Es gibt wohl kaum einen Berufsstand, der so häufig sein Tun reflektiert und schon während der Ausbildung so ausgiebig darin geschult ist, das eigene Handeln selbstkritisch zu hinterfragen, wie der der Erzieherinnen und Erzieher. Teams sitzen regelmäßig zusammen und analysieren rückblickend Situationen. Viele Erzieherinnen und Erzieher überdenken noch weit nach Dienstschluss erlebte Situationen und die eigene Rolle. Jede Fachkraft hat dabei ihr eigenes Erleben, eigene Grenzen und vor allem eigene Erwartungen an die Arbeit, die Kinder und die Eltern. Jeder kennt das: Alle haben dieselbe Situation erlebt, aber jeder auf seine eigene Weise.
Praxisbeispiel
Nach dem Abschlussgottesdienst eines Kirchenprojekts äußern verschiedene Kolleginnen ihre Eindrücke. Die Meinungen sind vielfältig: Einige haben sich darüber gefreut, dass so viele Eltern anwesend waren, während andere der Meinung sind, dass es zu wenige waren. Wieder andere fanden die Kinder voll dabei, während es für einige zu laut und unruhig war. Es gibt auch Kolleginnen, die gerne noch mehr Meinungen der Kinder gehört hätten oder sich über spezifische Beobachtungen freuen. Die Vielfalt der Eindrücke zeigt, wie unterschiedlich Situationen wahrgenommen werden können.
Die Bereitschaft, zu reflektieren, ist in den meisten Teams groß. Doch allein die Reflexion reicht nicht aus, wenn keine konkreten Schritte zur Verbesserung der Arbeit unternommen werden. Die Ergebnisse der Reflexion müssen dokumentiert werden und sich auf die Arbeit auswirken.
Seit 2005 ist die Evaluation in Kitas gesetzlich festgeschrieben und gilt als unverzichtbares Instrument zur systematischen Qualifizierung der Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Die Evaluation dient dazu, die Qualität der Arbeit zu erfassen und zu bewerten, sowie geeignete Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Evaluation wird vom Träger gesteuert und erfolgt turnusmäßig und geplant.
Formen der Evaluation
Es gibt zwei Formen der Evaluation: die interne und die externe Evaluation. Bei der internen Evaluation bewerten die Kita-Leitung und das pädagogische Team der Kita ihre eigene Arbeit auf individueller und auf Teamebene. Die externe Evaluation dagegen dient dazu, den Kindertagesstätten eine fachlich begründete Fremdeinschätzung zu ihrer pädagogischen Arbeit mitzuteilen.
Interne Evaluation mittels Indikatoren
Die interne Evaluation erfolgt mittels Indikatoren, die den einzelnen Prozessen der Kita zugeordnet werden. Diese Indikatoren erlauben es, den Ist-Zustand jedes Prozesses zu bewerten und zu vergleichen. Die erreichten Punktzahlen geben Aufschluss darüber, wie gut ein Prozess bewertet wurde und ob Verbesserungen nötig sind. Die Daten dienen als Hilfsmittel in einem dialogischen Prozess, in dem die Beteiligten gemeinsam ihre Arbeit reflektieren und verbessern.
Elternbefragungen
Elternbefragungen sind ein wichtiges Instrument, um die Meinung der Eltern zur Betreuungsqualität und zum Verhalten der Erzieherinnen und Erzieher zu erfahren. Die Befragungen dienen als Stimmungsbarometer und ermöglichen es den Eltern, ihre Wahrnehmung und ihre Einschätzung der Qualität der Kita mitzuteilen. Die Ergebnisse der Befragungen sollten transparent und nachvollziehbar aufbereitet werden, um den Eltern eine echte Beteiligung zu ermöglichen.
Befragung der Kinder
Auch die Meinung der Kinder ist von großer Bedeutung. Sie können auf verschiedene Weise befragt werden, zum Beispiel im Stuhlkreis oder durch Malen. Die Meinung der Kinder zur Betreuungsqualität und zu den Aktivitäten in der Kita liefert wertvolle Hinweise für die Qualitätsentwicklung.
Einschätzung durch die Fachberatung
Die Fachberatung kann eine wichtige Rolle bei der Evaluation spielen. Sie kann die Kita vor Ort unterstützen und Qualitätsentwicklungsmaßnahmen planen und umsetzen. Die Einschätzungen der Fachberatung fließen in die Berichte für den Träger ein und tragen zur Qualitätssicherung bei.
Audit
Ein Audit ist ein Gespräch, bei dem eine neutrale Person von außen die Kita besucht und mit der Leitung und dem Team spricht. Ziel des Audits ist es, sicherzustellen, dass das Qualitätsmanagementsystem bekannt ist und gelebt wird. Die auditierende Person prüft, ob es Abweichungen zu den Qualitätskriterien gibt und ob die Regelungen eingehalten werden. Audits dienen der Qualitätssicherung und können intern oder extern durchgeführt werden.
Die Leitung trägt die Verantwortung für die Evaluation und muss sicherstellen, dass die Qualitätsentwicklung in der Kita gelebt wird. Die erhobenen Daten sollten transparent und nachvollziehbar sein, um eine kontinuierliche Verbesserung zu ermöglichen.
Evaluation in Kindertageseinrichtungen ist ein wichtiges Instrument zur Qualitätsentwicklung. Sie ermöglicht es den Teams, ihre Arbeit zu reflektieren und zu verbessern. Durch die Einbeziehung von Eltern und Kindern können unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden. Die Ergebnisse der Evaluation dienen als Grundlage für die weitere Arbeit in der Kita und tragen zur kontinuierlichen Verbesserung bei.