Neue, frische Pflanzen ohne Kosten – wäre das nicht fantastisch? Die Vermehrung durch Stecklinge macht es möglich. Diese Methode eignet sich für Zimmerpflanzen, Sommerblumen und winterharte Stauden. Das Beste daran ist, dass die entstehenden Pflanzen die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze haben.
Wann ist die Stecklingsvermehrung sinnvoll?
- Immer dann, wenn kein Saatgut verfügbar ist.
- Wenn die Mutterpflanze das Ergebnis einer Kreuzung ist. Sämlinge haben oft nicht die gleichen Eigenschaften.
- Wenn die Aussaat schwierig ist, z.B. bei Kaltkeimern.
Wann ist die Stecklingsvermehrung nicht sinnvoll?
- Bei kranken Pflanzen, da Viren und Bakterien übertragen werden können.
- Bei stark verholzten Pflanzen. Hier können stattdessen Steckhölzer verwendet werden.
Wie gewinnt man Stecklinge?
Alle Grundorgane einer Pflanze (Blatt, Spross und Wurzel) können zur Vermehrung verwendet werden. Nicht jede Pflanze hat jedoch die Regenerationsfähigkeit, um erfolgreich bewurzelt zu werden.
Stecklinge aus dem Spross:
- Kopfstecklinge: Das obere Ende eines Sprosses, etwa 2 bis 4 Blattknoten lang. Beispiele: Fuchsien, Geranien, Margeriten.
- Teilstecklinge: Alle Stücke, die unterhalb des Kopfstecklings abgetrennt werden. Sie haben die gleiche Länge. Beispiel: Kletter- und Rankpflanzen wie Efeu.
Beim Schneiden der Sprossstecklinge einen geraden Schnitt im rechten Winkel etwa einen Messerrücken unterhalb des Knotens machen. Das Gewebe sollte noch weich sein und darf nicht gequetscht werden.
Stecklinge aus dem Blatt:
- Blattstecklinge: Der Blattstiel wird mit dem ganzen Blatt in die Erde gesteckt. Beispiel: Usambaraveilchen.
- Blattteilstecklinge: Segmente werden aus dem Blatt ausgeschnitten und in die Erde gesteckt. Beispiel: Knollenbegonien oder Drehfrucht. Achtung: Große Schnittflächen können faulen.
Auch beim Schneiden von Blattstecklingen muss das Gewebe sauber geschnitten werden, ohne es zu quetschen.
Stecklinge aus den Wurzeln:
- Wurzelstecklinge: Ausgelegte Wurzelabschnitte von 3 bis 5 cm Länge. Beispiel: Pflanzen, die sich über Ausläufer ausbreiten.
- Knollenteilung: Die Knollen werden in 2 bis 4 Teile geschnitten und eingetopft. Beispiel: Knollenbegonien.
- Vermehrung durch Zwiebelschuppen: Zwiebelschalen werden vorsichtig in die Erde gepflanzt. Beispiel: Lilien.
Kopf-, Teil- und Blattstecklinge
Nach dem Einpflanzen verdunsten die Stecklinge über die Blätter weiterhin Wasser. Da sie noch keine Wurzeln haben, können sie verwelken. Um dies zu vermeiden, kann man eine aufgeschnittene PET-Flasche über die Stecklinge stülpen. Dadurch bildet sich eine hohe Luftfeuchtigkeit im Inneren der Flasche und die Pflanzen verlieren weniger Wasser. Einige Pflanzen wie Geranien und Pflanzen mit behaarten Blättern mögen keine hohe Luftfeuchtigkeit. In diesem Fall sollte die Flasche weggelassen oder regelmäßig gelüftet werden.
Das Einpflanzen und Gießen des Stecklings
Um zu verhindern, dass der Steckling beim Einpflanzen umknickt, kann man mit einem Schaschlikstab oder einem Nagel ein kleines Loch in die Erde drücken. Das Loch sollte jedoch nicht zu tief sein. Die Schnittfläche des Stecklings muss Kontakt zur Erde haben, um Wasser aufzusaugen. Nach dem Einpflanzen kräftig gießen, damit der Steckling gut in der Erde “eingeschwemmt” wird.
Welche Erde ist geeignet?
Eine humose und torffreie Erde ist ideal. Bei Kakteen und anderen Sukkulenten kann bis zu 70 Prozent Sand beigemischt werden.
Wie lange dauert die Bewurzelung?
Die Dauer hängt von der Pflanze ab. Fleißiges Lieschen und Dreimasterblumen brauchen etwa zwei bis drei Wochen, um Wurzeln zu bilden. Die Blattstecklinge des Bogenhanfs benötigen jedoch oft ein halbes Jahr, bis sich ein neuer Trieb zeigt.
Besonderheiten:
- Blattstecklinge der Porzellanblume wurzeln zwar zuverlässig, bilden aber nur bewurzelte Blätter aus. Es entwickelt sich kein neuer Trieb und somit auch keine Blüte.
- Blattstecklinge von Zamioculcas treiben schneller aus, wenn sie nach etwa fünf Wochen aus der Erde genommen werden. Es bildet sich eine kleine Knolle, die so eingepflanzt wird, dass sie noch Licht bekommt.
- Blattstecklinge der gelbrandigen Sorte des Bogenhanfs bilden nur grüne Blätter. Um den gelben Blattrand zu erhalten, muss ein Stück des Rhizoms abgeteilt werden.
Stecklinge in einer Wasserlösung
Natürlich können viele Pflanzen auch in einem Wasserglas erfolgreich bewurzelt werden. Wenn jedoch größere Mengen vermehrt werden sollen, ist die Vermehrung direkt in der Erde wirtschaftlicher. Einige Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln ersticken im Wasserglas. In diesem Fall sollte sandige Erde verwendet werden.