Elektro-SUV-Vergleich: Eine neue Ära bricht an

Elektro-SUV-Vergleich: Eine neue Ära bricht an

Ist Tesla immer noch die unangefochtene Nummer eins im Bereich der Elektroautos? Diese Frage beantwortet der aktuelle Elektro-SUV-Vergleich des ADAC. Das beliebte Tesla Model Y tritt gegen den Hyundai Ioniq 5 und den Mercedes EQB an. Hier sind alle wichtigen Informationen, Tests und Bilder.

Elektrische Familien-SUVs mit großzügigem Platzangebot

Die drei Elektro-SUVs bieten viel Platz für die ganze Familie. Die Reichweite liegt zwischen 360 und 435 Kilometern, während die Preise um die 60.000 Euro-Marke liegen.

Was wird 2023 das meistverkaufte Fahrzeug weltweit sein? Ein VW Golf oder vielleicht ein Toyota-Modell? Falsch gedacht! Das Tesla Model Y wird höchstwahrscheinlich das meistverkaufte Fahrzeug der Welt sein. Als beliebtestes Elektroauto hat es bereits eine große Fangemeinde um sich geschart.

Der Grund hierfür ist offensichtlich: Seit dem Erscheinen des Model S im Jahr 2012 hat sich Tesla einen Ruf erarbeitet, der allen anderen Herstellern weit voraus ist. Doch die Konkurrenz hat aufgeholt und eigene Modelle entwickelt. Wie schlagen sich diese im Vergleich zum Tesla Model Y? Der ADAC hat das Model Y mit dem Hyundai Ioniq 5 und dem Mercedes EQB verglichen – drei Mittelklasse-SUVs im Test.

Platzangebot und Innenraum

Mit einer Länge von 4,75 Metern nimmt das Tesla Model Y den meisten Platz ein. Der Mercedes EQB und der Hyundai Ioniq 5 sind jeweils 7 bzw. 12 Zentimeter kürzer. Der Mercedes ist außerdem 10 Zentimeter schmaler, was sich in engen Parklücken und Garagen positiv bemerkbar macht. Das Tesla Model Y bietet den größten Kofferraum und das beste Platzangebot im Fond. Die beiden Konkurrenten liegen jedoch nur knapp dahinter. Alle drei SUVs bieten ausreichend Platz für große Personen in beiden Sitzreihen. Auch das Gepäck lässt sich problemlos in den gut nutzbaren Kofferräumen verstauen. Im Gegensatz zum Mercedes und Hyundai verfügen Tesla-Modelle über ein Staufach unter der Fronthaube, in dem beispielsweise das Ladekabel gut verstaut werden kann.

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Dass der Mercedes weder Anhänge- noch Stützlasten erlaubt, ist jedoch unverständlich. Dies soll sich jedoch mit dem Facelift-Modell 2024 ändern: Mercedes verspricht eine Anhängelast von 1,7 Tonnen, während das Tesla Model Y und der Ioniq 5 jeweils 1,6 Tonnen ziehen dürfen.

Ein weiteres Plus für den Mercedes ist die Innenraumvariabilität. Der EQB bietet als einziger eine dritte Sitzreihe und die Sitze der zweiten Reihe lassen sich wie beim Tesla in drei Teilen umlegen. Der Hyundai Ioniq 5 bietet eine längs verschiebbare Rückbank und verstellbare Lehnen.

Bilder: Ioniq 5, EQB und Model Y

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Bedienung des Model Y. Das nahezu tastenfreie Cockpit wirkt zwar aufgeräumt, erfordert aber eine Bedienung über den Touchscreen für viele Funktionen, einschließlich Lenkrad- und Spiegelverstellung sowie sicherheitsrelevanter Funktionen. Dies führt zu Ablenkungen und einer erhöhten Unfallgefahr. Natürlich können auch die Sprachsteuerung genutzt werden. Alle drei Fahrzeuge verfügen über eine solche. Die Warnblinktaste ist jedoch nur bei Tesla auf dem Bildschirm zu finden.

Hyundai und Mercedes setzen ebenfalls auf einen Touchscreen für das Infotainmentsystem, verfügen jedoch über haptische Tasten für sicherheitsrelevante und grundlegende Funktionen. Beide Modelle verfügen außerdem über ein Head-up-Display, während der Hyundai dieses sogar serienmäßig bietet.

Antrieb und Fahrkomfort

Keines der SUVs mangelt es an Leistung. Alle drei verfügen über einen E-Motor an der Vorder- und Hinterachse. Die Leistung reicht von 215 kW/292 PS für den EQB 350 4Matic über 239 kW/325 PS für den Ioniq 5 AWD bis zu beeindruckenden 378 kW/514 PS für das Tesla Model Y Maximum Range. Der Tesla kann seine höhere Leistung in bessere Beschleunigungszeiten umsetzen und bietet das aufregendste Fahrerlebnis. Die Mehrleistung spielt jedoch in der Praxis kaum eine Rolle.

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Auch Mercedes und Hyundai beschleunigen sehr gut und lassen die meisten anderen Verkehrsteilnehmer hinter sich. Der EQB wird jedoch elektronisch auf 160 km/h begrenzt. Der Ioniq 5 erreicht 185 km/h, während das Model Y sogar 217 km/h schafft. Hohe Geschwindigkeiten führen jedoch zu einem höheren Verbrauch und verringern die Reichweite.

Der Ioniq 5 AWD verbraucht im ADAC Ecotest mit 19,4 kWh/100 km am wenigsten. Mercedes und Tesla verbrauchen mit 21,1 bzw. 21,2 kWh/100 km knapp 10 Prozent mehr Strom. In Kombination mit dem größten Akku bietet der Koreaner auch die größte Reichweite von 435 Kilometern im Test. Der Mercedes kommt nach 360 Kilometern zum Stillstand, während das Tesla Model Y 415 Kilometer schafft.

Beim Laden setzt der Hyundai mit seinem 800-Volt-Batteriesystem und einer Ladeleistung von bis zu 223 kW neue Maßstäbe. Das Aufladen von 10 auf 80 Prozent SoC (Ladezustand der Batterie) dauert unter idealen Bedingungen nur 19 Minuten. Im Vergleich dazu verbringen der EQB und das Model Y mit ihren 400-Volt-Systemen über eine halbe Stunde an der Ladesäule. Hyundai hat hier die Nase vorn.

In Bezug auf die Routenplanung und die integrierten Ladestopps kann Tesla mit seinem eigenen Supercharger-Netzwerk nach wie vor die besten Ergebnisse erzielen. Der Mercedes schlägt sich ebenfalls gut, während Hyundai hier noch aufholen muss.

Fahrverhalten und Sicherheit

Tesla überzeugt mit dem besten Fahrverhalten. Große und griffige Reifen sowie eine extrem direkte Lenkung sorgen für ein agiles Fahrerlebnis. Der Ioniq 5 bietet einen guten Kompromiss, während der EQB vergleichsweise träge und wenig sportlich wirkt. In Bezug auf die Bremsleistung steht der Tesla mit 34,5 Metern bei einer Vollbremsung aus 100 km/h an erster Stelle, gefolgt vom Ioniq 5 und dem EQB. Eine gute Bremsleistung kann im Ernstfall entscheidend sein.

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Fahrerassistenzsysteme sind ebenfalls wichtig, um Unfälle zu vermeiden. Der Hyundai bietet die meisten serienmäßigen Assistenzsysteme, während Mercedes Aufpreis für solche Funktionen verlangt. Tesla bietet den serienmäßigen “Autopiloten” mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung und einem Lenkassistenten. Einige Systeme wie ein Ausweichassistent oder ein Müdigkeitswarner sind jedoch bei Tesla nicht erhältlich. Darüber hinaus lassen die Zuverlässigkeit der Tesla-Assistenzsysteme und insbesondere der intelligente Geschwindigkeitsassistent zu wünschen übrig.

In Bezug auf die passive Sicherheit, die Kindersicherheit und mit Ausnahme des Hyundai auch den Fußgängerschutz erreichen alle drei SUVs im Euro NCAP-Crashtest ein Fünf-Sterne-Ergebnis.

Fazit: Hyundai überzeugt

Der Hyundai Ioniq 5 AWD konnte den Vergleichstest knapp für sich entscheiden. Der Koreaner überzeugt vor allem mit seinem Antriebssystem, das die kürzeste Ladedauer an einer Schnellladesäule ermöglicht, dem geringsten Verbrauch und der höchsten Reichweite. Hinzu kommen das gute Platzangebot, der großzügige und variable Innenraum sowie die umfangreichen Garantieleistungen. Der gut ausgestattete Koreaner ist jedoch auch das teuerste Fahrzeug.

Der zweite Platz geht an den Mercedes EQB 350 4Matic. Der Stuttgarter ist ein gutes Auto, aber kein herausragendes Elektroauto. Fahrkomfort, Fahreigenschaften, Platzangebot und Innenraumvariabilität überzeugen. Jedoch hinkt der EQB in Bezug auf Reichweite und Ladeleistung hinterher. Auch beim fehlenden Frunk merkt man, dass Mercedes den EQB nicht von Grund auf als Elektroauto entwickelt hat. Mercedes gewährt nur zwei Jahre Garantie.

Das Tesla Model Y Maximum Range AWD landet überraschenderweise auf dem dritten Platz. Das Model Y bietet überzeugende Qualitäten als Elektroauto, zeigt jedoch grundlegende Schwächen in Bezug auf Bedienung, Verarbeitung, Federungskomfort und Zuverlässigkeit der Assistenzsysteme.

Trotzdem punktet das Model Y mit den besten Fahrleistungen, den agilen Fahreigenschaften, dem eigenen Supercharger-Netzwerk und dem vergleichsweise günstigen Preis. Diese Punkte könnten für viele Käufer ausschlaggebend sein, trotz der Schwächen dem Tesla den Vorzug zu geben.

Die ausführlichen Einzel-Testergebnisse können als PDF nachgelesen werden.

Technische Daten und Preise sind ebenfalls verfügbar.

Text: Alexander Werner, Jochen Wieler