Wie sieht der Alltag eines Verwaltungsfachangestellten aus? Wie gelingt der Einstieg in den Beruf? Wir haben nachgefragt.
In der Themenwoche Beamtentum für Einsteiger geht es darum, jungen Menschen Beamtenberufe näherzubringen. In den Interviews nehmen wir ausgewählte Berufe unter die Lupe.
Erzähl uns doch erstmal wer Du bist.
Ich bin Fabián Nowotsch, 23 Jahre alt. Neben meiner Arbeit genieße ich gerne Sport und verbringe Zeit mit meiner Labradorhündin.
Welchen Beruf übst Du aus und wie bist Du dazu gekommen?
Ich bin Beamter im gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Dort betreue ich Fördermittelverfahren, vor allem Infrastrukturprojekte in der regionalen Wirtschaftsförderung.
Ich habe meinen Beruf durch ein duales Studium des Bachelor of Laws an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW erlernt. Während des Studiums habe ich fachtheoretische Abschnitte an der FHöV und praktische Abschnitte bei der Stadtverwaltung absolviert. Nach meinem Abschluss habe ich mich bei der Bezirksregierung Düsseldorf beworben und wurde dort zum Beamten ernannt.
Welche Wege gibt es, diesen Beruf zu erlernen?
Man kann entweder mit einer Ausbildung oder einem Studium in den öffentlichen Dienst einsteigen. In Nordrhein-Westfalen gibt es zwei große Laufbahngruppen: Eine mit Ausbildung und die andere mit Studium. Innerhalb der Laufbahngruppen gibt es verschiedene Einstiegsämter.
Der erste Weg führt meist über eine Behörde. Man bewirbt sich auf Ausbildungs- oder duale Studienplätze bei Kommunen, Landkreisen oder Bezirksregierungen. Dafür durchläuft man schriftliche Bewerbungen, Auswahlverfahren und Bewerbungsgespräche.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, als Quereinsteiger mit einem anderen abgeschlossenen Studium oder Ausbildung in die Verwaltung zu kommen.
Wie funktioniert der Einstieg in den Beruf?
Es gibt zwei Gruppen: Diejenigen, die ihre Ausbildung oder ihr Studium bei einer Behörde absolviert haben, und Quereinsteiger.
Nach Abschluss der Ausbildung oder des Studiums wird man meistens direkt von der Behörde übernommen. Wenn man die Behörde wechseln möchte, ist das kein Problem, da Verwaltungsfachkräfte derzeit stark nachgefragt sind.
Als Quereinsteiger sollte man die Stellenausschreibungen der Behörden im Internet im Auge behalten. Gerade Juristen nach dem zweiten Staatsexamen haben gute Chancen auf Jobs in der Verwaltung. Die Qualifikationsvoraussetzungen sind in den Ausschreibungen zu finden.
Welche Aufstiegsmöglichkeiten gibt es?
Es gibt viele Aufstiegsmöglichkeiten. Die Behörden bieten interne Qualifizierungen an. Für Angestellte oder Beamte aus anderen Berufen, die gerne in die Verwaltung wechseln möchten, gibt es die Möglichkeit, den Angestelltenlehrgang I oder II an kommunalen Studieninstituten zu absolvieren.
Verwaltungsfachangestellte können sich zum Verwaltungsfachwirt weiterbilden. Mit fünf Jahren Erfahrung und der Beförderung zum Amtsrat besteht die Möglichkeit, eine modulare Qualifizierung zum höheren Dienst zu durchlaufen. Eine andere Möglichkeit ist ein Masterstudium auf eigene Kosten.
Es gibt also viele Wege zum Aufstieg, die jeder individuell planen kann.
Wie sieht ein typischer Tag in Deinem Beruf aus?
Mein Arbeitstag beginnt früh um 7 Uhr. Ich habe flexible Arbeitszeiten und kann bei Bedarf später beginnen. Meine Arbeit findet meistens im Büro statt, aber ich habe auch Außen- und Besprechungstermine.
Ich starte den Tag mit dem Check meiner E-Mails und plane meine Aufgaben für den Tag. Meine Arbeit besteht hauptsächlich aus Abstimmungen mit Projektträgern und Ministerien. Dabei geht es darum, Fördermittel für Infrastrukturprojekte zu bewilligen.
Meine Mittagspause verbringe ich mit meinen Teamkollegen in der Kantine oder außerhalb der Dienststelle. Meistens verlasse ich das Büro gegen halb vier.
Was magst Du besonders an Deinem Beruf?
Ich mag besonders, dass Verwaltungsarbeit nicht eintönig ist. Während meines dualen Studiums habe ich verschiedene Bereiche kennengelernt, wie Personalverwaltung, Controlling und Leistungsverwaltung im Sozialamt. Verwaltung bietet viele unterschiedliche Möglichkeiten. Es ist interessant zu sehen, wo Behörden ihre Finger im Spiel haben und Projekte mitgestalten zu können.
Gibt es Dinge, die Du an Deinem Beruf nicht magst?
Ein Klischee, das mit der Verwaltung im öffentlichen Dienst einhergeht, ist manchmal eine Herausforderung. Die Vorstellung von grauem Alltag und verkrusteten Strukturen muss man oft entkräften.
Nach meinem Abschluss konnte ich mir den Einsatzbereich nicht unbedingt aussuchen. Aber aufgrund des derzeitigen Fachkräftemangels hat man gute Chancen, die Behörde zu wechseln und andere Aufgaben zu übernehmen.
Ein weiterer Punkt ist die Innovationsfähigkeit. Behörden können nicht mit der Innovationskraft von Unternehmen mithalten. Aber gerade in der digitalen Verwaltungsarbeit tut sich viel.
Wie schätzt Du die Zukunftschancen Deines Berufs ein?
Die Zukunftschancen stehen gut. Die Personalpolitik der letzten Jahre hat zu einem Personalmangel geführt, der sich in den nächsten Jahrzehnten nicht auflösen lässt. Es gibt viele offene Stellen in der Verwaltung. Die große Welle von Pensionierungen steht noch bevor.
Würdest Du Deinen Beruf weiterempfehlen?
Absolut!
Was möchtest Du Menschen, die Deinen Beruf vielleicht anstreben, noch mit auf den Weg geben?
Motivationen für den öffentlichen Dienst können vielfältig sein, aber neben dem sicheren Job gibt es viele Chancen, Neues kennenzulernen und mitzugestalten. Man muss bereit sein, gegen innere Widerstände anzugehen und die Augen offen zu halten. Die Verwaltung bietet interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten.