all diese Menschen, die ständig auf ihr Display schauen und Texte lesen und Likes verteilen und Quadrate schubsen, dabei hin und wieder spenden würden? Es müsste ja nicht mal viel Geld sein, nur der Betrag, den es kostet, ein Kind in einem armen Land der Welt für einen Tag zu ernähren. Also vierzig Cent.
Dass dieser Betrag genügt, ist für Menschen, die bei Hilfsorganisationen arbeiten, eine Binsenweisheit. Hunger ist eines der größten Probleme der Erde: 795 Millionen Menschen haben nicht genug zu essen. Jedes Jahr sterben weltweit 3,1 Millionen Kleinkinder an Unterernährung. Fast jedes zweite Kind, das stirbt, verhungert. Aber Hunger könnte man tatsächlich aus der Welt schaffen.
Sebastian Stricker, der beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen arbeitet, kennt die Bedeutung von vierzig Cent nur zu gut. Mit dieser Summe hantiert er jeden Tag. Er wählt Lebensmittel, kalkuliert Preise, multipliziert, berechnet Transportkosten und Lagerung. Am Ende teilt er die Summe durch die Anzahl der Kinder, für die das Essen reichen muss. Immer kommt er auf ungefähr vierzig Cent. Und immer ist er erstaunt, wie billig es ist, ein Kind zu retten.
Zusammen mit Bernhard Kowatsch, einem langjährigen Freund aus Studienzeiten, entwickelte Stricker die Idee für eine App, die die Welt verändert. Die App heißt ShareTheMeal und ist seit Sommer 2015 kostenlos im deutschen App Store erhältlich.
ShareTheMeal erreicht vor allem junge Menschen. Fast neunzig Prozent der Nutzer sind jünger als 45 Jahre. Die Idee der App geht auf, weil sie es jungen Menschen ermöglicht, in ihrer Denkmatrix zu bleiben: digital, am Handy, unterwegs und schnell. Die Zahl der nötigen Klicks für eine Spende wurde immer weiter verringert. Von anfänglich fünf auf nur noch zwei Klicks. Klick und Klick, und die Mahlzeit ist finanziert.
Doch wie passt die Welt des Spendensammelns für afrikanische Kinder mit der selbstreferenziellen Welt der Smartphone-Nutzer zusammen? Die App ShareTheMeal ist einer der Versuche, diese Kluft zu überbrücken. Und das gelingt ihr gut.
Die App ermöglicht es Menschen, die Welt zu verbessern und dabei Teil einer Gemeinschaft zu sein. ShareTheMeal vermittelt das gute Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, ohne sich dabei zu überfordern. Es ist eine neue Spendergeneration, die daran glaubt, dass sie die Welt verändern kann. Und ShareTheMeal unterstützt genau dieses Gefühl.
Bis Mitte November 2015 hat die App fast zwei Millionen Mahlzeiten für Kinder in Lesotho gesammelt. Das reicht weit über dieses Jahr hinaus. Alle schulpflichtigen Kinder in Lesotho sind bis Mitte 2016 versorgt.
ShareTheMeal ist nicht nur eine App, sondern auch ein Social-Media-Apparat. Sie ist auf verschiedenen Plattformen vertreten, darunter Facebook, Twitter und Instagram. Die App richtet sich an junge Menschen und spricht ihre Bedürfnisse und Vorlieben an.
Die App hat jedoch auch Kritiker. Manche glauben, dass das Spenden per App zu oberflächlich ist und nicht langfristige Lösungen fördert. Andere befürchten, dass Hilfe von außen die Verantwortung der Regierungen in den betroffenen Ländern lindert.
Trotzdem ist ShareTheMeal eine Möglichkeit, Menschen zu helfen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ihr Beitrag etwas bewirkt. Es zeigt, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Die App bietet eine einfache und bequeme Möglichkeit, Gutes zu tun. Mit nur einem Klick kann man dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Es ist an der Zeit, dass wir alle unsere Smartphones und die darin enthaltenen Möglichkeiten nutzen, um Gutes zu tun.