Eine Jugend ohne Gott: Die NS-Diktatur und die Erziehung zum Gehorsam

Eine Jugend ohne Gott: Die NS-Diktatur und die Erziehung zum Gehorsam

Die Zeit der NS-Diktatur in Deutschland war geprägt von Menschenrechtsverletzungen, politischer Radikalisierung und der Etablierung einer autoritären Herrschaft. Besonders in der Erziehung der Jugend spielte der Gehorsam eine zentrale Rolle. Doch wie genau sah diese Erziehung aus? Und wie wurde sie von der Hitlerjugend umgesetzt?

Die NS-Diktatur und Erziehung zum Gehorsam

Die Weimarer Republik hatte von Anfang an wenig Rückhalt in der Bevölkerung. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 verschärfte die politische Situation zusätzlich. Arbeitslosigkeit und soziale Not prägten das Bild der Gesellschaft. In dieser Zeit gewannen extremistische Parteien wie die NSDAP und die KPD immer mehr an Einfluss.

Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1933 begann die Etablierung einer nationalsozialistischen Diktatur. Neben der Verfolgung politischer Gegner und der Gleichschaltung der Medien spielte auch die Erziehung der Jugend eine wichtige Rolle. Individualität und Freiheit wurden zugunsten von Ordnung und Gehorsam zurückgedrängt. Die Hitlerjugend wurde zum einzigen staatlich anerkannten Jugendverband und unterlag einer starken Indoktrination.

Die Erziehung zum Krieg

Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach formulierte bereits frühzeitig das Erziehungsideal der Nationalsozialisten. Die Jugendlichen sollten zu Soldaten erzogen werden, die bereit waren, für ihr Volk und ihr Vaterland zu sterben. Gemeinschaftliche Rituale und Aufmärsche sollten das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken und die Jugendlichen gefügig machen.

Hitler selbst äußerte auf dem Nürnberger Parteitag 1935, dass der deutsche Junge der Zukunft schlank, rank, flink, zäh und hart sein müsse. Das Gewehr sollte für die Jugendlichen genauso selbstverständlich sein wie der Federhalter. Die Jugend ohne Gott wurde so auf einen Krieg vorbereitet, der die Degeneration der Zeit bekämpfen sollte.

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Entstehung des Romans

Ödön von Horváth, ein gefeierter Bühnenautor, musste nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 feststellen, dass seine Stücke nicht mehr aufgeführt werden durften. 1934 hielt er sich in der Nähe eines HJ-Zeltlagers auf und begann, an einem Theaterstück über eine Schülerklasse zu arbeiten, die auf eine Jugendbande trifft. Dieses Stück konnte er nicht vollenden.

Im Herbst 1936 begann Horváth, den Stoff des Theaterstücks in Romanform zu bringen. Der Roman mit dem Titel “Jugend ohne Gott” wurde innerhalb weniger Wochen niedergeschrieben und im Oktober 1937 veröffentlicht. Das Werk fand schnell internationale Anerkennung und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.

Wirkungsgeschichte

In Deutschland geriet “Jugend ohne Gott” aufgrund seiner “pazifistischen Tendenzen” auf die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Die deutschen Exilautoren hingegen nahmen das Buch positiv auf. Thomas Mann, Klaus Mann und Hermann Hesse äußerten sich lobend über das Werk.

Nach dem Krieg wurde “Jugend ohne Gott” mehrmals verfilmt und gehört heute zum Schulkanon in deutschsprachigen Ländern. Der Roman von Ödön von Horváth hat nicht nur historische Bedeutung, sondern thematisiert auch zeitlose Fragen nach Gehorsam und Individualität.