Die Verkehrswende ist in vollem Gange: Immer mehr saubere Elektroautos fahren auf unseren Straßen. Doch woher kommt eigentlich der Strom, der diese Fahrzeuge antreibt? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe.
Elektromobilität und der zusätzliche Strombedarf
Während das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben, noch nicht erreicht wurde, bleibt die Vision bestehen. Bis 2030 sollen bereits sechs Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland unterwegs sein. Doch woher kommt der zusätzliche Strombedarf?
Laut Berechnungen des Öko-Instituts in Freiburg wird die Elektromobilität im Jahr 2030 einen zusätzlichen Strombedarf von etwa elf Terawattstunden verursachen. Das entspricht etwa zwei Prozent des heutigen Gesamtstromverbrauchs in Deutschland. Auch McKinsey geht von einer Steigerung der Stromnachfrage durch Elektroautos um etwa 1 Prozent bis 2030 aus. Selbst im Jahr 2050 sollen nur rund 6,5 Prozent des gesamten Strombedarfs von Elektroautos gedeckt werden.
Ökostrom als Lösung für emissionsfreies Fahren
Um Elektroautos wirklich emissionsfrei zu betreiben, muss der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Dies ist jedoch nur dann der Fall, wenn man explizit einen Ökostromtarif wählt. Ansonsten bezieht man den Strom aus dem deutschen Strommix, der zu etwa 40 Prozent aus erneuerbaren Energien besteht. Die restlichen 60 Prozent stammen aus Kohle, Erdgas und Kernkraft.
Die Versorgung von Elektroautos mit günstigem Strom scheint jedoch machbar. Durch die zunehmende regenerative Stromproduktion gibt es bereits jetzt zeitweise einen Überschuss an Strom. Dieser Überschuss kann in den Batterien der Elektroautos gespeichert werden.
Ein Beispiel hierfür sind Besitzer von Elektroautos mit eigener Photovoltaikanlage. Sie können den überschüssigen selbst produzierten Strom vorübergehend in ihrem Fahrzeug speichern. Indem sie ihr Auto mit dem häuslichen oder regionalen Stromnetz verbinden, kann das Fahrzeug sogar zum Ausgleich des Strombedarfs beitragen, indem es den überschüssigen Strom wieder ins Netz einspeist.
Neue Stromnetze und Infrastruktur
Je erfolgreicher die Mobilitätswende, desto mehr Ökostrom wird in Deutschland benötigt. Dies erfordert den Ausbau neuer Solarkraftwerke und vor allem großer Windparks, sowohl an Land als auch auf See. Vor allem im Norden Deutschlands, wo der Wind häufig weht, werden diese Energiequellen genutzt.
Um den dort produzierten Strom zu transportieren, werden moderne Stromnetze benötigt. Diese müssen den veränderten Anforderungen gerecht werden und sowohl große Stromtrassen, die den Strom von Nord nach Süd transportieren, als auch viele kleinere Leitungen umfassen, die den Strom zu den Ladestationen und Wallboxen für Elektroautos verteilen.
Laut Schätzungen der Nationalen Plattform Elektromobilität werden allein für die geplante eine Million Elektroautos rund 70.000 Ladepunkte und über 7100 Schnellladesäulen benötigt. Aktuell gibt es in Deutschland noch großen Nachholbedarf, denn Anfang Mai 2020 gab es lediglich 23.840 Ladepunkte. Die größte Herausforderung besteht darin, das Stromangebot mit dem Bedarf synchronisiert zu halten. Dabei sind nicht nur die Anzahl der Elektroautos entscheidend, sondern auch die gleichzeitigen Ladevorgänge in Verbindung mit der aktuellen Netzkapazität. Hier können die Batteriespeicher der Elektroautos eine wichtige Rolle spielen.
Die Herausforderung für die Zukunft
Laut Klimaschutzplan 2050 soll Deutschland bis zum Jahr 2050 weitgehend CO2-neutral sein. Das bedeutet, dass bis dahin die gesamte Fahrzeugflotte durch elektrische Fahrzeuge ersetzt sein sollte. Um den dafür benötigten Strom zu produzieren, bedarf es weiterer Anstrengungen beim Ausbau erneuerbarer Energien. Allein in Deutschland gibt es derzeit rund 45 Millionen Pkw, die auf elektrische Energie angewiesen wären.
Insgesamt gibt es also noch viel zu tun, um eine nachhaltige und klimafreundliche Mobilität zu erreichen. Doch mit dem Ausbau regenerativer Energiequellen, dem Einsatz von Batteriespeichern und dem Aufbau eines modernen Stromnetzes können wir eine umweltfreundlichere Zukunft gestalten. Elektroautos sind ein wichtiger Teil dieser Entwicklung und der Strom, der sie antreibt, kann aus erneuerbaren Quellen stammen.
