Ein Leitfaden zur Verwendung von 4-Faktor-Prothrombinkomplexkonzentrat (4F-PCC) bei reversiver Antikoagulation

Ein Leitfaden zur Verwendung von 4-Faktor-Prothrombinkomplexkonzentrat (4F-PCC) bei reversiver Antikoagulation

Antikoagulation ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung von Patienten mit Blutungsrisiko oder vor dringenden Operationen. Das American College of Cardiology (ACC) hat in seinen Richtlinien von 2020 empfohlen, dass bei Patienten, die Warfarin einnehmen und eine schnelle Antikoagulationsumkehrung benötigen, 4-Faktor-Prothrombinkomplexkonzentrat (4F-PCC) in Verbindung mit Vitamin K verwendet werden sollte. Falls 4F-PCC nicht verfügbar ist, kann auch Plasma als Alternative verwendet werden. Die ACC-Richtlinien empfehlen zwei Dosierungsstrategien für 4F-PCC: die Standarddosis, die auf dem Gewicht des Patienten und dem aktuellen international normalisierten Verhältnis (INR) basiert, und die Fixdosis-Strategie, die eine niedrigere Dosis als die Standarddosis verwendet und potenzielle Vorteile wie eine Verringerung der Verabreichung prothrombotischer Faktoren, eine verkürzte Zeitspanne bis zur Verabreichung und eine Kostenreduktion bietet, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen.

Aktuelle Literatur zur Dosierung von 4F-PCC

Eine Überprüfung der verfügbaren Literatur zur Fixdosis von 4F-PCC im Vergleich zur Standarddosis wurde in einer früheren FAQ von 2016 veröffentlicht. Dabei wurden unterschiedliche Ergebnisse hinsichtlich der Wirksamkeit der Fixdosis festgestellt, insbesondere bei niedrigeren Dosen. Daher wurden neue Studien durchgeführt, um die Dosierungseffektivität von 1000 U oder höher zu bewerten. Mehrere retrospektive Einzelzentrenstudien wurden veröffentlicht, die die Verwendung von 1500 U 4F-PCC bei Patienten mit Blutungskomplikationen beschreiben. Etwa 70% der Patienten erreichten ein INR von 1,5 oder niedriger. Berichte über thromboembolische Ereignisse waren selten.

Vergleich von Standard- und Fixdosis

Retrospektive Studien verglichen die Standard- und die Fixdosierung von 4F-PCC. Die meisten Studien umfassten Patienten mit zentralnervösen Blutungen, gastrointestinalen Blutungen und einem dringenden Operationsbedarf. Die Definition der Fixdosis variierte leicht zwischen den Studien, in denen Dosen von 1000, 1500 und/oder 2000 U verwendet wurden. Die Fixdosis führte in den meisten Studien zu ähnlichen oder niedrigeren INR-Werten im Vergleich zur Standarddosis. Die Mortalitätsrate war in beiden Gruppen vergleichbar, tendenziell wurde jedoch in der Standarddosis-Gruppe eine höhere Mortalität beobachtet. Thromboembolische Ereignisse wurden in einigen Studien in beiden Gruppen berichtet, während andere keine Ereignisse feststellten.

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Verwendung von 4F-PCC bei intrakraniellen Blutungen

Zwei weitere Studien untersuchten speziell die Verwendung von 4F-PCC bei Patienten mit intrakraniellen Blutungen. Patienten erhielten zunächst eine Fixdosis von 1000 U 4F-PCC und gegebenenfalls weitere Dosen. In beiden Studien wurde festgestellt, dass die Standarddosis eine höhere Erfolgsrate bei der Erreichung des INR-Ziels von 1,5 oder niedriger hatte als die Fixdosis, wobei die statistische Signifikanz nur in einer Studie nachgewiesen werden konnte. Interessanterweise erhielten die Patienten in der Studie, in der keine statistische Signifikanz zwischen den Gruppen festgestellt wurde, eine höhere durchschnittliche Dosis von 2150 U in der Standarddosis-Gruppe, während in der anderen Studie die Standarddosis-Gruppe eine durchschnittliche Dosis von 1750 U erhielt.

Die Verwendung von 4F-PCC kann eine effektive Option zur schnellen Antikoagulationsumkehrung bei Patienten sein, die Warfarin einnehmen. Die Wahl der Dosierungsstrategie sollte auf den individuellen klinischen Bedürfnissen basieren. Weitere prospektive Studien sind erforderlich, um die Wirksamkeit und Sicherheit der Fixdosis im Vergleich zur Standarddosis zu bestätigen.

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Caption 1: Beispielbild für intrakranielle Blutungen

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Caption 2: Beispielbild für gastrointestinale Blutungen