Ihr seid völlig fertig mit den Nerven, denn euer Baby schläft nicht? Okay, ab und zu schläft ein natürlich schon, aber es schläft erst nach mehreren Anläufen ein und wacht spätestens nach zwei oder drei Stunden wieder auf – auch nachts. Und womöglich fragt ihr euch als Eltern, was ihr bloß falsch macht? Wahrscheinlich nichts. Es ist völlig normal, dass Neugeborene keinen Tag-und-Nacht-Rhythmus haben. Auch das Ein- und Durchschlafen müssen sie erst lernen, das dauert seine Zeit und ist von Baby zu Baby unterschiedlich.
Warum schläft mein Baby nicht?
Ein kleines Baby kennt den Unterschied zwischen Tag und Nacht noch nicht. In der Zeit in deinem Bauch hat es wahrscheinlich meist tagsüber geschlafen, wenn du in Bewegung warst, weil das so schön geschaukelt hat. Hast du dich nachts entspannt, wurde es dagegen öfter aktiv. Kein Wunder, dass dein Baby den neuen Schlaf-Wach-Rhythmus erstmal lernen muss. Aber auch, wenn es abends in den Schlaf findet, ist es völlig normal, dass diese Phasen nicht länger als zwei bis vier Stunden dauern. Denn dann bekommt das Baby wieder Hunger, da sein Magen einfach noch sehr klein ist.
Es gibt Babys, die nach ihrer Milchmahlzeit schnell wieder einschlafen und andere, die dafür bis zu 30 Minuten brauchen. Finnische Forscher haben in einer Studie herausgefunden, dass auch das bei einem zwölf Monate alten Baby noch völlig normal ist. Viele Kinder haben noch Schwierigkeiten, sich selbst zu regulieren. Das bedeutet, sie können nicht ohne Probleme vom Wach sein in den Einschlaf-Modus wechseln.
Euer Baby schläft nicht? Das sind die häufigsten Gründe
Neben der Umstellung auf einen Tag-Nacht-Rhythmus und dem Problem einer noch fehlenden Selbstregulierung (gerade bei Frühchen), kann es noch andere Gründe geben, warum dein Baby nicht schläft.
Körperliche (organische) Ursachen: Wenn euer Baby nicht in den Schlaf findet, beim Aufwachen weint oder es häufiger nachts wach wird, dann überlegt ihr natürlich sofort, welche körperliche Ursache das haben könnte.
Seelische Ursachen und ungünstige Umweltfaktoren: Oft hindern nicht-körperliche Ursachen ein Baby daran, einzuschlafen oder in eine längere Schlafphase zu kommen. Manch ein Baby schläft nicht, weil es vielleicht seelischen Belastungen ausgesetzt ist, die wir als frischgebackene Eltern erstmal gar nicht als solche wahrnehmen.
Wie schlafen Babys?
Um besser zu verstehen, warum viele Babys noch nicht längere Zeit am Stück schlafen und noch keinen Unterschied zwischen Tag- und Nachtschlaf machen, ist es wichtig, sich die Entwicklung des natürlichen Schlafverhaltens von Babys anzusehen. Denn gerade im ersten Lebensjahr verändert es sich stark.
Das Schlafpensum deines Babys verteilt sich über den ganzen Tag und die ganze Nacht. Das heißt: Ein Baby schläft nicht einfach, weil Nacht ist. Dazu kommt: Selten dauern die einzelnen Schlafphasen länger als drei Stunden. Das liegt auch daran, dass sich Leicht- und Tiefschlafphasen schnell abwechseln. Alle 30 bis 45 Minuten am Tag und alle zwei Stunden in der Nacht. Ist dein Baby in einer Leichtschlafphase (auch Traumschlafphase oder REM-Schlaf), können schon kleine Reize (Geräusch, Licht) es aufwecken. Da die Leichtschlafphasen bei sehr kleinen Babys noch überwiegen, passiert das relativ oft. Schließlich geht das Leben um euer Kind herum weiter. Ihr klappert in der Küche mit Geschirr, die großen Geschwister schauen eine Serie oder der Nachbar stellt den Müll raus.
Hat euer Baby eine Tiefschlafphase, können Umweltreize es nicht mehr so leicht stören. Ihr erkennt das daran, dass sein Atem gleichmäßig ist und das Baby sich im Schlaf nur wenig bewegt. Hebt ihr eines der Ärmchen vorsichtig hoch, so merkt ihr, dass es völlig entspannt ist und schlaff runterhängt.
So schlafen Babys bis zum 3. Monat: Wie im Mutterleib verteilen Neugeborene ihr Schlafpensum von 17 bis 18 Stunden noch in kurzen Episoden über Tag und Nacht. Schon im 2. und 3. Monat lernt es mit eurer Unterstützung langsam, dass Schlafen am Tag und in der Nacht ein Unterschied ist. Denn nachts schläft euer Baby zum Beispiel in einem abgedunkelten, stillen Raum, während die Schlafphasen am Tag auch im Hellen oder unterwegs im Kinderwagen stattfinden können.
So wächst langsam der Anteil der Stunden, die euer Kleines nachts schläft. Insgesamt nimmt das Schlafbedürfnis von Monat zu Monat ab. Im 2. und 3. Monat schlafen die meisten Babys rund 16 Stunden. Unterschiede gibt es aber immer. Einige Babys kommen schon in den ersten Monaten mit weniger Stunden aus, andere sind Vielschläfer. Das liegt daran, dass das Schlafbedürfnis zum Teil auch genetisch bedingt ist.
So schlafen Babys bis zum 6. Monat: Mit vier bis sechs Monaten werden die Schlafphasen immer länger. Zwei bis vier Stunden dauern die Schlafperioden, die nun zunehmend in der Nacht liegen. Ein Tag-Nacht-Rhythmus wird erkennbar. Die rund drei Nickerchen am Tag sind mit eineinhalb Stunden meistens kürzer. Insgesamt sinkt der Schlafbedarf auf 14 bis 15 Stunden. Wenn du merkst, dass dein Baby müde wird, leg es hin. Feste Einschlafzeiten machen euch in dieser Phase nur das Leben schwer. Besser ist es, wenn die Eltern sich den Bedürfnissen ihres Babys anpassen. Besonders abends könnt ihr ihm mit Gute-Nacht-Ritualen beim Einschlafen helfen.
So schlafen Babys ab dem 6. Monat: Mit einem halben Jahr sind Gehirn und Magen vieler Babys so weit entwickelt, dass sie theoretisch durchschlafen könnten. Sie wachen dann immer seltener hungrig auf und können immer häufiger wieder einschlafen, ohne zu trinken. Ob dein Kind mit sechs Monaten tatsächlich durchschläft, hängt von vielen Faktoren ab. Hier geht es erst einmal nur um grobe Richtwerte. Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, bei denen das schon klappt, könnt ihr euch langsam an feste Schlafenszeiten herantasten. Langfristig erleichtern sie euch allen den Alltag, weil Baby und Eltern so feste Routinen erlernen. Viele Kinder fordern das nächtliche Füttern aber weit über den 6. Monat ein. Denn mittlerweile ist das Stillen oder Fläschchen geben selbst zum Ritual und zur geliebten Kuscheleinheit geworden, die eurem Kind beim (wieder) Einschlafen hilft.
Warum schläft das Baby plötzlich nicht mehr?
Auch Babys, die bereits durchgeschlafen haben, können erneut Schlafprobleme haben. Wenn dein Baby plötzlich wieder nachts aufwacht und eure Nähe braucht, solltet ihr sie ihm auch geben. Babys werden dadurch nicht „verzogen“, wie es früher oft hieß. Im Gegenteil: Ihr reagiert einfach auf ihr dringendes Bedürfnis nach eurer Nähe und eurer Hilfe und stärkt so eure Bindung. Ebenso wichtig wie eure liebevolle Zuwendung ist bei erneut auftretenden Schlafproblemen aber die Suche nach der Ursache. Herauszufinden, ob Hunger, Durst, Wachstumsschübe, ein neuer Zahn oder zu viel Aufregung im Alltag den Schlaf rauben, ist oft gar nicht so einfach. Jetzt ist eure Geduld gefragt. Versucht, ein Schlaftagebuch zu führen und haltet in Stichpunkten fest, unter welchen Umständen die neuen Schlafprobleme auftauchen. So stoßt ihr vielleicht schneller auf die Ursache.
Halten Wiedereinschlafprobleme bei eurem Baby länger an, ist es gut, einen Kinderarzt, eine Kinderärztin oder eure Hebamme um Rat zu fragen.
So schläft euer Baby besser ein
Wenn ihr denkt, dass die Einschlafschwierigkeiten eures Babys keine organischen Ursachen haben, wenn es satt und frisch gewickelt ist, braucht es meistens nur eins: eure Nähe. Und die könnt ihr eurem Baby einfacher geben, wenn es im selben Raum schläft. Am sichersten geht das, wenn es in einem Beistellbett oder einem eigenen Kinderbett schläft. So könnt ihr gleich reagieren, wenn euer Kleines aufwacht und könnt ihm helfen, wieder in den Schlaf zu finden. Das geht manchmal schon durch leises Zureden und eine Hand, die ihr beruhigend auf seine Brust oder seinen Kopf legt. Beides zeigt: Ich bin für dich da und helfe dir! Du bist nicht allein! Allerdings: Nicht immer ist es gut, gleich auf den ersten Quäker zu reagieren. Manche Babys sind ganz schön laut im Schlaf, grunzen oder schreien sogar kurz auf – man könnte den Eindruck haben, das Baby schläft nicht. Aber dann schläft es einfach weiter. Je besser ihr euer Baby kennenlernt, desto besser wisst ihr auch, wann es schnell Trost braucht und wann es sich von selbst wieder beruhigt.
Tipps zum Einschlafen am Abend
Tipp 1: Schlaffenster nutzen
Versucht, Anzeichen von Müdigkeit rechtzeitig zu erkennen, damit ihr das kommende „Schlaffenster“ nutzt und das Baby nicht übermüdet. Kleine Babys werden nach spätestens zwei Stunden wieder müde. Das erkennt ihr meistens daran, dass sie glasige Augen bekommen, gähnen, quengeln, die Fäuste ballen oder sich die Augen reiben. Wenn ihr jetzt für Ruhe und Entspannung sorgt, habt ihr gute Chancen, dass euer Kind einschläft. Ein Baby tagsüber wach zu halten, damit es nachts besser oder länger schläft, klingt übrigens nur auf den ersten Blick nach einer guten Idee. Das Ergebnis ist leider ein übermüdetes Kind, das noch schlechter in den Schlaf findet.
Tipp 2: Für Ruhe und Entspannung sorgen
Zum Einschlafen braucht ein Baby eine ruhige Umgebung mit wenig Reizen. Ein abgedunkeltes, ruhiges Zimmer is