Unfälle mit Hunden passieren schneller als man denkt – sei es eine Beißerei beim Spaziergang oder ein Unfall zu Hause. In solchen Situationen ist eine schnelle Erste Hilfe für den Hund unerlässlich. Erfahre hier, welches Zubehör du immer zu Hause haben solltest, um in solchen (Not-)Fällen vorbereitet zu sein.
Vorherige Informationen einholen
Natürlich geht man nicht davon aus, dass dem eigenen Liebling etwas passiert. Dennoch ist es wichtig, sich vorher zu informieren und wichtiges Wissen anzueignen. Wie legt man einen Verband an? Was ist bei der Wunddesinfektion zu beachten? Wie entfernt man Fremdkörper wie Splitter, ohne dem Hund unnötigen Stress zu bereiten? Bevor der Notfall eintritt, sollten diese Fragen bereits beantwortet sein, damit du dich im Ernstfall nicht erst informieren musst, bevor du den Hund behandeln kannst. Dieses Wissen hilft dir auch, im Notfall Ruhe zu bewahren. Bereite dich auch darauf vor, die wichtigsten Kontaktinformationen griffbereit zu haben – Nummern und Adressen von Tierärzten und Tierkliniken in der Nähe sowie Tierrettungsdienste sind wichtige Informationen, die im Notfall schnell zur Hand sein sollten.
Einfache Wundversorgung
Wenn offene Wunden vorliegen, ist es wichtig, sofort eine Wundversorgung vorzunehmen. Dabei müssen es nicht immer große Wunden sein – auch aufgekratzte Insektenstiche können eine Infektionsgefahr darstellen. Beginne damit, die Wunde einzuschätzen.
Kleine und oberflächliche Wunden
Handelt es sich um eine kleine Verletzung und ist klar, dass keine schwerwiegenden Schäden vorliegen? Dann reicht oft eine einfache Wundversorgung aus. Spüle die Wunde mit einer Wundspüllösung oder sauberem Wasser. Anschließend erfolgt eine milde Desinfektion. Beachte: Bei solchen Wunden sollte die Desinfektion nur einmal erfolgen, da mehrmaliges Desinfizieren die Wundheilung stören kann. Salben sollten vermieden werden, da sie zu Entzündungen führen können, wenn der Hund daran leckt.
Größere Wunden
Je nach Art der größeren Wunde können die Maßnahmen zur Ersten Hilfe variieren. Grundsätzlich ist es wichtig, die Wunde sauber zu halten und zunächst keine Salben oder Sprays zu verwenden, da dies die Untersuchung durch den Tierarzt erschweren kann. Medikamente zur Behandlung der Wunde sollten in Absprache mit dem Tierarzt verwendet werden.
Starke Blutungen
Wenn dein Hund stark blutet, ist es wichtig, alles zu tun, um die Blutung zu stoppen. Besonders gefährlich sind Blutungen mit hellrotem und pulsierendem Blut, da dies auf eine verletzte Arterie hinweisen kann. Hier muss schnell gehandelt werden! Um die Blutung zu stoppen, lege einen Druckverband an. Decke die Wunde mit einer Mullkompresse ab und wickle Verbandsmaterial fest um die Wunde. Achte darauf, dass der Verband nur für kurze Zeit (ca. 15-20 Minuten) angelegt bleibt, um Druckschäden zu vermeiden. Kühlung kann ebenfalls helfen, indem sie die Gefäße zusammenzieht und den Blutfluss verringert. Das Abbinden der betroffenen Gliedmaße ist selten erforderlich und sollte nur mit einem breiten Band erfolgen, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Suche so schnell wie möglich einen Tierarzt auf.
Fremdkörper
Wenn sich ein Fremdkörper in der Wunde befindet, ist die Größe entscheidend. Kleinere Fremdkörper wie Dornen oder Holzsplitter können selbst entfernt werden. Größere Fremdkörper wie Stöcke oder Glasscherben sollten jedoch nicht selbst entfernt werden, um Blutungen oder andere Komplikationen zu vermeiden. Suche in solchen Fällen sofort einen Tierarzt auf, der den Fremdkörper unter kontrollierten Bedingungen entfernen und die Wunde angemessen versorgen kann.
Bissverletzung
Bissverletzungen sind ein Sonderfall, da sie äußerlich oft harmlos aussehen können. Oft sind nur die Einstiche der Fangzähne als kleine Löcher erkennbar. Doch hier kann der Schein trügen, da bei Bissverletzungen oft auch eine große Wundtasche entsteht, die sich entzünden kann. Lasse Bissverletzungen daher von einem Tierarzt gründlich untersuchen und versorgen, da das Infektionsrisiko hoch ist. Kühlung und Druckverband können bei Bedarf die Blutung stoppen. In jedem Fall solltest du schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen.
Geeignete Wundabdeckung
Zur Wundabdeckung können Kompressen aus dem Erste-Hilfe-Kasten verwendet werden. Um sicherzustellen, dass die Wundabdeckung an Ort und Stelle bleibt, solltest du immer Fixierbinden zur Hand haben. Diese können verwendet werden, um Wunden abzudecken, eine vorübergehende Schnauzenbinde anzulegen oder Notleinen herzustellen. Besonders geeignet sind kohäsive Binden, die nicht am Fell kleben und schmerzfrei angelegt und entfernt werden können. Verwende zwischen der Wundauflage und der Fixierbinde eine Rollwattebinde, um den Verband gut zu polstern. Bei Pfotenverbänden solltest du zusätzlich einen schmalen Streifen Polsterwatte in jeden Zehenzwischenraum legen, um Scheuerstellen zu vermeiden.
Nützliche Helfer
Zusätzlich zum Verbandmaterial gibt es einige nützliche Helfer, die in einem Erste-Hilfe-Kasten für Hunde nicht fehlen sollten. Eine Pinzette eignet sich zum Entfernen von kleinen Fremdkörpern wie Dornen oder Splittern und kann auch zur Entfernung von Zecken verwendet werden – achte jedoch darauf, den Zeckenkörper nicht zu zerquetschen. Eine spezielle Zeckenzange erleichtert das Entfernen von Zecken erheblich.
Des Weiteren sind zwei Scheren von Bedeutung: Eine zum Entfernen von Fell um Wunden herum (um das Infektionsrisiko zu verringern und Überblick zu behalten) und eine zum Schneiden von Verbandmaterial. Stumpfe Spitzen verhindern Verletzungen der Hundehaut beim Arbeiten.
Einweg-Kältepacks können bei Schwellungen und Hitzschlag verwendet werden. Zudem sollten ein Thermometer und eine Taschenlampe griffbereit liegen. Mit der Taschenlampe können Nase, Maul und Ohren des Hundes kontrolliert und auch im Dunkeln Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden.
Erste Hilfe zu Hause und unterwegs
Es ist ratsam, zwei Erste-Hilfe-Kästen zu besitzen: Einen vollständig ausgestatteten für zu Hause und einen abgespeckten für unterwegs. Für unterwegs reichen ein paar Fixierbinden und ein Verbandtuch aus. Mit diesen Utensilien kannst du Wunden abdecken, provisorischen Beißschutz herstellen, in Notfällen beatmen und eine vorübergehende Leine herstellen. Achte darauf, dass das gesamte Material trocken gelagert wird und keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist, um die Haltbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Kontrolliere regelmäßig den Zustand der Inhalte und das Haltbarkeitsdatum, damit im Notfall alles sofort verfügbar ist.
Im Zweifelsfall solltest du immer einen Tierarzt aufsuchen, am besten so schnell wie möglich. Manchmal sehen Wunden unspektakulär aus, sind jedoch aufgrund tiefer liegender Verletzungen oder einem hohen Infektionsrisiko gefährlicher als es zunächst scheint.