Ethik spielt nicht nur im Religionsunterricht eine bedeutende Rolle, sondern auch in anderen gesellschaftswissenschaftlichen und sprachlichen Fächern. Es geht darum, in konkreten Situationen zu verstehen, was es bedeutet, “gut” zu handeln. Die ethische Urteilsbildung im Religionsunterricht berührt die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler auf direkte Weise.
Das Besondere einer christlichen ethischen Urteilsbildung
Eine christliche ethische Urteilsbildung unterscheidet sich von rein philosophischer Ethik. Der christliche Glaube dominiert nicht die autonome Vernunft, sondern stellt einen Sinnhorizont dar, der die Vernunft in Bezug auf ethische Urteile kritisiert, anregt und integriert. Dabei betont die evangelische Ethik vier Grundüberzeugungen: Die Welt ist Gottes Schöpfung, der Mensch ist zum Ebenbild Gottes geschaffen und hat eine unantastbare Würde, die ethische Forderung an den Menschen erreicht ihren Höhepunkt im Doppelgebot der Liebe, und die Motivation zum Guten ist Dankbarkeit.
Zugangsweisen zur ethischen Urteilsbildung
Ein verbreitetes Schema zur ethischen Urteilsbildung ist die von Tödt entwickelte “Theorie ethischer Urteilsfindung”. Dieses Schema strukturiert und differenziert die ethische Diskussion und verdeutlicht den hermeneutischen Prozess, den eine ethische Urteilsbildung fortwährend vollzieht. Allerdings ist die Überprüfung von Handlungsalternativen auf Grundlage verschiedener Normen sehr komplex und für Schülerinnen und Schüler kaum umsetzbar. Daher wird ein Weg vorgestellt, der die Stringenz wahrt und auf eine praktikable Umsetzung von Problemlösungen abzielt.
Kompetenzbezüge
In der ethischen Urteilsbildung spielen sowohl inhaltsbezogene als auch prozessbezogene Kompetenzen eine wichtige Rolle. Die inhaltsbezogenen Kompetenzen müssen vertikal vernetzt und entwicklungspsychologisch abgeglichen werden. Dabei steht die ethische Urteilsbildung im Zentrum und unterscheidet sich von anderen Fächern durch die Anbindung an biblische und theologiegeschichtliche Bezugspunkte. Bei den prozessbezogenen Kompetenzen fließen Wahrnehmungs- und Darstellungsfähigkeit, Deutungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit und Dialogfähigkeit zusammen.
Die ethische Urteilsbildung stellt Schülerinnen und Schüler vor verschiedene Fragen: Welches Problem liegt zugrunde? Was ist eine mögliche Antwort? Sind die Argumente schlüssig? Wie verhalten sich die Argumente zum christlichen Menschenbild? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Antwort? Welche Begründungen gibt es? Wie bewertet man diese Begründungen? Welche Argumentationsstützen bieten philosophische und religiöse Wertesysteme? Was ist mein eigenes Urteil und wie begründe ich es?
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