Beim Einkauf von Getränken stehen wir vor der Wahl zwischen Einweg- und Mehrwegflaschen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind jedoch enorm.
Einweg versus Mehrweg: Das Pfandsystem täuscht uns
In den Discountern türmen sich Wasser, Apfelschorle und Säfte in Einwegflaschen aus Plastik. Kunden müssen pro Flasche 25 Cent Pfand zahlen und erhalten das Geld später am Automaten zurück. Doch obwohl uns die Discounter ihre Plastikflaschen als umweltfreundlich verkaufen, sind sie tatsächlich genau das Gegenteil:
- In Deutschland gibt es kein vollständiges Recycling für Plastikflaschen. Es wäre zu aufwendig und zu teuer. Stattdessen werden die PET-Flaschen geschreddert, eingeschmolzen und sind dann nur schwer verwertbar. Lediglich ein Viertel des eingeschmolzenen Plastiks wird für die Herstellung neuer Flaschen verwendet.
- Da der eingeschmolzene Kunststoff verfärbt ist, eignet er sich meist nicht mehr für klare Wasserflaschen. Stattdessen können daraus nur Folien oder Fasern hergestellt werden.
- Einwegflaschen werden daher oft nur einmal befüllt. Es wird also für jeden Liter Mineralwasser neues Plastik benötigt.
Übrigens: Bisher gab es Ausnahmen von der Pfandpflicht für bestimmte Spirituosen und Säfte. Ab dem 01. Januar 2022 sind jedoch alle PET-Flaschen und Dosen pfandpflichtig (mit Ausnahme von Milchprodukten, für die es eine Übergangszeit gibt).
Plastikflaschen vom Discounter: Ökobilanz abhängig von Flaschengröße und Transport
Die Ökobilanz einer PET-Mehrwegflasche kann laut einer ifeu-Studie, auf die sich auch das Umweltbundesamt beruft, trotz der Herstellung einer neuen Flasche vergleichbar mit der einer Glas-Mehrwegflasche sein. Letztendlich hängt dies jedoch vom Transportweg und der Größe der Flasche ab.
Regional vertriebene 0,5-Liter Mehrweg-Glasflaschen sind im Vergleich zu 0,5-Liter PET-Einwegflaschen immer noch ökologischer. Wenn man jedoch 1,5-Liter PET-Einwegflaschen mit einer 0,7-Liter Glas-Mehrwegflasche vergleicht, lassen sich keine eindeutigen Vor- und Nachteile mehr feststellen – vorausgesetzt, der Transportweg der Plastikflasche ist gering. Mit zunehmender Flaschengröße verbessert sich das Verhältnis zwischen Verpackung und Inhalt zugunsten des Einwegplastiks.
Allerdings sind Discounter-Mineralwasser oft weite Transportwege, da die Flaschen häufig in einer zentralen Abfüllanlage für alle Filialen befüllt werden. Darüber hinaus können Plastikflaschen möglicherweise gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen haben, da es den Verdacht gibt, dass hormonell wirksame Chemikalien aus den Flaschen ins Wasser übergehen können (Studie).
Auch Glas-Mehrwegflaschen verursachen viel CO2
Mineralwasser in Mehrwegflaschen ist in jedem Fall die umweltfreundlichere Wahl. Alle Plastikflaschen sind mit “Mehrweg” oder “Einweg” gekennzeichnet, wobei die Höhe des Pfands unterschiedlich ist. Im Gegensatz zu den 25 Cent Pfand für Einwegflaschen beträgt die Pfandsumme für Mehrwegflaschen nur 15 Cent, sodass Kunden leicht feststellen können, um welchen Flaschentyp es sich handelt.
Es gibt jedoch auch wichtige Unterschiede zwischen den Mehrwegflaschen. Der Begriff “Mehrweg” umfasst Glasflaschen und besonders robuste Plastikflaschen.
- Glasflaschen können bis zu 50 Mal wiederverwendet werden.
- Mehrweg-Plastikflaschen werden maximal 25 Mal recycelt.
Die Ökobilanz von Glas- und Plastikflaschen (Mehrweg) überrascht: Die Mehrweg-PET gilt in Studien als umweltfreundlicher, obwohl sie weniger oft befüllt werden kann und das Recycling schwierig ist. Grund dafür sind die Transportwege: Da Glasflaschen schwerer sind als Mehrweg-Plastikflaschen, fallen auch mehr Transportemissionen an. Bei Mineralwasser aus der Region ist die Glasflasche die bessere Wahl.
Plastik und Glas versus Tetrapak
Getränkekartons wie Tetrapaks sind vom Pfandsystem ausgenommen und Einwegverpackungen. Sie bestehen aus verschiedenen Schichten von Karton, Kunststoff und oft auch Aluminium. Hierbei kann man darauf achten, dass das Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt oder die Bestandteile aus recyceltem Material bestehen.
Im Vergleich von 2002 und 2014 hat das Gesamtgewicht eines Getränkekartons im Durchschnitt um 9 g/l zugenommen. Auch der Kunststoffanteil ist auf ca. 70 Prozent angestiegen. Die frühere Annahme, dass Getränkekartons aufgrund ihres Gewichts und ihres geringen Kunststoffanteils umweltfreundlicher sind als Mehrwegflaschen, ist daher nicht mehr haltbar.
Das Recycling ist aufwendig, da die verschiedenen Schichten getrennt werden müssen. Außerdem müssen Getränkekartons in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack entsorgt werden.
Fazit: Material und Transportwege entscheidend für Klimabilanz
Wer das umweltfreundlichste Wasser sucht, sollte Folgendes beachten: Neben dem Material der Flasche sind auch die Transportwege und das Flaschenvolumen entscheidend für die Umweltbilanz. Plastikflaschen für Mineralwasser sind zwar leicht zu transportieren, aber das Plastik selbst ist nicht gut für die Umwelt. Mit zunehmender Flaschengröße verbessert sich jedoch die Ökobilanz der Plastikflasche. Bei Glasflaschen führt das hohe Gewicht zu einer schlechten CO2-Bilanz, insbesondere bei längeren Transportwegen. Wenn man Getränkekartons richtig entsorgt und sie möglichst regional bezieht, sind sie mit Mehrweg-Glasflaschen gleichauf.
Fazit: Regionales Wasser in Mehrwegflaschen hat die beste Klimabilanz bei gekauftem Wasser. Die einzige zufriedenstellende Lösung bleibt jedoch unserer Meinung nach Leitungswasser: Es entstehen weder Plastik noch große Mengen an CO2. Es enthält auch keine potenziell schädlichen Chemikalien, die sich aus Plastikflaschen lösen können. Laut verschiedenen Tests ist die Qualität von Leitungswasser in Deutschland hervorragend und übertrifft sogar viele Flaschenmineralwasser. Außerdem ist es das am besten überwachte Lebensmittel in Deutschland, da es durch die Trinkwasserverordnung geschützt ist.
Und wenn du nicht auf Kohlensäure verzichten möchtest, gibt es Wassersprudler, mit denen du dein Leitungswasser aufsprudeln kannst.
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Schlagwörter: Getränke, Gewusst wie, Müll, Recycling