Endlich Durchblick bei den Kommaregeln: Alle 13 Regeln an Beispielen erklärt.

Endlich Durchblick bei den Kommaregeln: Alle 13 Regeln an Beispielen erklärt.

Eigentlich sind die Regeln rund ums Komma schnell erklärt. Aber das Komma ist ein kleines Schlitzohr. Oft versucht es, uns auszutricksen.

Doch Ihnen kann nichts passieren. Sie kennen sich aus – spätestens nachdem Sie diesen Artikel zu Ende gelesen haben.

Zugegeben: Es gibt unterhaltsamere und leichter verständliche Texte als diesen. Aber wenn Sie diesen hier sorgfältig durcharbeiten, sind Sie für alle Wechselfälle des Kommasetzens gerüstet.

Schauen Sie sich die Regeln in Ruhe an und legen Sie diesen Artikel irgendwo griffbereit auf Ihren Schreibtisch. Beim nächsten Zweifel gehen Sie die Regeln einzeln durch und schauen, welche passt. Bleiben Sie dran und Sie werden sehen: Schon bald kann das Komma Ihnen nichts mehr vormachen.

Die Muss-Regeln

1. Das Komma steht bei Aufzählungen von gleichrangigen Elementen, wenn sie nicht durch “und” bzw. “oder” verbunden sind.

Beispiel: Monika schrieb ein kurzweiliges, interessantes, humorvolles Buch.

Diese Regel ist die wichtigste. Das Komma verbindet eine Reihe gleichrangiger Wörter. Es zeigt dem Leser: Hier kommt eine Aufzählung. Und: Alle Elemente dieser Aufzählung stehen auf der gleichen Ebene.

Auch die Konjunktionen (Bindewörter) “und” und “oder” zeigen, dass die so verbundenen Begriffe gleichrangige Elemente einer Aufzählung sind. Daher müssen Sie das Komma weglassen, wenn die Begriffe mit “und” oder “oder” verknüpft sind. Es wäre doppelt gemoppelt.

Aber Achtung: Wenn die Elemente nicht gleichrangig sind, darf kein Komma gesetzt werden. Bei “gesunde italienische Küche” haben “gesund” und “italienisch” nicht den gleichen Rang. “Italienisch” bezieht sich auf “Küche” und “gesund” bezieht sich auf “italienische Küche”. Daher kein Komma bei “gesunde italienische Küche”, aber doch ein Komma bei “gesunde, vitaminreiche Küche”.

Eselsbrücke: Wenn die Elemente mit “und” gekoppelt werden könnten, steht ein Komma (z.B. “Gesunde, vitaminreiche Küche” ist korrekt, weil es auch “gesunde und vitaminreiche Küche” heißen könnte). Aber bei “gesunde italienische Küche” darf kein Komma stehen, weil man nicht “gesunde und italienische Küche” sagen kann.

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2. Das Komma steht bei Zusätzen und Nachträgen.

Beispiel: Herr Martin, der Lektor, liebte ihren Schreibstil.

Hier ist das Komma eine Lesehilfe. Es sagt: Achtung, dieser Satz darf nicht einfach so abgespult werden. Sonst kommen die Bezüge durcheinander. Der Zusatz “der Lektor” bezieht sich zurück auf “Herr Martin”.

3. Das Komma steht bei Datums-, Wohnungs- und Literaturangaben.

Auch hier ist das Komma eine Lesehilfe. Es hat eine ganz ähnliche Funktion wie in Regel 2. Ein kleiner Unterschied besteht: Bei diesen Angaben ist nur ein Komma Pflicht. Das zweite ist optional.

4. Das Komma steht bei nebenordnenden, entgegensetzenden und einschränkenden Konjunktionen (einerseits / andererseits, aber, sondern).

Wieder eine Lesehilfe, die sicherstellt, dass der spezielle, leicht färbende Bezug zwischen den Elementen verstanden wird.

5. Das Komma steht zwischen Satzteilen, die durch aneinanderreihende Konjunktionen verbunden sind.

Beispiel: Die Geschichte spielt teils hier, teils in England.

Aneinanderreihende Konjunktionen sind: bald / bald, teils / teils, je / desto, halb / halb, nicht nur / sondern auch.

Aber: Wie wir aus Regel 1 wissen, steht kein Komma bei den Konjunktionen “und” und “oder”. Auch nicht in der Verbindung “entweder / oder”. Das Komma ist auch bei inhaltlich analogen Formulierungen tabu: Allen voran “sowie”, “beziehungsweise” und “sowohl / als auch”. Auch bei “weder / noch” (und dem weniger verbreiteten “nicht / noch”) steht kein Komma, weil die Formulierungen bedeuten: “dies nicht und das auch nicht”.

Beispiel: Die Geschichte spielt sowohl hier als auch in England.

Diese Regel ist schwer verdaulich. Warum steht bei “teils hier, teils in England” ein Komma, aber bei “sowohl hier als auch in England” nicht? Man muss schon sehr genau hinhören, um zu bemerken, dass “sowohl als auch” näher am “und” ist als “teils / teils”. Merken Sie es sich einfach.

6. Partizip- und Infinitivgruppen müssen durch Kommas abgetrennt werden, wenn

a) sie durch ein hinweisendes Wort angekündigt oder
b) durch einen Rückverweis wieder aufgenommen oder wenn sie
c) zwischen Subjekt und Prädikat eingeschoben sind oder
d) als Infinitivgruppe mit um, ohne, statt, ausser, als eingeleitet werden.

Diese Regel klingt viel schwieriger als sie ist. Sie führt nur selten zu Fehlern, weil das Sprachgefühl es nahelegt, solche Gruppen zur besseren Lesbarkeit mit Kommas zu markieren. Und weil das Komma auch dann erlaubt ist, wenn die Regeln nur beinahe erfüllt sind, geht selten etwas schief.

Bei anderen Infinitiv- und Partizipgruppen ist das Komma erlaubt, um die Lesbarkeit zu erhöhen, aber nicht vorgeschrieben.

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7. Aneinandergereihte Hauptsätze werden durch Kommas getrennt.

Das Komma ist zu empfehlen (aber nicht Pflicht), wenn die Hauptsätze mit nebenordnenden Konjunktionen (und, oder, sowie …) verbunden sind.

Das ist die erste Kommaregel (Regel 1) auf Hauptsätze angewandt. Besonderheit: Bei verketteten Hauptsätzen ist ein Komma auch dann erlaubt, wenn sie mit “und” oder ähnlichen Konjunktionen verbunden sind. Bei Regel 1, die sich nicht auf Hauptsätze, sondern einzelne Wörter bezieht, ist das Komma in solchen Fällen verboten.

8. Nebensätze werden vom Hauptsatz (und von weiteren Nebensätzen) durch Kommas abgetrennt.

Dies ist eine der bekanntesten Kommaregeln. Auch sie führt nur selten zu Fehlern, weil die meisten Menschen von ihrem Sprachgefühl richtig geleitet werden. In gesprochener Sprache hört man meist eine kurze Pause an der Stelle, an die das Komma gehört.

8a. Immer Komma vor dass?
Unserem Leser Toni verdanke ich eine Nachfrage der beliebten Bauernregel “Vor dass kommt immer ein Komma”. Weil so viele Menschen sich nach dieser Regel richten, habe ich sie hier ergänzt, obwohl sie in Regel 8 schon enthalten ist.

Die Bauernregel ist ein Spezialfall der Regel 8 in dieser Liste. Das “dass” leitet meistens Nebensätze ein und vor Nebensätzen kommt ein Komma.

Die Regel stimmt aber nicht ganz immer.

In den Beispielen 1 bis 3 werden die Nebensätze durch “aber dass”, “sondern dass” und “ohne dass” eingeleitet. Bei solchen mehrteiligen Nebensatzeinleitungen kommt das Komma vor dem ersten Wort.

Im vierten Beispiel beginnen zwei Nebensätze mit “dass”. Aber weil sie mit “und” verbunden sind (Regel 1), steht vor dem zweiten Nebensatz kein Komma.

9. Der Anredenominativ wird mit Kommas abgetrennt.

Beispiel: Was Sie in Händen halten, liebe Leserinnen und Leser, ist mein erstes Buch.

Eine Wortgruppe wie “sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen” oder “liebe Eltern” ist ein sogenannter Anredenominativ. Dieser kann sich sehr frei im Satz bewegen und wird von der Umgebung mit Kommas getrennt. Auch das hätten Sie bestimmt richtig gemacht, ohne diese Regel zu kennen.

10. Eingeschobene Hauptsätze werden mit Kommas abgetrennt.

Das Komma kann entfallen, wenn der eingeschobene Satz ein floskelhafter Ausdruck ist, der kaum mehr als eigenständiger Satz aufgefasst wird.

Beispiel: Martina hat, ich weiß es genau, ihr Buch mit viel Herzblut geschrieben. (Kommas Pflicht)
Aber: Die Kritiker waren ihr, Gott sei Dank, wohl gesonnen. (Kommas optional, floskelhafter Ausdruck)

Eigentlich klar: Wenn ein Nebensatz (Regel 8) mit Kommas abgetrennt wird, dann wird ein Hauptsatz erst recht mit Kommas abgetrennt.

Die Sache mit den “floskelhaften Ausdrücken” ist ein wenig unscharf. Wenn Sie Zweifel haben, setzen Sie lieber die Kommas. Damit machen Sie nichts falsch. Oder noch besser: Sie verzichten auf den floskelhaften Ausdruck und schreiben stattdessen etwas Frisches. Das macht sich allemal besser.

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11. Bei Vergleichen wird vor “als”, “wie”, “denn” nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Konjunktionen einen Nebensatz einleiten.

Beispiel: Ihr zweiter Roman war viel spannender als ihr erster.
Aber: Ihr zweiter Roman war viel spannender, als ihr erster es war. Weil hier noch ein Verb (war) hinzukommt, mausert sich die Wortfolge nach dem “als” zum Nebensatz.

Das Komma vor “als” (wie, denn) ist für viele ein Stolperstein. Grundsätzlich gilt: Wenn “als” vergleichend gemeint ist, steht kein Komma.
Beispiel: Ihr Gedichtband war viel schmaler als ihr erster Roman.

Das Wörtchen “als” kann aber auch zeitlich gemeint sein und einen Nebensatz einleiten:
Beispiel: Die Idee zu ihrem zweiten Roman kam ihr, als sie noch an ihrem ersten Roman schrieb.

Ein Konflikt ergibt sich, wenn “als” zwar vergleichend gemeint ist (kein Komma), aber einen Nebensatz einleitet (Komma). Dann gewinnt die Nebensatz-Regel. Das Komma ist Pflicht:
Beispiel: Ihr Gedichtband war viel schmaller, als ich ihn mir vorgestellt hatte.

Kann-Regeln

Hier darf man ein Komma setzen, muss es aber nicht. Meist erleichtern die erlaubten, aber nicht vorgeschriebenen Kommas die Lesbarkeit (deshalb sind sie ja erlaubt worden). Daher ist es oft klug, das Wahlrecht zugunsten des Kommas zu nutzen.

12. Eine Präpositionalgruppe (mit Präposition eingeleitete Wortgruppe) darf in Kommas eingeschlossen werden, wenn sie nicht am Satzanfang steht.

Beispiel: Ihre Diplomarbeit ist, mit Literaturverzeichnis, 78 Seiten lang. (Kommas sind optional)
Aber: Mit Literaturverzeichnis ist ihre Diplomarbeit 78 Seiten lang. (Satzanfang, Komma verboten)

Das ist ganz ähnlich wie Regel 2. Das optionale Komma würde ich setzen, weil es die Lesbarkeit verbessert.

13. Nachgestellte oder eingeschobene Erläuterungen werden meist mit Kommas abgetrennt.

Beispiel: Der Gesamtpreis für das Buch, also Kaufpreis plus Versandkosten, beträgt 37 Franken.
Aber aufgepasst: Kein schließendes Komma, wenn die Erläuterung zwischen einem Attribut und dem zugehörigen Substantiv steht und das Attribut erläutert.

Das tönt komplizierter als es ist. Der Normalfall ist ganz klar: Der Einschub liefert eine Zusatzinformation, die mit Kommas abgetrennt wird. Die Kommas im ersten Beispielsatz hätten Sie bestimmt genauso gesetzt.

Aber wie ist das mit den Attribut-Substantiv-Verbindungen, bei denen Sie besonders aufpassen sollen? Eine solche Verbindung ist zum Beispiel: “Sie schrieb einen spannenden (Attribut) Roman (Substantiv).” Wenn wir jetzt noch ergänzen wollen, dass der Roman in Mundart verfasst ist, können wir einen Zusatz einschieben: “Sie schrieb einen spannenden, in Mundart verfassten Roman.” Zwischen “verfassten” und “Roman” fehlt das schließende Komma. Merken Sie sich: Wenn die Erläuterung so in eine Wortgruppe geklemmt wird, dass nach dem schließenden Komma nur noch ein Wort käme, entfällt das schließende Komma.

Analoges gilt übrigens, wenn die Erläuterung zwischen den Teilen des Prädikats steht und das Prädikat erläutert. Ein solches Prädikat ist zum Beispiel “geholfen haben”. Wenn die Hilfe vor allem im Ermutigen lag, könnten Sie zum Beispiel schreiben: “Danke, dass Sie mir geholfen, mich insbesondere am Anfang ermutigt haben.” Auch hier entfällt das schließende Komma am Ende der eingeschobenen Erläuterung, weil danach nur noch ein Wort folgt.

Alles klar?

Bei der Zeichensetzung gibt es eine Pflicht (die Regeln kennen) und eine Kür (Texte zum Klingen bringen). Hier ging es um die “Pflicht” bei den Kommas. Die Kür ist ein neues Thema, zu dem ich bald auch einen Beitrag schreiben werde.

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Danke.

Das wars für heute.

Herzliche Grüße,
Matthias Wiemeyer