Einteilung der Depression

Einteilung der Depression

Die Einteilung der Depression erfolgt nach dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten). Ärzte diagnostizieren eine leichte depressive Episode, wenn mindestens zwei Hauptsymptome wie depressive Stimmung und Antriebsmangel sowie zwei Zusatzsymptome wie Schuldgefühle und Schlafstörungen auftreten. Bei einer mittelgradigen depressiven Phase sind zwei Hauptsymptome und mindestens drei, höchstens vier weitere Symptome vorhanden. Schwere depressive Episoden hingegen werden diagnostiziert, wenn alle drei Hauptsymptome und mindestens vier zusätzliche Symptome vorliegen. Die Beschwerden müssen mindestens über zwei Wochen anhalten. Im amerikanischen Klassifikationssystem DSM-IV spricht man von “major depression” (entspricht einer schweren depressiven Episode) und “minor depression” bei einer weniger schweren Episode.

Spezielle Formen (Subtypen)

Depressive Episoden können zusätzlich spezifiziert werden. Diese Unterteilung erfordert teilweise besondere therapeutische Maßnahmen aufgrund zusätzlicher Symptome. Hier sind einige dieser so genannten Subtypen aufgeführt:

Chronische depressive Störungen

Wenn die Symptome immer oder die meiste Zeit unterhalb der Schwelle einer “richtigen” Depression liegen, wird die Diagnose einer chronischen, leichten depressiven Verstimmung (Dysthymie) gestellt, die in der Regel über 2 Jahre andauert. Depressive Episoden, die über 2 Jahre andauern und Verläufe ohne symptomfreie Intervalle zwischen den Episoden, werden als chronisch bezeichnet. Häufig treten bei chronischen Depressionen begleitende Erkrankungen wie Zwangsstörungen, Essstörungen, Substanzmissbrauch oder Persönlichkeitsstörungen auf, die zusätzliche Behandlungsmaßnahmen erfordern.

Psychotische Depression

Ärzte sprechen von einer psychotischen Depression, wenn neben der depressiven Episode zusätzlich psychotische Anzeichen wie Wahnideen auftreten. Diese können sich beispielsweise in einem Verarmungswahn, Verschuldungswahn, Versündigungs- oder Verkleinerungswahn äußern. Die Symptomatik ist oft schwerer und die Dauer der depressiven Episoden länger als bei einer Depression ohne zusätzliche wahnhafte Anzeichen. Patienten mit psychotischer Depression haben zudem ein erhöhtes Rückfall- und Wiedererkrankungsrisiko.

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Des Weiteren gibt es Depressionen mit begleitender Angstsymptomatik oder kombiniert mit therapiebedürftiger Angststörung. Etwa 20 bis 30% der depressiven Patienten weisen eine Panikstörung auf, auch eine soziale Phobie oder generalisierte Angststörung ist häufig anzutreffen.

Melancholische Depression

Die melancholische Depression ist eine schwere Ausprägung der Depression bzw. des Kernsymptoms der Stimmungsstörung. Betroffene klagen darüber, dass sie nichts mehr fühlen können und keinerlei Lust mehr empfinden können. Bei vielen Depressiven hingegen ist die Stimmung noch anregbar (nicht-melancholische Depression).

Depression mit körperlichen Symptomen

Bei der sogenannten somatisierten Depression stehen uncharakteristische körperliche Beschwerden und Missempfindungen wie Kopfdruck, Schwindel, Herzrasen, Verdauungsstörungen und andere unspezifische Organbeschwerden im Vordergrund, für die nach gründlicher Abklärung keine organische Ursache gefunden wurde. Gezielte Fragen werden gestellt, um festzustellen, ob die körperlichen Beschwerden auch unabhängig von der depressiven Symptomatik vorhanden sind. In diesem Fall handelt es sich nicht um eine Depression, sondern um eine sogenannte somatoforme Störung.

Saisonal abhängige Depression (SAD)

Eine saisonale affektive Störung (SAD) ist eine depressive Episode, deren Beginn und Ende gehäuft zu bestimmten Jahreszeiten erfolgen. In der restlichen Zeit sind die Patienten gesund oder können im Rahmen einer bipolaren Störung eine (hypo)manische Phase entwickeln. Eine Form der saisonalen Depression, die Winterdepression, tritt in der lichtarmen Jahreszeit, also vom Herbst bzw. Winter bis zum Frühjahr, auf. Die Patientinnen, überwiegend Frauen, leiden unter Lustlosigkeit, Schläfrigkeit, Lethargie und haben verstärkt Heißhunger, vor allem auf Süßigkeiten. Im Sommer sind die Betroffenen dagegen symptomfrei. Die Anzeichen bessern sich meist durch eine Lichttherapie – von Tageslicht bis hin zur Therapie mit einer speziellen 10.000-Lux-Lampe.

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Psychische Störungen nach der Entbindung

Die psychischen Störungen, die nach einer Entbindung auftreten können, lassen sich grob in drei Kategorien einteilen:

  1. “Heultage”: In den ersten 3 bis 5 Tagen nach der Geburt treten stimmungsmäßige Labilität und depressive Verstimmung auf. Diese “baby blues” genannte Zeit ist nach Studien bei etwa 40 bis 70% der Frauen nach der Geburt zu beobachten.

  2. Wochenbettdepressionen (postpartale Depressionen): Diese treten seltener auf, etwa bei 1 von 10 Geburten. Sie zeigen sich meist in den ersten Wochen nach der Geburt und können in der Regel ambulant behandelt werden. Sie können mehrere Monate anhalten und im Einzelfall auch schwer ausgeprägt sein, mit Selbstmordgedanken, so dass eine stationäre Behandlung notwendig sein kann.

  3. Wochenbettpsychosen: Diese sind insgesamt sehr selten und treten bei wenigen Patientinnen mit Wochenbettdepression auf (etwa bei 1 bis 2 von 1.000 Geburten).

Sonderformen

Eine Zyklothymia liegt vor, wenn eine anhaltende Stimmungsinstabilität mit zahlreichen Episoden leichter Depression und leicht gehobener Stimmung vorliegt, die jedoch nicht den Schweregrad depressiver oder manischer Episoden erreichen.