Erbrecht kann kompliziert sein, besonders wenn es um Vermächtnisse geht. Betrachte es so: Wenn du erbst, hast du eine viel stärkere Position als ein Vermächtnisnehmer. Als Erbe trittst du an die Stelle des Verstorbenen und wirst Eigentümer aller Gegenstände und Rechte, die zum Nachlass gehören. Aber als Vermächtnisnehmer erhältst du nur einen Teil des Vermögens, ohne selbst Erbe zu werden.
Ein Vermächtnis kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Zum Beispiel, wenn ein Verstorbener einem Familienmitglied ein bestimmtes Gut vermacht, während der Rest des Vermögens an einen anderen Erben geht. Der Vermächtnisnehmer muss sich nicht mit Schulden oder anderen Erben auseinandersetzen. Die anderen Erben müssen dem Vermächtnisnehmer die vermachten Gegenstände aushändigen oder das Geldvermächtnis auszahlen.
Wenn das Testament unklar ist
Manchmal ist es nicht leicht zu verstehen, ob der Verstorbene jemanden als Erben einsetzen wollte oder nur als Vermächtnisnehmer. Wenn jemand nur einen bestimmten Gegenstand erhält, wird er im Zweifel als Vermächtnisnehmer betrachtet. Klar formulierte Testamente minimieren das Risiko von Missverständnissen.
Vermächtnis mit Schulden belastet
In der Regel musst du als Vermächtnisnehmer nicht für die Nachlassschulden aufkommen. Es gibt jedoch Ausnahmen. Wenn das Vermächtnis aus einer noch nicht abgezahlten Immobilie besteht, kann es sein, dass du die Finanzierung und die Ratenzahlungen übernehmen musst.
Ein Vermächtnis ausschlagen
Du kannst ein Vermächtnis auch ausschlagen, ohne dich an die Fristen zu halten, die für die Erbausschlagung gelten. Die Ausschlagung musst du gegenüber den Erben erklären und nicht gegenüber dem Nachlassgericht.
Ein Vermächtnis kann eine gute Lösung sein, um bestimmte Vermögensgegenstände zu vererben, ohne dass der Vermächtnisnehmer sich mit anderen Erben oder Schulden auseinandersetzen muss. Bei der Erstellung eines Testaments sollten klare Formulierungen gewählt werden, um Missverständnisse zu vermeiden. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich, einen Notar oder Fachanwalt für Erbrecht zu konsultieren, um ein rechtssicheres Testament zu erstellen.
Quelle: Finanztip-Recherche (Stand: 2022)
Ein Vermächtnis kann eine gute Alternative zum Erbe sein. Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen den beiden zu verstehen und bei Bedarf professionellen Rat einzuholen. So kannst du sicherstellen, dass dein Vermächtnis ordnungsgemäß umgesetzt wird und deine Wünsche erfüllt werden.