Einblick in die Stichprobenziehung

Einblick in die Stichprobenziehung

Die Stichprobenziehung ist ein wesentlicher Bestandteil der Sozialforschung, da es aus zeitlichen und kostentechnischen Gründen in den meisten Fällen nicht möglich ist, die gesamte Population in eine geplante Erhebung einzubeziehen. Stattdessen wird mit Stichproben gearbeitet, die eine Teilmenge der Untersuchungseinheiten darstellen und die relevanten Eigenschaften der Grundgesamtheit möglichst genau wiedergeben.

Repräsentativität anstreben

Die Stichprobenziehung zielt darauf ab, eine repräsentative Stichprobe zu erreichen. Das bedeutet, dass von den bekannten Merkmalen der Stichprobe auf unbekannte Merkmale (Parameter) der Grundgesamtheit geschlossen wird. Eine Herausforderung besteht darin, systematische Verzerrungen bei der Auswahl der Stichprobe zu vermeiden. Eine sorgfältige Stichprobenziehung ist daher von großer Bedeutung.

Eine Population wird als die Gesamtheit aller Einheiten definiert. Um eine empirische Untersuchung durchzuführen, wird aus dieser Population eine Stichprobe ausgewählt. Einheiten, die eine Chance haben, in die Stichprobe aufgenommen zu werden, werden als Erhebungseinheiten bezeichnet. Zum Beispiel würden alle Schweizer kleinen und mittleren Unternehmen die Population darstellen, während fünf ausgewählte Unternehmen pro Kanton die Erhebungseinheiten wären, wenn eine empirische Untersuchung zur Mitarbeitermotivation in Schweizer KMU durchgeführt werden soll.

Auswahlverfahren der Stichprobenziehung

Bei der Stichprobenziehung muss entschieden werden, welches Auswahlverfahren angewendet wird, um die zu untersuchende Teilmenge der Grundgesamtheit zu definieren. Es gibt drei Arten von Auswahlverfahren: die Wahrscheinlichkeits-/Zufallsauswahl, die bewusste Auswahl und die willkürliche Auswahl.

Wahrscheinlichkeits-/Zufallsauswahl

Die Wahrscheinlichkeitsauswahl ermöglicht im Gegensatz zur willkürlichen Auswahl und bewussten Auswahl eine Generalisierung von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit. Dies bedeutet, dass statistische Tests verwendet werden können, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Es gibt drei Arten von Wahrscheinlichkeitsauswahl: die einfache Zufallsstichprobe, die geschichtete Stichprobe und die Klumpenstichprobe.

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Einfache Zufallsstichprobe

Die einfache Zufallsstichprobe ist das gängigste und zuverlässigste Auswahlverfahren. Dabei werden Elemente der Grundgesamtheit ausgewählt, die alle die gleiche Wahrscheinlichkeit haben, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Dies kann mithilfe eines Zufallsgenerators erfolgen.

Geschichtete Stichprobe

Bei der geschichteten Stichprobe werden Zufallsstichproben aus verschiedenen Schichten (z.B. Einkommensklassen niedrig, mittel, hoch) gezogen. Die Stichprobenziehung kann proportional oder disproportional erfolgen. Geschichtete Stichproben werden eingesetzt, wenn in der Grundgesamtheit eine hohe Heterogenität bezüglich eines bestimmten Merkmals besteht.

Klumpen-Stichprobe

Die Klumpenstichprobe erstreckt sich über mehrere Stufen, bei denen zuerst ganze Einheiten (z.B. Schulklassen) der Grundgesamtheit ausgewählt werden und dann Elemente dieser Einheiten (z.B. Schülerinnen und Schüler) ausgewählt werden.

Bewusste Auswahl

Bei der bewussten Auswahl wird die Stichprobe nach bestimmten Regeln definiert, um eine Stichprobe zu erhalten, die der Merkmalsverteilung der Grundgesamtheit entspricht.

Quotenauswahl

Die Quotenauswahl zielt darauf ab, eine Stichprobe zu definieren, die der Merkmalsverteilung der Grundgesamtheit entspricht. Dabei werden bestimmte Quoten festgelegt, die die gewünschte Merkmalsverteilung repräsentieren sollen. Die Befragten werden nach eigenem Ermessen ausgewählt, wodurch jedoch Verzerrungen auftreten können.

Schneeballtechnik

Bei der Schneeballtechnik wird zuerst eine kleine Gruppe von Merkmalsträgern ausgewählt und dann die Kontakte dieser Gruppe genutzt, um weitere Stichproben auszuwählen.

Willkürliche Auswahl

Bei der willkürlichen Stichprobe werden Merkmalsträger ohne Kontrolle in die Stichprobe aufgenommen. Sie werden berücksichtigt, weil sie einfach verfügbar sind oder sich freiwillig melden. Willkürliche Stichproben werden häufig in psychologischen oder medizinischen Tests oder Experimenten verwendet, um Hypothesen zu prüfen, können jedoch keine Rückschlüsse auf die Grundgesamtheit zulassen.

Umfang der Stichprobe

Der Umfang der Stichprobe, angegeben als absolute Größe mit “n”, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem verfügbaren Kosten- und Zeitbudget oder der geforderten Präzision ab. Grundsätzlich gilt, je größer der Umfang der Stichprobe ist, desto genauer werden die Ergebnisse sein. Die Frage ist jedoch, welcher Sampling Error toleriert werden kann und ob die gewählte Stichprobe die geforderte Repräsentativität für das Forschungsthema erfüllen kann.

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Es ist ratsam, zu Beginn der Untersuchung die erwartete Responserate zu berücksichtigen. Wenn beispielsweise Ergebnisse von etwa 450 Personen für eine quantitative Umfrage vorliegen sollen und von einer erwarteten Responserate von 30% ausgegangen wird, sollte eine Stichprobe von etwa 765 Personen geplant werden.

Es ist wichtig, dass der gewählte Umfang der Stichprobe gerechtfertigt werden kann und dass keine nicht vorhandene Repräsentativität postuliert wird. Letztendlich muss die gewählte Stichprobe und ihr Umfang das zu bearbeitende Forschungsproblem lösen können.