Einblick in den Luftröhrenschnitt und den Umgang mit Notfallsituationen

Einblick in den Luftröhrenschnitt und den Umgang mit Notfallsituationen

Ob man sich für einen Luftröhrenschnitt entscheidet, ist eine der schwierigsten Fragen im Verlauf der ALS-Erkrankung. Einerseits handelt es sich hierbei um einen schwerwiegenden Eingriff, der eine umfangreiche Pflege und Überwachung erfordert. Andererseits kann ein Luftröhrenschnitt die Überlebenszeit deutlich verlängern und das Wohlbefinden bei Problemen mit einer bereits bestehenden Maskenbeatmung verbessern.

Der Kenntnisstand über die Auswirkungen des Luftröhrenschnitts und die persönliche Haltung von beratenden Ärzten sind sehr unterschiedlich. Zudem sind viele ärztliche Behandlungsempfehlungen nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen abgesichert.

Ein Grundlagenwissen über den Luftröhrenschnitt ist daher sehr hilfreich, um gemeinsam mit den beratenden Ärzten eine fundierte Entscheidung treffen zu können.

Was ist ein Luftröhrenschnitt?

Beim Luftröhrenschnitt wird eine künstliche Verbindung von der Vorderseite des Halses zur Luftröhre geschaffen. In diese Verbindung wird eine Trachealkanüle eingelegt, die als dauerhafter Zugang von außen zur Luftröhre und Lunge dient. Die Trachealkanüle verfügt in der Regel über einen aufblasbaren Ballon, der die Luftröhre nach oben abdichtet und so ein Entweichen der Luft verhindert.

Welche Arten des Luftröhrenschnitts gibt es?

Es gibt die dilatative Tracheotomie oder Punktionstracheotomie, bei der eine kleine Öffnung geschaffen und aufgedehnt wird. Diese Art des Luftröhrenschnitts kann schnell angelegt und wieder rückgängig gemacht werden, weist aber den Nachteil einer schnellen Schrumpfung des Schnitts auf. Die chirurgische oder operative Tracheotomie hingegen wird im Rahmen einer aufwändigeren Operation durchgeführt und schafft stabile Verhältnisse, die einen einfachen und sicheren Wechsel der Trachealkanüle ermöglichen.

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Für die ALS-Erkrankung ist in den meisten Fällen die operative Tracheotomie anzuraten.

Warum wird ein Luftröhrenschnitt durchgeführt?

Ein Luftröhrenschnitt wird durchgeführt, wenn eine Störung der Schluckfunktion in Kombination mit Hustenschwäche zu Atemnot, Lungenentzündungen oder lebensbedrohlichen Verlegungen der Atemwege führt. Die Maskenbeatmung kann diese Probleme nicht effektiv behandeln. Wenn andere Maßnahmen wie die Anpassung der Kostform, Ernährung über eine PEG-Sonde oder intensive Atmungstherapie nicht ausreichen, kann der Luftröhrenschnitt das Überleben sichern.

Sollte man auf einen notfallmäßigen Luftröhrenschnitt warten?

Es gibt den notfallmäßigen und den nicht-notfallmäßigen (elektiven) Luftröhrenschnitt. Bei Atemwegsinfektionen oder medizinischen Eingriffen, die das geschwächte Atmungssystem zusätzlich belasten, kann eine Notfallsituation auftreten. In diesen Fällen muss oft notfallmäßig ein Beatmungsschlauch durch den Mund in die Luftröhre eingeführt werden. Bei Stabilisierung kann dieser wieder entfernt werden, andernfalls wird ein Luftröhrenschnitt angelegt.

Es ist empfehlenswert, sich frühzeitig mit der Möglichkeit eines Luftröhrenschnitts auseinanderzusetzen und einen Arzt an einem qualifizierten Behandlungszentrum als Ansprechpartner zu wählen.

Wann sollte der Übergang von der Maskenbeatmung zum Luftröhrenschnitt erfolgen?

Bei schweren Lähmungen der Muskulatur im Bereich von Mund, Rachen und Kehlkopf, die zu Schluck- und Hustenstörungen sowie Sekretverhalt führen, bringt die Beatmung mit einer Maske in der Regel keine Verlängerung des Überlebens oder Verbesserung der Lebensqualität. Ein Luftröhrenschnitt ist dann oft erforderlich.

Zudem kann eine längere Maskenbeatmung zu Problemen mit der Beatmungsmaske führen, z. B. Druckstellen. In solchen Fällen kann ein Luftröhrenschnitt angenehmer sein.

Wie beeinflusst ein Luftröhrenschnitt die Lebenserwartung?

Wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass ein Luftröhrenschnitt die Lebenserwartung um 1 bis 1,5 Jahre verlängern kann. Bei einigen Menschen mit ALS kann die Lebensdauer durch den Luftröhrenschnitt sogar noch stärker verlängert werden. Eine optimale pflegerische und atmungstherapeutische Versorgung, inklusive einer optimalen Beatmungseinstellung und einem effektiven Sekretmanagement, ist für eine nachhaltige Lebensverlängerung entscheidend.

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Wie ist die Lebensqualität nach einem Luftröhrenschnitt?

Studien zeigen, dass auch Menschen mit einem mittelschweren bis schweren Behinderungsgrad eine gute bis ausgezeichnete Lebensqualität haben können. Die Lebensqualität von ALS-Patienten mit und ohne Luftröhrenschnitt wird als gleich hoch eingeschätzt. Da mutmaßlich vorwiegend Menschen, die ihre Lebensqualität bereits als hoch einschätzen, einen Luftröhrenschnitt wählen, kann der Eingriff aufgrund der vorhandenen wissenschaftlichen Daten nicht grundsätzlich empfohlen werden. Dennoch ist eine gute Lebensqualität nach einem Luftröhrenschnitt möglich.

Die Entscheidung für oder gegen einen Luftröhrenschnitt sollte individuell erfolgen und sowohl die persönliche Lebenszufriedenheit und Lebenssituation als auch die medizinische Lebenszeitverlängerung berücksichtigen. Eine Patientenverfügung ist wichtig, da im weiteren Verlauf der Erkrankung ein vollständiger Verlust der Kommunikationsfähigkeit eintreten kann und die Lebensqualität nachlassen kann. Eine Beratung durch einen qualifizierten Arzt ist unerlässlich.


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