Frankfurt am Main. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich vielerorts auf steigende Preise für Haushaltsenergie einstellen. Doch warum werden Strom und Gas teurer? Es gibt mehrere Gründe, die zu diesem Anstieg führen.
Die Wirkung der Preisbremsen verpufft
Die Bundesregierung beschloss im letzten Jahr mehrere Hilfspakete für private Haushalte, um die Energiekrise abzufedern. Eine Maßnahme war die Einführung von Preisbremsen für Gas, Strom und Fernwärme. Jetzt sollen diese Preisbremsen bis Ende März 2024 verlängert werden. Doch die vorzeitige Erhöhung der Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme von 7 auf 19 Prozent lässt die Wirkung der Preisbremsen verpuffen. Die Mehrwertsteuererhöhung überkompensiert die Entlastung, die die Preisbremsen eigentlich bringen sollten. Die Kosten steigen sogar leicht an – um 18 Euro im Jahr.
Besonders hart trifft es Kunden in der teuren Gasgrundversorgung, die nur eine Entlastung von 58 Euro für das ganze Jahr erhalten. Verbraucher, die in den letzten Monaten ihren Lieferanten gewechselt haben und sich einen günstigen Tarif gesichert haben, werden hingegen voll von der höheren Mehrwertsteuer betroffen sein. Diese gilt ab dem 1. Januar.
Risiko Winter: Eine bittere Kälte könnte Preise weiter ansteigen lassen
Ein weiterer Risikofaktor für steigende Energierpreise ist der kommende Winter. Bei anhaltend extrem niedrigen Temperaturen steigt die Nachfrage nach Gas stark an. Sollte es zu einem Gasmangel kommen, würden die Gaspreise auf dem Handelsmarkt erneut eskalieren. Die Gasversorgung in Deutschland ist mittlerweile stark vom Import von verflüssigtem Erdgas abhängig. Die Notierungen auf den Energiebörsen reagieren jetzt sensibler auf Veränderungen von Angebot und Nachfrage als zu Zeiten der Lieferung von russischem Gas über Pipelines. Steigende Preise an der Börse werden verzögert an die Verbraucher weitergegeben. Wie hoch die Preiserhöhungen ausfallen können, ist noch unklar und hängt auch von den Beschaffungsstrategien der Versorger ab.
Die vorzeitige Erhöhung der Mehrwertsteuer ist daher höchst umstritten. Der Energiedachverband BDEW und der Verbraucherzentrale Bundesverband fordern ein synchrones Auslaufen der Preisbremsen und der temporären Mehrwertsteuersenkung auf Gas und Wärme erst zum 31. März 2024.
Strom: Eine geringfügige Entlastung
Beim Strom gibt es eine Mehrwertsteuersenkung gar nicht erst. Die Preisbremse von 40 Cent pro Kilowattstunde bringt im Bundesdurchschnitt eine geringfügige Entlastung von 6 Euro für das Jahr 2024. Diese Entlastung betrifft hauptsächlich Kunden in der teuren Grundversorgung, da viele Versorger ihre Tarife bereits unterhalb von 40 Cent pro Kilowattstunde anbieten. Allerdings sind bei dieser Kalkulation die Gebühren zur Nutzung der Netze noch nicht berücksichtigt. Nach Angaben des Vergleichsportals Check 24 werden diese Entgelte voraussichtlich um mehr als 10 Prozent steigen. Die Netznutzung macht etwa ein Viertel des gesamten Strompreises aus.
Die Tarife für Neukunden sind derzeit noch relativ günstig. Verbraucher, die bei den Energiekosten sparen wollen, sollten sich daher nach einem anderen Anbieter umschauen. Die Tarife liegen im Durchschnitt bei 8,75 Cent pro Kilowattstunde für Gas und knapp 29 Cent pro Kilowattstunde für Strom. Es lohnt sich, die Tarife regelmäßig zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter zu wechseln, um Kosten zu sparen.
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