Ein unvergessliches Abenteuer: Mit dem Motorrad zum Nordkap

Ein unvergessliches Abenteuer: Mit dem Motorrad zum Nordkap

Unser Kunde Gerd P. hat sich zusammen mit seinem Freund Martin den Traum von einer Motorradreise von Deutschland zum Nordkap erfüllt. Gerd verdient im Alltag als Krankenpfleger seine Brötchen. Er ist trotz seiner 50 Jahren als absoluter Rookie an die Sache heran gegangen. Im folgenden Tagebuch erzählt er uns, wie er seine erste Motorradreise erlebt hat und welche Höhen und Tiefen sich ereignet haben.

Traumziel Nordkap und zurück, fast 7.000 km

Anfang 2017 stieß Gerd beim Surfen im Internet auf einen Reisebericht von Svenja, die von ihrer großen Tour zum Nordkap erzählte. Die Reisebeschreibung hat ihn total beeindruckt. Von diesem Gedanken konnte er sich gar nicht mehr befreien und die Tour wurde zur fixen Idee. Es sollte eine Auszeit vom Alltag werden, mal Zeit für ihn und dazu eine spannende Geschichte.

Bei seiner Frau war der Plan einer solchen Tour nicht gerade der Brüller, sie malte schon mal den Supergau an die Wand und beschrieb ihm alle möglichen Zwischenfälle und Szenarien, die sie sich vorstellen konnte. Doch eigentlich war das nur die Angst, Angst davor, dass ihm etwas zustoßen könnte. Einerseits hat er das schon ernst genommen, doch andererseits wollte er aber seine allererste Motorradreise unbedingt durchziehen.

Als er seinem Motorradkumpel Martin von seiner Idee erzählte, war er sofort Feuer und Flamme und wollte sich ihm gleich anschließen.

Die Reisevorbereitungen waren umfassend. Zunächst einmal mussten die Motorräder auf Vordermann gebracht werden. Unsere beiden BMW Motorräder sind ja schon ein bisschen in die Jahre gekommen und wie jeder weiß, kann das ganz schön ausarten – Martins BMW R80 G/S und meine BMW R100GS. Motor checken, neue Reifen und ordentliche Reisekoffer besorgen. Noch dazu fehlte es auch am entsprechenden Campingzubehör. Aber das sollte uns nicht von unserem Ziel abbringen. Wir scheuten fast keinen Kosten und Mühen.

Unser Plan war, über Dänemark, Schweden und Finnland ans Nordkap zu biken. Zurück wollten wir an der norwegischen Küste entlang – über die Lofoten – nach Kristiansand. Von dort mit der Fähre nach Hirthals übersetzen und dann quer durch Dänemark nach Hause.

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Für diese Unternehmung standen uns etwas mehr als zwei Wochen zur Verfügung.

Tourtag 1: 12.06.2017

Am Tag der Abfahrt musste ich feststellen, dass ein vollbeladenes Motorrad schon so seine Eigenleben hat. Ein völlig anderes Fahrverhalten überraschte mich, man könnte meinen es schwimmt und trudelt in den Kurven. Für mich war das eine total neue Erfahrung. In allen Berichten wird dem Fahrer geraten, das beladene Fahrzeug Probe zu fahren. Solche Ratschläge lässt man aber tunlichst außer Acht und so wird man plötzlich mit neuen Voraussetzungen konfrontiert. Naja, man gewöhnt sich relativ schnell daran und verinnerlicht sich, dass man die Kurven langsamer nimmt und vorsichtig bremst.

Ein weiteres Problem war das reichhaltige Gepäck. Klar, man überlegt sich schon was man alles mitnehmen muss und kann, aber schließlich ist doch einem Einhalt geboten, da man seine Platzkapazität erreicht hat.

Beim ersten Stopp an der Tankstelle musste ich feststellen, wie es ist, wenn man seine Kapazitäten überschritten hat. Ich war dermaßen überladen, dass ich ohne Martins Hilfe gar nicht mehr absteigen konnte. Bei der Überholung meiner Maschine hatte ich den stark gebogenen Seitenständer nicht verstärkt und so neigte die Maschine dazu, beim Absteigen die Horizontale einzunehmen.

Der erste Tag gestaltete sich so, dass wir um 13:00 Uhr starteten. Über die A70 fuhren wir gen Norden. Wir legten mehrere Zwischenstopps ein, um zu tanken, etwas zu essen und ein wenig auszuruhen.

Gegen Abend mussten wir wegen starken Regens mehrmals pausieren. Das fing ja schon gut an! Aber dadurch ließen wir uns nicht entmutigen. In Hamburg kamen wir gut durch, der Elbtunnel war frei. Im weiteren Verlauf kam es stellenweis zu zähfließendem Verkehr wegen Baustellen, aber die Verkehrsbehinderungen betrafen eher den Gegenverkehr. Dann endlich nach 21:00 Uhr kamen wir an unserem Quartier bei Ilse Poggendorf in Ostenfeld an, unweit von Rendsburg.

637 km hatten wir hinter uns.

Tourtag 2: 13.06.2017

An unserem zweiten Tourtag ging es um 10:30 Uhr Richtung Dänemark. Das Wetter war gar nicht toll, es war stark bewölkt und sehr windig. Doch daran sollten wir uns erst noch gewöhnen, denn der Wind blies uns fortan permanent entgegen. Wenigstens blieben wir da noch vom Regen verschont.

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Der Kilometerzähler rasselte nur so und das Riden machte richtig Spaß. Unser Weg führte uns über die E45 vorbei an Aabenraa und Haderslev nach Kolding. Hier wechselten wir auf die E20, vorbei an Middelfart. Kurz vor Odense legten wir eine kurze Pause ein. Martin entdeckte am Endantrieb seiner BMW Motorrad R 80 G/S leichte Spuren von Kardanöl. Er ging der Ursache sofort auf die Spur und demontierte das Hinterrad. Ja, der Dichtring am Winkeltrieb leckte. Was nun? Zu unseren Überlegungen gesellte sich ein junger Däne und fragte, ob er uns helfen könne. Glücklicherweise spricht Martin ganz passabel Englisch und so konnte er ihm unser Problem schildern. Ohne groß nachzudenken, zog er sein Handy aus der Tasche und fing an, nach einem Erstteilhändler zu suchen. Er wurde in Odense ganz in der Nähe fündig.

Auf der Suche nach einer Ölquelle

Also machten wir uns auf nach Odense, wo wir die entsprechende Adresse finden sollten. Glücklicherweise hatte Martin eine Navi-App, so konnten wir uns in der 175.000-Einwohner-Stadt einigermaßen gut zurechtfinden. Aber wie es immer so ist, man findet nichts auf Anhieb. Weil der Laden so versteckt lag, irrten wir erst etwas umher. Nachdem wir den Dichtring bekommen hatten wurde dieser schnell verpackt und es ging über die Storebaeltbrücke nach Kopenhagen. Diese ewig lange Brücke zu befahren ist ein ganz besonderes Erlebnis. Mit dem Bike, über dem Meer und das etwa 18 km bei diesem ausgezeichneten Ausblick. Dem folgte das zweite Highlight, die Fahrt über die Öresundbrücke mit ihrer Länge von 7,8 km.

Von Malmö aus fuhren wir über die E20 Richtung Helsingborg.

Langsam wurde es Zeit, sich nach einer Bleibe für die Nacht umzusehen. Wie sich herausstellte, hatte ich dummerweise meinen ADAC-Campingführer zuhause gelassen. Also hielten wir uns an die Campingübersichtskarte, die für die Orientierung mit ihrem großen Maßstab nicht gerade ideal war. Sehr spät erreichten wir den Campingplatz in Röstanga. Schon wieder war es nach 21:00 Uhr geworden und der Campingplatz hatte leider schon schon geschlossen. Was jetzt schon wieder? Als wir bereits dabei waren unser gesamtes Gepäck abzuladen, kam ein freundlicher Gast und zeigte uns, wie wir die Schranke öffnen konnten. Der Gast war Engländer und wohnte in der „Kabine“. Uns kam es super nett und kontaktfreudig vor.

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Abladen, Zelt aufbauen, Luftmatratze aufpumpen, einräumen. Um 23:00 Uhr gab es Abendessen aus der Büchse. 2 -3 Dosen Bier für jeden und dann ging es in die Horizontale.

An diesem Tag hatten wir harte 457 km zurückgelegt.

Tourtag 3: 14.06.2017

Der Zeltplatzwart war ein absolut netter Kerl und es war für ihn überhaupt kein Problem, dass wir uns abends auf den Platz geschlichen hatten. Scheinbar passiert das hier öfters. Nach dem Frühstück beglichen wir unsere Rechnung und machten uns umgehend auf den Weg. Anfangs hatten wir eine gute Wetterlage erwischt, doch das änderte sich plötzlich gegen Mittag. Als es anfing aus allen Wolken zu schütten, wurden wir gezwungen, uns unter einer Autobahnbrücke zu verschanzen. Nach einer ganzen Weile ließ der Regen nach und wir konnten endlich wieder weiterfahren. Leider kamen wir keine 300 Meter weit, denn beim Anfahren verlor ich meine Schaltrolle des Schalthebels. So konnte ich nur noch im 1. Gang fahren und war gezwungen, dieses blöde Schaltrolle auf der Autobahn zu suchen. Gott sei Dank war sie nicht auf die Fahrbahn geschleudert worden und ich fand sie am Rand des Seitenstreifens wieder. Mit viel Improvisation konnte ich sie wieder befestigen, ohne dass wir eine Werkstatt brauchten. Während wir so werkelten, kam eine Reihe von Polizeieinsatzfahrzeugen vorbei gefahren, aber die Polizeibeamten beachteten uns gar nicht. Ob das in Deutschland so möglich gewesen wäre?

Am Nachmittag wurden wir von einem zweiten Guss überrascht. Aber was soll’s, wir sind ja keine „Nur-Schönwetter-Fahrer“. Auch wenn das Wetter heute nicht so mitgespielt hat, hatten wir auch schöne Erlebnisse.

Beim Nachfüllen unserer Kraftstoffreserven kamen wir mit drei Herren im gesetzten Alter ins Gespräch, die nach Süden fuhren und in Italien Urlaub machen wollten. Einer war mit einer BMW R 100 RS, Baujahr 1983, unterwegs.

Am Abend spannten wir unsere Zelte auf dem Farstanäs-Familjecamping-Platz auf, nahe Södertälje – ein schöner Campingplatz an der Ostsee, der sauber, ordentlich und zu empfehlen ist. Hier machen wir unsere erste richtige Erfahrung mit Schnaken.

Tagesstrecke: 535 km