“Es geht um Risiko und Kreativität” – Ein Gespräch mit dem Urban-Art-Künstler Patrick Hartl

“Es geht um Risiko und Kreativität” – Ein Gespräch mit dem Urban-Art-Künstler Patrick Hartl

Graffiti und München – zwei Begriffe, die nicht unbedingt miteinander verbunden werden. In einer Stadt mit sauberen Fassaden und manchmal sogar dörflichem Flair bleibt wenig Raum für urbane Kunst. Doch seit der Eröffnung des MUCA (Museum of Urban and Contemporary Art) im letzten Jahr haben Urban-Art-Künstler endlich eine museale Plattform. Die aktuelle Ausstellung “The Art of Writing” vereint sieben Künstler, die Graffiti und Kalligraphie zu einer faszinierenden Kunstform verschmelzen – auch bekannt als “Calligraffiti”.

Einer dieser Künstler ist der Münchner Patrick Hartl, der zusammen mit seinem Freund und Kollegen Christian Hundertmark (unser Mucbook-Designer!) vor wenigen Wochen das Buch “The Art of Writing Your Name” veröffentlicht hat. In diesem Buch präsentieren die beiden 34 Urban-Calligraphy-Künstler. Im Gespräch verrät Patrick Hartl, warum der eigene Name eine zentrale Rolle spielt, ob Urban Art in Museen gehört und warum er Graffiti in München mit Kuhkäffern verbindet.

Der Fokus auf den eigenen Namen

Der Titel eures Buches lautet “The Art of Writing Your Name”. Eine der Fragen, die ihr an jeden Künstler gestellt habt, war, ob er in seinen Arbeiten immer noch seinen Namen schreibt. Wieso steht ausgerechnet der Name so im Mittelpunkt?

Patrick: Für jeden Künstler in unserem Buch hat der eigene Name eine andere Bedeutung. Das Thema “Kalligraphie” eröffnet ein breites Spektrum an Künstlern und Stilen, weshalb wir uns auf einen starken Fokus konzentrieren mussten. Meine künstlerischen Wurzeln liegen im klassischen Graffiti. Dort ging es darum, deinen Namen zu schreiben – wieder und wieder, so oft und auffällig wie möglich. So lange, bis sich der Name in den Köpfen der Menschen festsetzt und sie ihn wiedererkennen. Früher bin ich rausgegangen und habe meinen Namen illegal auf Züge oder Wände geschrieben. Aber heute bin ich zu alt und zu faul für solche Aktionen. Im Leben ändert sich halt auch etwas. Jetzt male ich in Galerien oder auf Festivals und verewige meinen Namen auch dort. Was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass die Lesbarkeit meines Namens nicht mehr im Vordergrund steht. Stattdessen wird vor allem der individuelle Stil des Künstlers erkannt.

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Wahrgenommen werden in der Anonymität

Geht es beim Verteilen des eigenen Namens auch darum, als Individuum in einer Großstadt wahrgenommen zu werden?

Ja, klar. Graffiti ist eine Jugendkultur, und als Jugendlicher reizt dich das Illegale. Wie du bereits sagtest, möchte man in dieser Flut von Dingen und der Anonymität wahrgenommen werden. Das ist sicherlich der Hauptantrieb. Aber in den letzten dreißig Jahren hat sich Graffiti und die Szene rundherum verändert. Deshalb würde ich heute nicht jedem empfehlen, diesen Weg zu gehen.

Die Kunst, Buchstaben zu experimentieren

Deine Werke sind oft kaum lesbar, dein Name löst sich scheinbar auf. Hat das damit zu tun, dass du ihn mittlerweile auf einer Plakette daneben schreibst?

Das würde ich nicht behaupten. Beim Gestalten meiner Bilder denke ich nicht in diese Richtung. Mir macht das Experimentieren einfach Spaß. Im Gegensatz zu manch anderen Künstlern plane ich nicht im Voraus oder weiß, wie das Endprodukt aussehen wird. Ich arbeite gerne mit Buchstaben, auch wenn sie am Ende nicht mehr lesbar sind. Irgendwas muss ich ja schreiben. Andere Kollegen nutzen zum Beispiel Songtexte oder ähnliches, was natürlich legitim ist. Aber wenn ich schreibe, muss ich darauf achten, mich nicht zu verschreiben. Jeder Buchstabe und jeder Schwung ist wichtig für mich. Je weniger ich darüber nachdenken muss, desto besser.

Patrick Hartl

Patrick Hartl ist ein leidenschaftlicher Urban-Art-Künstler, der mit seiner Kunst Risiken eingeht und den eigenen Stil über den Namen stellt. Graffiti mag in München nicht allgegenwärtig sein, aber Hartls Arbeit ist ein Beweis dafür, dass sich urbane Kunst auch in einer sauberen Stadt behaupten kann. Durch seine Experimente mit Buchstaben und Formen schafft er faszinierende Kunstwerke, die zum Nachdenken anregen und Emotionen wecken.

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Graffiti Art

Lass dich von der Kunst von Patrick Hartl verzaubern und tauche ein in die Welt der Urban Art, in der Kreativität keine Grenzen kennt.