Einblicke in das Leben mit Multiplem Myelom

GESUNDHEITHEUTE - wohldosiert infomiert

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Florin Rupper (70) leitet die Myelom Kontaktgruppe der Region St. Gallen. (z.V.g.)

Das Multiple Myelom, auch als “Knochenmarkkrebs” bekannt, ist eine unheilbare Krankheit. Dennoch ist es möglich, mit dieser Krankheit zu leben. Florin Rupper* teilt seine Erfahrungen und erzählt, wie er mit dem Multiplem Myelom umgeht.

Als Florin Rupper sich im Herbst 2014 dem Ende seiner beruflichen Karriere näherte, dachte er, dass die starken Rückenschmerzen, die ihn plötzlich und heftig quälten, einfach ein Zeichen des Alters seien. Doch als die Schmerzen anhielten, suchte er Rat bei seinem Hausarzt. Eine lange Suche nach der Ursache führte schließlich dazu, dass zwei gebrochene Rückenwirbel festgestellt wurden. Die Ärzte suchten weiter und fanden die Antwort in Ruppers Knochenmark.

Im Knochenmark werden die Blutzellen unseres Körpers produziert. Bei Florin Rupper kam es zu einer unkontrollierten Produktion von Plasmazellen, die das Immunsystem unterstützen und Antikörper bilden. Wenn diese Produktion außer Kontrolle gerät, können sie gefährlich werden. Sie schwächen die Knochen, was zu Brüchen führen kann, und verdrängen gesunde Blutzellen, was zu Blutarmut führt. Patienten fühlen sich müde und schwach, haben Knochenschmerzen und sind anfälliger für Krankheitserreger, da ihr Immunsystem geschwächt ist. Die bösartigen Zellen bilden Klumpen und verhindern die Bildung gesunder Blutzellen. Ärzte bezeichnen diese Krankheit als Multiples Myelom, im Volksmund spricht man von Knochenmarkkrebs.

Als Rupper von dieser Diagnose erfuhr, war er zunächst schockiert, da er zuvor noch nie davon gehört hatte. Die Prognose für das Multiple Myelom ist nicht sehr ermutigend: fünf bis sechs Jahre, danach überlebt nur noch die Hälfte der Patienten. Doch Rupper, ein Mann, der Probleme anpackt und löst, informierte sich über mögliche Therapien und begann seinen Kampf gegen die Krankheit. Eine hochdosierte Chemotherapie zerstörte die kranken Plasmazellen in seinem Knochenmark. Anschließend folgte eine Stammzelltransplantation, bei der gesunde Blutstammzellen von einem Spender in Ruppers Knochenmark transplantiert wurden. Von nun an produzieren diese Stammzellen gesunde Blutzellen. Um sicherzustellen, dass der Körper die transplantierten Blutstammzellen annimmt, wird das Immunsystem unterdrückt. Diese Therapie und Transplantation stellen eine große Belastung für den Körper dar.

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Rupper hatte Glück im Unglück, denn während seiner Behandlung erlitt er eine Blutvergiftung und sein Leben hing am seidenen Faden. Doch er kämpfte sich durch, und die Ärzte konnten die Komplikationen bewältigen. Heute geht es ihm gut, allerdings erhält er regelmäßig kleine Dosen Chemotherapie, um den Krebs in Schach zu halten. Er ist nicht geheilt, aber er hat keine Einschränkungen oder Nebenwirkungen durch die Erhaltungstherapie. Nur gelegentliche Müdigkeit beschäftigt ihn. Die Prioritäten in seinem Leben haben sich verschoben. Materielle Überlegungen treten in den Hintergrund, und er plant nicht mehr allzu weit voraus. Was er tun will, macht er jetzt. Er freut sich besonders darüber, jeden Schritt zu sehen, den er mit seinen Enkeln gehen kann. Einige Myelom-Patienten leben nach der Diagnose noch zwanzig gute Jahre, und obwohl es vermessen sein mag, zu hoffen, einer von ihnen zu sein, tut Rupper es trotzdem.

Florin Rupper leitet die Myelom Kontaktgruppe St. Gallen, in der sich Betroffene austauschen, informieren und Zeit miteinander verbringen können. Er informiert sich regelmäßig über neue Therapien und lädt Forscher und Ärzte zu Vorträgen ein.

Bei einem Multiplen Myelom verändern sich die Plasmazellen im Knochenmark und vermehren sich unkontrolliert. Dadurch bildet sich im Knochenmark Krebsgewebe, das die Bildung gesunder Blutzellen verhindert und die Knochen zerstört. Eine häufige Folge ist Blutarmut, die sich durch Blässe, Müdigkeit und körperliche Schwäche zeigt. Schmerzen in den Knochen und Brüche sind ebenfalls häufige Symptome. Das Immunsystem wird ebenfalls geschwächt.

Die Diagnose eines Multiples Myeloms erfolgt in der Regel durch den Nachweis bestimmter Eiweiße im Blut und Urin. Eine Knochenmarkprobe liefert dann endgültige Klarheit. Je nach Zustand des Patienten und Stadium der Krankheit wird unterschiedlich vorgegangen. In frühen Stadien reicht es oft aus, den Krebs nur zu beobachten. Später können Chemo-, Immun- oder medikamentöse Therapien helfen. Eine Stammzelltransplantation kann das Fortschreiten der Krankheit stark verlangsamen, indem gesunde Blutstammzellen in das Knochenmark übertragen werden. Das Multiple Myelom ist nicht heilbar, kann aber mit Hilfe niedrig dosierter Chemotherapie kontrolliert werden. Jährlich erkranken in der Schweiz etwa 570 Menschen an Multiplem Myelom, wobei die meisten von ihnen bereits das Rentenalter erreicht haben.

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Nadine A. Brügger ist Redakteurin bei “gesundheitheute”, der Gesundheitssendung am Samstagabend auf SRF1.


Quelle: Nadine A. Brügger, 11. Dezember 2019